Das Krippenspiel wird zum Welttheater

Zum Advent

„Wehe“ – dieses Wort hört man selten in der Kirche. „Wehe den Hirten!“ – So ist uns das Bild vom Hirten nicht vertraut. Besser kennen wir das andere: Ich selbst werde mein Volk weiden, spricht Gott. Lieber hören wir seine Zusage, dass er selber kommt und nach uns sieht wie ein Hirte, der nach seiner Herde schaut.

Aber die Erinnerung an dieses Wehe, kann uns eine Dimension aufschliessen, die wir vielleicht zu wenig beachtet haben. Es ist auch eine Antwort an die, die das naiv oder lächerlich finden. Und vielleicht sind wir nicht unschuldig daran, weil das Bild vom Hirten verniedlicht wurde.

 

Hirten und Schafe

Bald ist Advent und es geht wieder auf Weihnachten zu. Bald sehen wir wieder Mädchen und Buben als Engel und Hirten im Krippenspiel. Die Hirten – wir vergessen es, wenn wir die eigenen Kinder da vorne spielen sehen – stehen für die Herrscher der Welt. Alle kommen zur Krippe. Am Ende, wenn die Zeit erfüllt ist, so sagt der Prophet Jesaja, werden alle Völker nach Jerusalem strömen, zum Berg des Herrn, und er wird uns seine Wege lehren und wir werden auf diesen Wegen gehen! „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spiesse zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ (Jes. 2,4)

 

Die Hirten sind Herrscher. Was zur Krippe strömt, das ist die ganze Welt, das ist alles, was hier auf Erden keine Antwort weiss und sich unerlöst im Kreise dreht und die immer neuen, immer alten Konflikte aus sich heraus gebiert. Wenn wir die Hirten so verstehen, wandelt sich das Krippenspiel zum Welttheater.

 

Wo wir das Wünschen schon verlernt haben

Die Türen im Adventskalender werden gewaltig aufgestossen. Sie machen den Blick frei nicht nur auf unsere private Welt. Wir dürfen alles ansehen, was uns plagt und wo wir das Wünschen schon verlernt haben, weil wir nicht mehr glauben, dass es eine Antwort gibt – eine Antwort:

  • für den Frieden auf dieser Welt,
  • für das Zusammenleben der Menschen – über alle Gegensätze hinweg:
  • zwischen Einheimischen und Fremden, zwischen Wohlhabenden und Armen, zwischen Menschen mit verschiedenen Interessen.

 

Wir dürfen alles ansehen, was uns plagt und wo wir das Wünschen schon verlernt haben, weil wir nicht mehr glauben, dass es eine Antwort gibt:

  • für einen Frieden mit der Natur, mit dem Boden, der vergiftet ist, mit dem Meer, das aus dem Gleichgewicht gerät, mit der Luft, die voller Schadstoff ist,
  • mit dem Klima, das sich verändert, mit den vielen Arten von Pflanzen und Tieren – in Millionen von Jahren sind sie entstanden, in wenigen Jahren haben wir sie ausgerottet.
  • Und wir dürfen auch die Fragen wieder stellen, die das eigene Leben betreffen, alle Fragen, die wir für uns schon abgeschlossen haben.

 

Die Frage nach Gott wird hier gestellt und seiner Herrschaft. – Ist er derjenige, der es in Händen hält? Weiss er eine Antwort? Steht er bereit? – Wir sind nicht die ersten Geschlechter von Menschen hier auf dieser Erde, die Naturkatastrophen erleben, nicht die erste Zivilisation, die aus eigener Schuld eine ökologische Zerstörung verursacht. Das gab es schon im Alten Orient.

Wir sind nicht die ersten Völker, die auf eine lange Geschichte zurückblicken und sich zweifelnd fragen, ob das dem Menschen möglich ist, in Frieden zusammen leben. Der Alte Orient stand im Bannkreis vieler grosser Reiche. Viele Mächte haben sich hier abgelöst, viele Formen von Herrschaft wurden erprobt. Es ist eine lange Erfahrungsgeschichte. Ein Labor der Menschheitsgeschichte, in dem alles schon versucht wurde. Und die Antwort ist: Nein, der Mensch kann die Fragen nicht lösen, die er aufwirft.

Der Mensch, so beklagt sich Gott bei einem Propheten im Alten Testament, ist wie ein Pfeilbogen, der verbogen ist. Man kann noch so genau mit ihm zielen, man trifft nicht ins Ziel. Aus eigener Kraft, so heisst das, kann der Mensch sein Ziel nicht erreichen. Der Mensch hat die Bedingungen seines Daseins nicht in seiner Hand. Er ist nicht Subjekt seiner Geschichte. Er ist nicht Herr seines Schicksals. Und doch ist es da. Wie sollen wir es nennen, das alles hervorgebracht hat?

Wir mögen uns dagegen sträuben, aber es ist eine andere Kraft, die den Anfang machte und immer wieder neu macht, die alles Dasein trägt. – Das Andere ist es. Das Grosse. Wie sollen wir es nennen, wenn wir nicht Gott sagen? Ja, wir sträuben uns dagegen. Es gibt einen aktiven Widerstand gegen den Glauben. Obwohl es ja auf der Hand liegt, dass wir nicht aus uns selber leben, sondern aus all dem, was vor uns ist. Aus Gnade, wie man früher sagte.

 

Logik der Angst

Es gibt einen aktiven Widerstand. Der Mensch will nicht vertrauen, er will sicher sein. Sicherheit, das ist ein Produkt der Angst. Wir wollen die Bedingungen unseres Lebens selber in der Hand halten. Es ist eine Illusion. Aber diese Illusion ist uns lieber als das Eingeständnis: Nein, ich habe mein Leben nicht in der Hand.

So folgen wir der Logik der Sicherheit – mit allen Folgen die das hat. Misstrauen führt zu Misstrauen, Aufrüstung zu Gegenaufrüstung, Schlag zu Gegenschlag. Einmarsch zu Terror. Es sind die alten Prozesse des Aufschaukelns, die den Knoten der Probleme nicht lösen, sondern nur immer schärfer anziehen.

Wir haben in der jüngsten Vergangenheit genug davon erlebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Welt unter der Drohung eines Atomkrieges. Und da, unter der Drohung der gegenseitigen Vernichtung, kam eine Gegenbewegung in Gang. Man lernte aus der Geschichte. Statt Aufrüstung kam Abrüstung. Um den Gegenschlag zu vermeiden, den die Welt nicht überlebt hätte, wurde der Erstschlag verbannt. Nur schon, wenn man Truppen verschob, gab man der Gegenseite eine Information, damit diese das nicht für eine Angriffshandlung hielt. Das waren die sog. vertrauensbildenden Massnahmen, die damals die Welt gerettet haben.

Wir Menschen sind lernfähig. Wir haben gelernt, dass Vertrauen besser ist als Sicherheit. Dass Vertrauen die Welt retten kann, während Sicherheitsdenken sie in den Abgrund führt.

 

Logik des Vertrauens

Vertrauen, das ist das, was Gott will. Das ist das, was wir lernen müssen, wenn das Projekt Menschheit gelingen soll. Das ist das, was nötig ist, wenn diese Welt eine Chance haben soll.

Das ist der Weg, von dem Jesaja spricht: Am Ende, wenn die Zeit erfüllt ist, so sagt er, werden alle Völker nach Jerusalem strömen, zum Berg des Herrn, und er wird uns seine Wege lehren und wir werden auf diesen Wegen gehen! „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spiesse zu Sicheln machen.“

 Er wird uns seine Wege lehren und wir werden auf diesen Wegen gehen! Das ist das Bild des Hirten. So errichtet er seine Herrschaft. So findet er Menschen, die ihm nachfolgen. So beginnt etwas Neues auf der Erde.

Gott offenbart sich als Herr der Geschichte. Er zeigt sich aber als gütiger Herrscher, der unser Bestes will, zeigt sich im Bild eines Guten Hirten. So, unter diesem Bild, werden die Kräfte wach, die uns helfen, auf seinem Weg zu gehen. So können wir Angst besiegen, die uns bereden will, doch lieber auf Nummer sicher zu gehen.

So lernen wir auf Machtspiele verzichten, die uns ins Abseits führen. So sagen wir uns los von der Gegenschlags-Logik, die alle Probleme nur verschärft und den Terror in die Welt trägt. So lernen wir vertrauen. So lernen wir glauben.

 

Eine zweite Naivität

So werden wir vielleicht naiv, aber es ist eine zweite Naivität, die nichts Lächerliches hat. Es ist eine Heilung aus unserem Zynismus, ein Balsam auf unseren Sarkasmus, ein Pflaster auf unsere Unfähigkeit, noch mal von vorn anzufangen mit unserm Leben und mit den Fragen die uns in der Welt beschäftigen. Statt dass wir alles den Abhang runter sausen lassen wie in den Actionfilmen, wo wir unsere Lust am Untergang pflegen. Das ist die Naivität die Jesus Christus meint, wenn er sagt: Niemand wird in das Reich Gottes eingehen, wenn er es nicht annimmt wie die Kinder.

Dieses Reich Gottes ist nicht im Jenseits, nicht am Ende Zeit, es kommt nicht nach dem Tod. Es ist immer wieder da: dort, wo ein Mensch glaubt und vertraut. Wo er sich nicht leiten lässt von seinen Angstbildern, sondern vertrauensvoll auf andere zugeht, da entsteht es für einen Moment.

 

Jetzt

Wo der Mensch vertraut und nicht misstraut, da blitzt es auf, das Reich Gottes, und es leitet eine Handlung an. Es lässt einen Raum entstehen, wo Menschen sich angenommen fühlen. Es prägt ein Stück Zeit, ein Stück Wirklichkeit, wo Leben eine Chance hat, das, was wir eigentlich meinen mit „Leben“ und was wir uns ersehnen – nicht die Machtspiele, die wir kennen vom Arbeitsplatz oder von der Politik.

Dieses Reich Gottes, wo wir uns von Gott führen lassen wie von einem Hirten, das haben wir nicht auf immer. Wir finden es in einem Moment, und wir verlieren es im nächsten. Aber wir können es wieder finden. Es ist wie ein Weg, von dem wir abweichen, auf den wir aber auch zurückkehren können. Es ist der Weg Jesu Christi.

Es ist der Weg, der ans Ziel führt. Das ist die Überzeugung all der Generationen, die mit der Bibel gelebt haben und die sie uns überliefert haben.

Das ist das, woran ich glaube. Ich habe nichts Besseres gefunden.

 

Aus dem Propheten Ezechiel:

„So spricht Gott: Wehe den Hirten, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? 3 Aber ihr esst das Fett und kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete, aber die Schafe wollt ihr nicht weiden. (…)

15 Ich selbst will meine Schafe weiden, spricht Gott. 16 Ich will das Verlorene suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken. (…) Ich will sie weiden, wie es recht ist.“ (Ez 34,2ff)

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12 Kommentare
  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 18:10 Uhr, 08. Dezember

    Für mich ziemlich steinzeitliche „Theologie“ = weit vom historischen Jesus und seiner Liebesbotschaft entfernt – und für diesen Blog viel zu lang (wieder mal eine Predigt?)

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  • Barbara Oberholzer
    Gepostet um 21:04 Uhr, 08. Dezember

    Der letzte Abschnitt „Jetzt“ berührt mich.

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 22:44 Uhr, 08. Dezember

    Jesus macht in seinen SELIGPREISUNGEN (Mat. 5) eine Zielvorgabe und ein Trainingsprogramm zur „Menschwerdung des Menschen“. Da kommt „Gott“ kein einziges Mal vor, wohl aber die Konsequenzen von Jesu „…ihr aber sollt (könnt) vollkommen sein, wie euer Vater in den Himmeln vollkommen ist“. In meiner Interpretation: „…wie das Bild, das ihr euch von ihm macht!“ Es geht meiner Überzeugung bei Jesus nicht um „Gott her – Gott hin“. Sondern um ein M e n s c h s e i n, bei dem „Mensch“ ein Ehrentitel ist. Für viele Menschen – auch für mich – ist Gott nicht (mehr) greifbar. Vielleicht im „Glauben“, aber Glauben ist bei Jesus meiner Erkenntnis nach ein horizontales „für möglich-Halten und also etwas Auszuprobierendes und zu Wagendes. Und sei es „nur“ aus Verzweiflung.

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    • michael vogt
      Gepostet um 04:40 Uhr, 09. Dezember

      es gibt aber existentielle fragen, die die reine vernunft nicht beantworten kann, jedenfalls bis heute nicht beantwortet hat: was, wenn das universum in sich zusammenkracht? wir können das sterben trainieren, aber das wort tod ist nicht eine befriedigende antwort – es sei denn als tod des todes, was aber dem training nicht zugänglich ist und sich, soweit ich sehe, auch nicht als zielvorgabe eignet.

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    • michael vogt
      Gepostet um 15:15 Uhr, 09. Dezember

      jesus hat offenbar gewusst, dass der trainingseffekt in der entspannungsphase zustande kommt, darum bingt er den mit den lilien des feldes, die ohne jedes training auskommen. dass es dann immer der vater ist, der sie einkleidet. . . dass da nicht mal eine freundin oder ein freund. . . vielleicht ging es ihm tatsächlich nicht um die frage, ob „. . .er“ oder „. . .-in“, aber da hat er etwas perpetuiert und neu die welt gesetzt. und ist es armut im pneuma, wenn Sie eine projektionstheorie reinbringen? meister eckhart sagt, ein armer mensch sei einer, der nicht will, nicht weiss und nicht hat. luther hat erfahren und dargelegt, dass das gesetz einen zur verzweiflung bringen kann. das macht auch der meister mit dem schüler im koan-zen: alles ist immer wieder falsch. im moment der kapitulation kommt etwas anderes hervor. buddhismus, wurde schon gesagt, sei selbsterlösung. buddha hat aber das selbst zur illusion erklärt. es ist eine illusion zu meinen, w i r könnten etwas. was wir können hat eine geschichte von milliarden von jahren, „vor uns“ (peter winiger). der mensch kann nichts von sich aus, a se. diese aseität kommt nach der theologischen tradition allein gott zu. was verbirgt sich hinter diesem wort? was offenbart sich durch dieses wort? gibt es auch andere worte, und vervollständigt sich die offenbarung, die erfahrung durch ihre gegenseitige durchdringung? das verstehe ich Sie, sehe es nicht in jeder hinsicht anders. war auch verwundert, wie sehr in genf (500 jahre reformation) auch jugendlichen ein vater vor augen geführt wird, der nicht auf die idee kommt, auch den zuhause gebliebenen sohn zu feiern, und nicht auf den gedanken, dass es ja sein eigener leichtsinn sein könnte, den er auf den abtrünnigen sohn vererbt hat. mutter und tochter hätten ihn vielleicht darauf aufmerksam gemacht, wenn sie etwas zu sagen gehabt hätten – dass seine barmherzigkeit, modern und krass gesagt, auch eine narzisso show ist. aber eines möchte ich nicht missen: die entlastung des menschen, die entspannung, die pause. und das, was wohl den kern der geschichte vom verlorenen sohn oder auch vom verlorenen schaf ausmacht.

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      • michael vogt
        Gepostet um 03:15 Uhr, 10. Dezember

        korr.: in die welt gesetzt + da verstehe ich Sie

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  • michael vogt
    Gepostet um 04:19 Uhr, 09. Dezember

    das ezechiel zitat am ende: genial. man müsste zu den herrschern sagen: „weide deine schafe wie dich selbst!“ „ist er derjenige, der es in händen hält?“ genauer: es wird gesagt, er sei der, „der himmel und erde gemacht hat“. was berechtigt ihn nun zu beklagen, der mensch sei ein verbogener pfeilbogen, der nicht treffen kann, also „sündigt“? ich gehöre ja dann auch zu denen, die meinen „etwas besseres“ gefunden zu haben: die theologie wird zur coincidentiologie. sie ist ein stückwerk, das andere stückwerke braucht, gerade auch den „widerstand gegen das vertrauen“, nicht im sinne des misstrauens oder der übertriebenen absicherung, sondern darin, dem vertrauen nicht eine zu grosse bedeutung zuzumessen, weil das wiederum zur angst führen kann, nicht vertrauen zu können. mit dieser fragmentarischen berkung danke ich für die infragestellung des „besseren“.

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 17:18 Uhr, 09. Dezember

    Ja, ja, der gute alte Ezechiel… Der ist nun auch schon lange tot . mitsamt seinen „Weissagungen“. Der Volksmund sagt zwar: „Gotte Mühlen mahlen langsam“ – aber soooo langsam??? – Irgendetwas stimmt da nicht….

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 17:19 Uhr, 09. Dezember

    Natürlich „Gottes Mühlen…“

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    • michael vogt
      Gepostet um 21:28 Uhr, 09. Dezember

      am besten geht es euch, wenn ihr tot seid, wie der ton des töpfers oder der töpferin. (vgl. rm 9.21) das wäre makaber, wenn es nicht bedeuten würde, in einem von grund auf erneuerten leben zu wandeln, in dem man alles anders sieht, gerne lebt, ohne das leben zerstören zu müssen. das wort gott kann verschiedenste assoziationen hervorrufen – und sei es die gotte, mit der wir nicht so recht zurechtkamen. das ende des lebens während des lebens ist zugleich das ende der negativassoziation.

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 11:36 Uhr, 10. Dezember

    Für den Töpfer oder die Töpferin dürfte der Ton eben gerade nicht „tote Materie“ sein. Und wenn der Prophet dieses Bild gebraucht, schon gar nicht. Denn dann geh tes vfollends um Menschen, um SEELEN. Gell!?

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  • Peter Winiger
    Gepostet um 09:56 Uhr, 13. Dezember

    Noch mehr Steinzeit
    Vielen Dank für die Kritik. Es ist wirklich eine alte Theologie angesprochen.
    An der Gestaltung des Hirtenthemas lässt sich so etwas wie eine politische Theologie in der Bibel ablesen. Hier wird auch Kritik an politischen Führern und an sozialen Zuständen laut. Diese Erinnerung kann uns gegen die Verniedlichung der Weihnachts-Botschaft helfen. Weihnachten hat auch Erwachsenen etwas zu sagen.

    Eine andere Frage ist, ob und wieweit wir Propheten-Texte beziehen können, v.a. wo sie Unheil ansagen. Ist nach Jesus Christus noch eine Unheils-Prophetie möglich? Dies vor dem Hintergrund der Glaubens-Aussage, dass in Jesus Christus ein für alle Mal Heil geschehen ist.
    Diese Frage hat mich lange beschäftigt, weil das Neue Testament für mich unaufgebbar ist, ich aber nur bei den Propheten eine Kraft fand, die dieser Zeit gewachsen schien.

    Ich möchte diese Frage aber nicht in einem Blog stellen. Es gibt theologische Fragen, die man nicht am Schreibtisch lösen kann, unbeteiligt an dem, was herauskommt und ohne Einsatz des eigenen Lebens. Man stellt sie „unter Furcht und Zittern“, sonst werden Gott und Mensch beleidigt. Und „Christologie“ ist keine geistige Turnübung, bei der man versucht, die Glaubensaussagen aus allen möglichen Tendenzen der Kultur zu rekonstruieren. Sie hängt wesentlich mit „Soteriologie“ zusammen. Manchmal habe ich den Verdacht, wir finden heute keine überzeugende Christologie mehr, weil wir die Erlösung nicht mehr nötig haben.

    So bleibt auch die Aussage über Weihnachten und seine Erlösungsbotschaft leer. Und man kann dieses Glaubensfest denen überlassen, die aus den Steinen der alten Tempel ihre Marktbuden bauen.

    Ezechiel, um nochmals auf ihn zurückzukommen, lässt es mit einer Kritik an Hirten und Führern nicht bewenden. Wie andere Propheten bricht er die politische und soziale Kritik herunter durch alle Stufen der sozialen Hierarchie bis zum einzelnen Bürger. „Die Bürger des Landes erpressen und rauben. Sie beuten die Schwachen und Armen aus und erpressen die Fremden gegen jedes Recht“ heisst es Ez 22, 29f.
    So kann jeder bei sich selber nachsehen. War die Adventszeit früher nicht auch eine Vorbereitungszeit, in der man sich auf das Kommen Gottes vorbereitete?

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