Der Widerstand sind wir

Erneute Terror-Schlagzeilen, dieses Mal aus dem Londoner Parlamentsviertel. Mit jeder dieser Hiobs-Botschaften wird die Frage in mir lauter, was mich mehr erschrecken soll: Die sinnlose Gewalt und das unsägliche Leid – oder die Reaktionen darauf, wenn ich meinen Facebook-Feed durchscrolle. Nicht die #prayforlondon-Hashtags. Auch nicht die populistische Instrumentalisierung aus dem rechten Lager. Eher das, was auf der emotionalen Ebene zu Tage tritt. Im Falle von London waren es die Posts, welche mehr oder weniger explizit die Frage aufwarfen: Wieso wurde der verletzte Attentäter medizinisch versorgt? Hätte man den Kerl nicht gleich auf offener Strasse ausbluten lassen sollen?

Angesichts solch feiger Gewalt einen dicken Hals zu kriegen, ist durchaus nicht ganz unverständlich. Vermutlich auch nicht, dabei eine gewisse Genugtuung zu empfinden, wenn der Verursacher derartigen Leidens selbst leiden muss. Eine solche Reaktion ist angesichts solcher Schreckensbilder nicht mehr (und auch nicht weniger) als natürlich. Und doch stellt sich die Frage: Was wollen wir solch hasserfüllten Gewalt entgegenstellen? Mehr Hass, mehr Verachtung, mehr Gewalt?

In erster Linie hat der Rettungsdienst wohl einfach seine Arbeit gemacht. Doch genau dieses Bild von den Sanitätern, die sich um den Attentäter kümmern, war vielleicht der Hoffnungsschimmer in all diesem Schrecken. Als Bild des Widerstandes. Du kannst versuchen, uns zu töten – wir werden versuchen, dich zu retten.

War in der Vergangenheit gewaltloser Widerstand meist eher die Antwort marginaliserter Minderheiten und der Unterdrückten, wird je länger je mehr deutlich: Es ist auch die einzig mögliche „Waffe“ unserer Gesellschaft gegen diese Form des Terrors in seiner sinnlosen Mutwilligkeit. Denn egal wie sehr wir die Sicherheitsvorkehrungen erhöhen, unsere Messer schärfen und Gewehr bei Fuss stehen: Es bleibt ein ungewisses Restrisiko.

Wir könnten darob verzweifeln. Emotional abstumpfen. Oder uns vom Hass entzünden lassen. Aber dann gewinnt der Terror. Unser Widerstand muss ein anderer sein. Einer, der ohne Waffen kämpft, aber nicht mit leeren Händen. So wie die Sanitäter in London, die um das Leben des Attentäters gekämpft haben. Denn: „Finsternis kann keine Finsternis vertreiben. Das gelingt nur dem Licht. Hass kann den Hass nicht austreiben. Das gelingt nur der Liebe“, wusste Martin Luther King aus eigener leidvoller Erfahrung. Und wie wir als Gesellschaft mit diesen Erfahrungen des sinnlosen Leides umgehen, ist von entscheidender Bedeutung.

Was setzen wir der Gewalt entgegen? Zücken wir unsere Schwerter und schlagen zurück? So wie Petrus dies tat, bei der Verhaftung seines Meisters (siehe dazu Lukas 22 ab Vers 49). Kann man machen. Muss man aber nicht. Bringt vermutlich auch nicht viel. Die Reaktion von Jesus hingegen, der seinem Widersacher die Hand auf das abgeschlagene Ohr legt und diesen heilt, scheint mir da vielverspechender zu sein. Nun können wir, hier und heute, solche Wunden meist nicht durch einfaches Handauflegen heilen. Und wir sind auch nicht alle die Rettungssanitäter, die sich um einen Attentäter kümmern. Aber was mit diesen Bildern zum Ausdruck kommt, kann unser Schlachtruf werden: Nein, wir lassen dich nicht ausbluten wie ein Tier. Ganz egal, was du in uns siehst: Wir sehen dich als Menschen. Und als einem solchen werden wir dir begegnen.

Der Widerstand sind wir. Überall dort, wo wir der Gewalt mit Gewaltlosigkeit begegnen und diese Abwärtsspirale, diesen wahrhaftigen Teufelskreis von Hass, Verachtung und Gewalt brechen. Dieser Widerstand kostet uns alles, ja vielleicht sogar noch mehr – aber verteidigt das einzige, was wir wirklich haben: Unsere Menschlichkeit. Verlieren wir diese, haben wir den Krieg gegen den Terror verloren, selbst wenn wir die eine oder andere Schlacht gewinnen. Davon zeugt die menschliche Geschichte zu genüge.  Aber auch vom anderen zeugt sie: Vom Sieg der Gewaltlosigkeit gegen den Terror von Diskriminierung und Unterdrückung. Es sind dies keine einfachen, billigen Siege. Doch an genau diesen zeigt sich: Selig sind die Gewaltlosen – sie werden das Land besitzen. Miteinander.

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31 Kommentare
  • michael vogt
    Gepostet um 07:37 Uhr, 24. März

    es wird gesagt, jesus habe „den absoluten gewaltverzicht“ gefordert. (michael meier in der bund) wenn das stimmt, war er ein grausamer idealist, der die schwachen der gewalt der starken preisgibt. ich würde darum auch nicht sagen, die gewaltlosigkeit sei unsere einzige waffe. das würde nämlich heissen, den täter das parlament stürmen zu lassen. und ginge das so leicht, würden es wohl entsprechend viele tun. wäre die reanimation des täters – worum es, wenn ich recht sehe, ging – gelungen, wäre er möglicherweise aus einer wunderbaren nahtoderfahrung in ein schwerbehindertes leben zurückgeholt worden. menschlichkeit? gewaltlosigkeit? aber die norm des gewaltlosen widerstandes gilt. nur muss sie, wie jede norm, situationsethisch – wie gesagt wird – abgefedert werden. unsere wohlstandsverwahrloste zivilisation ist auf ihre weise dermassen gewalttätig, dass ich nicht mit fingern auf einzelne zeigen kann. die welt als ganzes, das terror aus sich entlässt. wir sollten uns von der stimme des terrors, die nicht identisch ist mit der ideologie der terroristen, auch etwas sagen lassen. zugleich: das böse tun, damit das gute daraus komme, widerspricht dem liebesgebot. (rm 1.18 und 3.8)

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    • Michael Wiesmann
      Gepostet um 08:35 Uhr, 24. März

      Lieber Herr Vogt. Ja, Jesus hat den Gewaltverzicht sowohl gefordert als auch gelebt. Gleichzeitig hat er sich aber aus der Alltagspolitik rausgehalten. Heisst: Rückschlüsse aus seinem Verhalten können wir in individualethischer Weise ziehen – nicht in staats- oder sicherheitspolitischer. Ein Staat darf und soll seine Bürger schützen. Es hätte keinem geholfen, dem Attentäter während des Amoklaufs ein Glas Wasser anzubieten. Ihn mit der gebotenen Gewalt zu stoppen, war in diesem Moment wohl der einzige Weg. Denn er hat vorsätzlich sein Leben in die Waagschale gegen andere Leben in die Waagschale geworfen.

      Aber: Wir haben diese Form der Gewalt an den Staat delegiert. Und auch nur genau soviel Gewalt wie notwendig ist um Schlimmeres zu verhindern. Gewaltlosigkeit heisst nicht, einen amoklaufenden Terroristen umarmen zu wollen. Sondern dem Hass nicht noch mehr Hass entgegenzusetzen. Braucht es Sicherheitsmassnahmen und defensive Gewalt? Auf sicherheitspolitischer Ebene muss das wohl sein. Aber diese Gewalt sollte kein Teil unseres Lebens, unserer Gesellschaft, unseres Denkens werden. Ansonsten lassen wir uns entmenschlichen und unserer eigentlichen Freiheit berauben.

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  • Marc Bonanomi
    Gepostet um 10:00 Uhr, 24. März

    Was mich bei jedem Bericht über Terroranschläge wütend macht: Da wird in Schlagzeilen hochgejammert, wie schlimm, wie schlimm…. Aber dass in derselben Minute 30-50 Menschen verhungert sind, weil wir ihr Brot unsern Schweinen verfüttern, darüber wird eiskalt geschwiegen. Ich frage mich dann immer: wer ist hier der Terrorist?

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  • Mike Chudacoff
    Gepostet um 10:48 Uhr, 24. März

    Aber was ist denn ethisches Handeln in einem gewaltsamen Umfeld? Bei den IS-Schergen sehe ich nicht unbedingt, dass wir immer gewaltlos handeln müssen, Jesus hat z.B. selber die Händler aus dem Tempel vertrieben. Damit meine ich nicht, einen Terroristen verbluten zu lassen oder ihn/sie zu exekutieren. Die Reaktion darf in wohlüberlegten, gezielten Massnahmen bestehen, die auch auf Prävention zielen (z.B. Einbezug der muslimischen Gemeinschaften in der Terrorbekämpfung, Bekämpfung der Armut und Ausgrenzung zuhause und im Ausland). Es darf die Balance zwischen Überwachung und demokratischen Freiheiten austariert werden. Und leider gehören auch gezielte militärische Gegenmassnahmen dazu, bei aller Liebe zu einem gewaltlosen Leben. Das haben wir doch alle schon gelesen oder gehört. Die Antworten auf Terroranschläge sind anscheinend so widersprüchlich und vielfältig wie es die Heiligen Schriften sind.

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    • Michael Wiesmann
      Gepostet um 10:57 Uhr, 24. März

      Lieber Herr Chudacoff. Wie bereits weiter oben kommentiert, geht es mir nicht darum, ob der Staat mit angemessener Gewalt seine Bürger auf eigenem Grund und Boden verteidigen darf. Dafür bezahlen wir letztendlich alle Steuern. Um was es mir geht ist die Haltung von uns als Individuen und als Gesellschaft. Und auch, wie wir mit dem immer vorhandenen Restrisiko umgehen. Hier meine ich, dass eine Haltung von grundsätzlichem Gewaltverzicht – und dazu gehört auch der sprachliche und ideologische Gewaltverzicht – die einzige ist, bei welcher wir uns nicht unserer Menschlichkeit entledigen. Hier geht es letztendlich darum, Menschenwürde zu wahren – nicht zuletzt unsere eigene.

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      • Mike Chudacoff
        Gepostet um 11:08 Uhr, 24. März

        Lieber Herr Wiesmann, wir bezahlen nicht nur Steuern, sondern wir können genau auch durch unsere persönliche Haltung die Politik mitbestimmen – das wissen Sie, sonst wären Sie nicht Synodaler. Ich respektiere Ihre Haltung zum Thema Gewaltlosigkeit, bin auch der Meinung, dass die menschliche Solidarität und die Liebe weiterführen. So weit das im realen Leben halt möglich ist.

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        • Michael Wiesmann
          Gepostet um 11:17 Uhr, 24. März

          Da sind wir völlig einig. Und gerade aufgrund dieser Möglichkeit zur politischen Partizipation und Mitentscheidung in unseren demokratischen Gesellschaften ist die Haltung der Gesellschaft und ihrer Individuen von kaum zu überschätzender Bedeutung.

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      • michael vogt
        Gepostet um 18:02 Uhr, 24. März

        die frage ist, ob diese unterscheidungen staat, individuum, gesellschaft in Ihrem beitrag deutlich genug herauskommen. und andererseits wäre eine individuelle notwehr nicht verboten. auch das wunder der (teilweisen) verhinderung eines anschlags durch eine freundschaftliche oder respektvolle geste möchte ich nicht zum vornherein ausschliessen.

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  • Corinne Duc
    Gepostet um 23:29 Uhr, 24. März

    Eigentlich geht es ja weder um (Nicht-) Widerstand um jeden Preis noch um Gewaltlosigkeit schlechthin, sondern darum bessere Ideen und Praktiken aufzuzeigen.

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    • michael vogt
      Gepostet um 04:01 Uhr, 25. März

      die antwort erscheint unten als selbstständiger beitrag. kommt immer etwa wieder vor.

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    • Michael Wiesmann
      Gepostet um 09:48 Uhr, 25. März

      Liebe Frau Duc. Doch, um genau das geht es – würde ich wenigstens meinen: Gewaltlosigkeit. Nicht als „best practice“, sondern als Haltung. Der Grund dafür ist einfach: Wo immer eine Gemeinschaft von Menschen (egal wie gross oder klein, konkret oder abstrakt diese Grösse ist) systematisch angegriffen und/oder unterdrückt wird, kommt es zu einer Form von Radikalisierung. Die reaktionäre Radikalisierung wäre diejenige zur (Gegen-)Gewalt. Damit setzt sich der Kreislauf fort oder beschleunigt sich gar. Die andere Radikalisierung besteht in der grundsätzlichen Ablehnung von Gewalt im Gewaltverzicht. Historische Beispiele gibt es dazu genügend, wo meist beide Formen von Widerstand zu Tage treten. Egal, ob Sie die Amerikanische Bürgerrechtsbewegung, die Frauenbewegungen im letzten Jahrhundert, die Befreiungsbewegungen der Britischen Kolonien, der Widerstand gegen das Apartheid-Regime nehmen. Und interessant daran ist: Wirklich langfristig zum Guten verändert haben sich nur die Konflikte, in denen die unterdrückte oder bedrohte Partei nicht mit Gegendrohung und Gewalt reagiert hat. Als klassisches Gegenbeispiel, zu was „mehr Gewalt“ führt, könnte man Afghanistan seit der Sowjetischen Invasion anführen: Da hat Gewalt und Gegengewalt zu einer „Zentrale der Gewalt“ geführt.

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      • Corinne Duc
        Gepostet um 14:01 Uhr, 25. März

        Will man unbedingt biblizistisch argumentieren, hat man immer noch die Szene der sog. Tempelreinigung als Gegenbeispiel (ferner vielleicht auch Dämonenaustreibungen, Verdammung des Feigenbaums, etc. – was heisst schon „Gewalt“…).
        Gewaltlosigkeit ist nicht doktrinaler Kern (wiewohl oftmals auffälliges Merkmal), sondern es geht schlicht um (Handeln im Vertrauen auf) die Liebe Gottes. (Und dass dies, im Prinzip, vom rigiden Festhalten an menschlichen Doktrinen befreit – liberal ausgedrückt;-)

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        • Michael Wiesmann
          Gepostet um 16:00 Uhr, 25. März

          biblizistisch könnte man argumentieren, dass der absolute gewaltverzicht durchaus zur lehre jesu gehörte (bergpredigt). und ja, mir gefällt die stelle mit der tempelreinigung auch 😉 der gewaltverzicht in passion und sterben überragt das in umfang und bedeutung aber klar.

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          • michael vogt
            Gepostet um 17:30 Uhr, 25. März

            wenn aber jesus mit der absicht nach jerusalem ging, dort gefoltert und gekreuzigt zu werden – wo ist dann die logik eines aufrufs zur gewalt? vielleicht hat er sich von einem bestimmten moment an gesagt: „ich bin offenbar das sühnopfer, von dem jesaja 53 spricht. ich sterbe, und alle anderen mit mir. das ist das ende des tötens.“ dass der sohn vom zorn des vaters getroffen wird, heisst, dass er von den konsequenzen der verdrängung der wahrheit (rm 1.18), eines unwahren lebens, getroffen wird. für alle andern, an deren stelle er den physischen tod stirbt, ergibt sich daraus die alternative todesstrafe, indem sie während ihres lebens mit ihm sterben und in einem neuen leben wandeln. einerseits gäbe es auch ein sterben mit einem während des lebens gestorbenen. andererseits: wenn viele einen grausamen tod sterben, gehört das auch zur inkarnation. die vollständige inkarnation und gewaltlosigkeit ergibt sich, finde ich, durch die geschichte derer, die während des lebens gestorben sind, wie zb buddha, und durch die geschichte von jesus und seiner geschichte ähnliche geschichten. beides zugleich ist ja auch nicht möglich. im übrigen will ich jesus das andere nicht absprechen. dass er folter und kreuzigung ertragen konnte, ohne zur rache aufzurufen, beruht auf seinem tod während des lebens, erleuchtung, was auch ausgesagt sein könnte, wenn gesagt wird, dass er vor seiner kreuzigung „erhoben“ worden sei. sure 4.157f bedeutet allerdings nach neueren forschungresultaten: obschon er getötet worden ist, konnte sein leben und werk nicht vernichtet werden, „denn allah hat ihn zu sich erhoben“. allah liebt jesus. er hat ihn zu sich erhoben. vor oder nach seinem tod? ein ganz wesentliches versöhnungsprojekt heisst dialog der religionen. auf der ebene der erleuchtung übereinkommen, nicht auf der der verblendung auseinanderdriften. wie ich mit jean gebser sagen würde, in einem arationalen bewusstsein: eine freie beziehung zu rationalen und praerationalen inhalten, was auch heisst in einer freien beziehung zum eigenen und zu dem der andern. und, was dieser bewusstseinsmutation entspricht: nicht e i n e person ist bestimmend, sondern eine gruppe. zb die „gruppe“ derer, die die religionen und nicht-religionen begründeten, repräsentierten und repräsentieren. nicht nur männer. man muss ja bedenken, dass jesus sich ganz und gar von seinem vater her verstand – wenn die tradition anderes nicht unterdrückt hat – so wie es in der damaligen religion und gesellschaft vorgegeben war. jesuskritik – wobei nicht so leicht zu sagen ist, ob sie greift, weil nicht so leicht zusagen ist, wer er war. die letztbegründung heisst nicht „kochbuch“, auch nicht „haltung“ (von habitus, habere, haben, aus der katholischen tradition), sondern offenbarung. freiheit zu und je nachdem auch von buch und haltung. vielleicht schadet es ja nichts, wenn mit buchhaltung ein kleines spässchen einfliesst.

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          • michael vogt
            Gepostet um 19:06 Uhr, 25. März

            am anfang müsste es heissen „auch“ oder „nicht zuletzt mit der absicht“. er wollte seine sache vertreten, wusste aber, dass das in der heiligen unheiligen stadt nur unter unmittelbarer lebensgefahr möglich war. die kreuzigung, und zwar die von jesus, gehört nach unserer historischen forschung zu den bestbezeugten historischen daten aus der antike. das *nicht gekreuzigt“ der tradition des islam ist ein hinweis auf die notwendigkeit einer vollständigeren inkarnation.

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          • michael vogt
            Gepostet um 19:07 Uhr, 25. März

            * > „

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          • Corinne Duc
            Gepostet um 21:42 Uhr, 25. März

            Auch ein winziges Gegenbeispiel genügte, um Absolutheitshypothesen zu entkräften – und nur um diesen ging es mir. (Absoluter Verzicht auf Gewalt würde übrigens wohl auch bedeuten, auf das Passahlamm zu verzichten.) Klar ist die Bergpredigt eine prominente Szene, und klar ist Gewaltverzicht (z.T.) ein prominentes Motiv in der christlichen Tradition. Doch immerhin kommt auch das Mk-Evangelium ohne Parallelen zu den Antithesen aus.

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          • Michael Wiesmann
            Gepostet um 23:29 Uhr, 25. März

            das verhalten der person jesus im zusammenhang mit seinem
            leiden und seinem tod sowie die klar zentrale botschaft der bergpredigt ist derart eindeutig, dass man nur mit äusserster haarspalterei (bsp. passah-lamm…) sein leben, wirken und seine verkündigung nicht als aufforderung zum gewaltverzicht verstehen kann. das darf man natürlich – aber dann muss man sich die frage gefallen lassen: wozu genau, mit welcher absicht und mit welchem zweck?

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          • michael vogt
            Gepostet um 03:31 Uhr, 26. März

            „ich bin nicht gekommen, den frieden zu bringen, sondern das schwert.“ steht auch bei markus. eine these sagt, jesus und seine jünger seien einerseits sanftmütig gewesen, andererseits aber auch gewalttätig. um nach dem scheitern dieser strategie die botschaft im römischen reich besser verbreiten zu können, sei von den evangelisten die sanftmütige seite herausgearbeitet worden. am wenigsten noch beim ersten von ihnen. eine andere these sagt, das wort vom schwert stamme von kreisen, die, im gegensatz zu jesus, den gewalttätigen widerstand gegen die gewaltherrschaft wollten. jesus hat in den letzten zwei jahrtausenden sein leben immer noch mehr verloren, seine herkunft aus dem patriarchat. . .und vieles von andern übernommen. „ich werde mich offenbaren“, sagt er bei johannes.

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          • Corinne Duc
            Gepostet um 09:58 Uhr, 26. März

            Es geht nicht um Haarspalterei sondern grundsätzlich darum, wie wir mit diesen Geschichten umgehen. Und ist es wirklich sinnvoll, verabsolutierende Interpretationen zu verbreiten, die, nähme man sie als solche radikalen Ideologien wirklich ernst und wollte man sich strikte daran halten, auch eine konsequente Ablehnung der Inanspruchnahme rechtstaatlicher Gewalt , Notwehrwehrmassnahmen etc. führen müssten? Zugegebenermassen geht es dabei um Herausforderungen, die für viele von uns „zum Glück“ den Alltag vordergründig nicht zu regulieren scheinen – und doch leben wir hier vielleicht tatsächlich nur in relativ friedlichen Verhältnissen dank dieses effektiven Gewaltenteilungsprinzips, das gerade nicht auf radikalem Gewaltverzicht beruht, sondern auf Bemühungen um möglichst vernünftigen Umgang mit Gewalt.
            Natürlich darf man einen radikalen Pazifismus vertreten, und dass solche Ideen auch von der Passionsgeschichte inspiriert sein können sei unbenommen. Aber liberal ist diese Interpretation ebensowenig wie gegenteilige und ebenfalls mit Bibelstellen untermalbaren (Pseudo-) Konklusionen wie etwa man solle die Menschen in die Kirche bzw. zur Übernahme „christlicher“ Bekenntnisse nötigen.

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          • Michael Wiesmann
            Gepostet um 11:42 Uhr, 26. März

            Liebe Frau Duc. Ich habe meine Position nirgends als religiös liberal betitelt, soweit ich das sehe. Das wäre bei einer doch recht radikalen Position wie derjenigen des absoluten Gewaltverzichts auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene relativ unreflektiert. Ob nun Jesus wirklich ausschliesslich einen „absoluten“ Gewaltverzicht gelehrt und gelebt hat, wäre vermutlich ohne weiteres eine Dissertation wert und sprengt wol den Rahmen (und Zweck) eines solchen Blogs. Was sich ohne weiteres sagen lässt, ist dass der grundsätzliche (nicht generelle!) Gewaltverzicht auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene zu den Kernbotschaften der Verkündigung und des Wirkens Jesu gehören, wie diese von den Evangelien überliefert werden. Ich habe andernorts in meinen Antworten bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass diese aber kein „Kochbuch“ für ein sicherheitspolitisches Programm sind, und dass es hier wohl auch zu differenzieren gilt zwischen Individualethik, Gesellschaftsethik und sicherheitspolitischen Fragen. Um was es mir geht, ist dass wir (als Individuen und als Gemeinschaft) Wut und Hass als Reaktion auf diese sinnlose Gewalt bewusst keinen Raum geben. Genau hier fängt Gewaltverzicht an – nicht auf Stufe der Sicherheitspolitik.

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  • michael vogt
    Gepostet um 03:50 Uhr, 25. März

    die kopftuchiskussion ist zu burkadiskussion geworden. die neuste ausgabe von „bref“ spricht vom „reiz des veschwindens“. ganz verschwunden sind wir im grab. wir brauchen den tod vom kriminalroman bis zum terror. die elementarste befreiung: buddha starb während des lebens und kam zur erleuchtung. der tod während des lebens ist im wesentlichen der tod des todes, der uns seit unserer zeugung berührt, und seine verwandlung in lebendig machendes leben. im grab des lebens brauchen wir ein licht. ich sage nicht, dass christus das vollständig wahre licht ist. aber sein licht ist ein wesentlicher bestandteil des wahren lichts. die eher verblendenden lichter unserer energiesparstrategien und bengalischen feuerwerke haben keine bedeutung. sonne, mond und insbesondere die milliarden von sternen sind ungleich stärker. dieses licht finden wir im grab. christo hat vor bald einem jahr auf den reiz des wandelns auf dem wasser aufmerksam gemacht. die kirchlichen medien haben es kaum bemerkt. das entspricht nicht der unterzeichnung der wassererklärung durch den sek, wasser als lebensgrundlage und spirituelles element wahrzunehmen. durch wandeln auf dem wasser – eine urerfahrung – liesse sich der gewaltige gesamtverbrauch von 4200 liter pro tag und person wesentlich reduzieren. oder anders herum: in sachen „ideen und praktiken“ gibt es ein grosses potential.

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  • Carsten Ramsel
    Gepostet um 06:02 Uhr, 25. März

    Lieber Herr Wiesmann
    Vielen Dank für Ihren Beitrag! In einem Blog der Reformierten Kirche ist es sicherlich angemessen, die eigene liberale Position mit Verweis auf die Bibel zu legitimieren und das „Miteinander“ zu stärken. Als Säkularer frage ich mich allerdings, wie Sie die Zusammenarbeit mit liberalen Andersgläubigen und -denkenden einschätzen und – so zumindest mein Wunsch – ermöglichen möchten? Meine Sorge gilt nämlich seit einiger Zeit weniger den politischen und religiösen Radikalen, die es immer gegeben hat, als vielmehr dem vielfältigen „Wir“ liberaler Bürger/innen.

    Vielen Dank für eine kurze Antwort.

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    • Michael Wiesmann
      Gepostet um 10:08 Uhr, 25. März

      Lieber Herr Ramsel.

      Mit „liberal“ nehme ich an, meinen Sie „freiheitlich“ denkende Bürger/innen (also weder zwingend religiös liberal noch wirtschaftlich liberal)? Denn der Aufruf zu Gewaltverzicht kam oft von Elementen, die man durchaus in gewisser Weise als religiös fundamentalistisch bezeichnen könnte. Nehmen wir Martin Luther King. Seine Auffassungen waren alles andere als liberal im Sinne von beliebig oder „everything goes“ (und das ist leider eine geläufige Interpretation von Liberalität).

      Zudem: Der Weg läuft anders herum. Jesus und das von ihm zeugende Evangelium sind nicht das Feigenblatt meiner Haltung. Meine Haltung ist das Ergebnis dessen, was ich ansatzweise bei diesem Jesus sehe. Nun könnte man meinen: der macht ja dasselbe wie die Amerikanischen Konservativen hinter Trump und Konsorten. Das Problem ist: Oft sind es – und das scheint mir bei allen Religion so zu sein – nicht die wirklich „Frommen“, die zu solch (scheinbar) konservativer politischer Radikalisierung neigen. Die leben ihren Glauben meist für sich, in der stillen Kammer. Und nach aussen mit mehr Worten als Taten. Ich kenne solche Menschen – und bewundere sie. Und wenn sie meinen, dass diese ihre Ansichten militant vertreten würden: Fehlanzeige. Die militanten religiösen Konservativen sind diejenigen, die ihre Religion in selektiv-unreflektierter Weise zum Feigenblatt ihrer verdrehten Haltungen machen. Oder wie die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chlebi als Muslima das auf den Punkt bringt: Sie behandeln Ihre Heiligen Schriften wie ein Kochbuch, nicht als literarische Werke, die historisch gewachsen sind.

      Entschuldigen Sie bitte den kleinen Exkurs, aber eine Klärung/Präzisierung von meiner Seite her schien mir angezeigt. Was die Lösung ist, das Miteinander zu stärken? Naja, Frieden ist keine Pralinenpackung, die wir im Supermarkt kaufen könnten. Das macht uns der mutwillige islamistische Terror in Europa nun schlagartig bewusst. Und das wir etwas nicht kaufen können, sind wir uns irgendwie nicht mehr so ganz gewohnt. Was es meines Erachtens braucht, ist eine Radikalisierung unserer Gesellschaft, und zwar hin zu einer radikalen Ablehnung von Gewalt. Schauen wir mal die politische Rhetorik der letzten 10-15 Jahre an: pure Gewalt! Wir gegen die. Genau das aber zerstört das Miteinander all derer, die unabhängig ihres Glaubens, ihrer politischen Haltung, ihrer Herkunft, etc. für ein friedliches, gewaltloses Miteinander einstehen wollen. So lange wir Formen der rhetorischen und ideologischen Gewalt in unserer Gesellschaft unwidersprochen dulden, gibt es kein Miteinander.

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      • Michael Wiesmann
        Gepostet um 10:11 Uhr, 25. März

        Kleine Ergänzung zum „ansatzweise bei Jesus sehen“ im zweiten Abschnitt, damit es keine Missverständnisse gibt. Ich meine damit, das mein sehen/erkennen ein ansatzweises ist. Bei Jesus kommt gerade der Gewaltverzicht so deutlich zum Ausdruck wie nur irgendwie möglich.

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        • michael vogt
          Gepostet um 16:15 Uhr, 25. März

          es sei denn, man versteht unter gewaltlosigkeit, auch keine gewalt zu provozieren

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  • michael vogt
    Gepostet um 03:16 Uhr, 26. März

    „vous vous trompez“, steht im 26. beitrag, 00:26, 26. märz, pornographischen inhalts, vielleicht spam, der gelöscht werden wird. „sexulle entfaltung – auch als sublimation – bewahrt vor unterdrückung und dem sich unterdrücken lassen“, wird gesagt. „du hast deine hand auf mich gelegt“, steht in einem psalm. der vater legt seine hand auf sein kind. kann gut sein, sehr gut. aber genügt das als ermöglichungsgrund einer freien beziehung zur sexualität?

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  • michael vogt
    Gepostet um 03:41 Uhr, 26. März

    ulle > uelle – fehlleistungen sind intressanter als leistungen

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  • Esther Gisler Fischer
    Gepostet um 18:39 Uhr, 28. März

    Für alle an diesem aktuellen wie kontroversen Thema Interessierten sei folgende Tagung empfohlen:
    http://www.zhref.ch/themen/reformationsjubilaeum/allgemeine-informationen/dateien-nur-privat/dateien/faltblatt-frieden_neu.pdf

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