Theologische Logopädie: Hat die Kirche ein Sprachproblem?

Man mag von Erik Flügge [1] halten, was man will. Immerhin hat er etwas Leben in die kirchlichen Buden und Medien gebracht. Er plädiert für verständliche und pointierte Sätze. Er poltert auf amüsante Weise gegen sprachlich aufgeblasene und belanglose Predigten, die niemand mehr hören will, weil ihr Floskelcharakter längst durchschaut ist. Das Thema ist alles andere als neu [2]. Das Problem liegt – wenn nicht bei Flügges Buch, so doch bei seiner Rezeption – darin, dass suggeriert wird, die Krise der Kirche sei rein sprachlicher Art. Und folglich mit rhetorischen Mitteln zu beheben. Sollen Pfarrer also in die Logopädie?

In Wirklichkeit widerspiegelt die Sprache eine inhaltliche Diskrepanz. „Es soll etwas mit Wichtigkeit aufgeladen werden, wohinter man selbst nicht steht“ [3], zitiert Flügge einen ehemaligen Theologiestudenten.

Klaus-Peter Jörns’ Institut für Religionssoziologie in Berlin befragte in den 90er Jahren grossflächig Pfarrer und Theologiestudenten zu ihrem persönlichen Glauben [4]. An einen personal vorgestellten Gott glaubten zwischen 80 und 90 Prozent, an Jesu Göttlichkeit maximal 71 Prozent (von den Studenten nur noch 36%), an die Heiligkeit der Bibel keine 40%. Bei der leiblichen Auferstehung sah es nicht besser aus. Die Jungfrauengeburt dürfte gar kein Thema mehr sein.

Man stelle sich also die Pfarrerin vor, die an Heiligabend predigen soll. Die Lesung ist wie jedes Jahr aus dem zweiten Kapitel des Lukasevangeliums oder aus den ersten zwei Kapiteln bei Matthäus. Die Pfarrerin weiss, dass die ganze Weihnachtsgeschichte eine späte Legende ist, die so nie stattgefunden hat (seit über 100 Jahren weiss das jeder Theologiestudent). Soll sie das der Gemeinde sagen? Soll sie, bevor sie zur Auslegung über geht, vorausschicken, dass sie keine historischen Tatsachen auslegt? Reicht es, wenn sie irgendwo das Wort „Weihnachtslegende“ einstreut? Würde sie den Glauben der „Laien“ erschüttern und die Weihnachtschristen irritieren, die eh nur heute im Gottesdienst sitzen? Wenn sie diese Fragen nicht schlüssig beantworten kann, wird sie sofort zur Auslegung übergehen, und für den Hörer wird das Ganze so rüberkommen, als sei hier von historischen Tatsachen die Rede.

Dieser Sachverhalt lässt sich mit jedem traditionellen Glaubensinhalt durchdeklinieren. Anstatt die eigene Überzeugung zu vertreten oder die Erkenntnisse der historisch-kritischen Theologie darzulegen, sucht man Kompromissbegriffe, hinter denen man selber stehen kann und die gleichzeitig den Hörer nicht schockieren. Glaubt ein Theologe nicht an die leibliche Auferstehung, wird er z.B. sagen: Jesus ist in die Liebe Gottes auferstanden (oder geschwurbelt: in das Kerygma). Glaubt er nicht an Wunder, wird er die Brotvermehrung als Aufforderung zum Teilen auslegen. Die Leute wollen aber wissen, ob sich hier ein „Wunder“ ereignet hat oder nicht. Denn wenn es sich um ein Wunder handelt, ist der moralische Appell nicht wirklich stringent. Ist es aber kein Wunder, muss man auch das genau ausführen. Etwa, indem man zeigt, dass die Leute sehr wohl Essen dabei haben und erst damit heraus rücken, als sie in überschaubare Grössen gruppiert werden. Dann macht die Aufforderung zu teilen auch Sinn.

Das Resultat solcher Unschlüssigkeit ist oft eine Predigt mit angezogener Handbremse. Was man selber weiss und glaubt, wird abgewogen gegen das, was man vom Zuhörer zu wissen glaubt. Und dies kann sich dann in der von Flügge belächelten Weise sprachlich manifestieren: Es häufen sich Allgemeinplätze und moralische Appelle. Man stelle sich vor, ein Arzt studiert Medizin, um nachher nur homöopathische Kügelchen zu verabreichen. Die Angst, die Gläubigen vor den Kopf zu stossen, führt zu einer Selbstzensur und diese zum begrifflichen Eiertanz, der schnell in Floskeln umkippen kann.

Dass es auch anders geht, zeigen die Extreme an beiden Enden. Evangelikale seien oft herausragende Prediger, weil sie völlig im Einklang stünden mit der Lehre, die sie vertreten, meint Flügge. Aber auch der Zuspruch und Zulauf, den ein dezidiert atheistischer Pfarrer wie Klaas Hendrikse [5] erfährt, basiert auf demselben Prinzip. Ich erlebe viele Theologinnen und Theologen, die ohne Floskeln auskommen, einfach, weil sie für eine bestimmte Lesart der Bibel einstehen und entsprechend transparent predigen. Vielleicht greift Flügges Kritik auch deshalb in der Schweiz weniger, weil unsere Pfarrpersonen nur auf die Bibel und nicht wie in Deutschland auch auf die Bekenntnisschriften ordiniert werden und somit weniger Diskrepanzerfahrung erleiden zwischen dem eigenen Glauben und dem, was sie zu verkündigen gelobt haben?

Trotzdem: Ich staune immer wieder, wenn ich von Schülern gefragt werde, ob ich die Schöpfungsgeschichte wörtlich nehme oder die Urknalltheorie vertrete. Sehr bald lernen sie dann – altersgerecht aufgearbeitet – die historisch-kritische Exegese kennen und atmen auf: Sie können die Fächer Religion und Biologie belegen, ohne in kognitive Dissonanzen zu geraten. Ich muss allerdings auch damit rechnen, dass einige Eltern aus genau diesem Grund ihre Schüler abmelden. (Genau so wie ein Zeitungsartikel zur Weihnachtsgeschichte in der Schule eine Flut an Leserbriefen pro-und-kontra provozierte).

Die Sprachkrise der Kirche ist nur ein Symptom. Es reicht nicht, mit Flügge pointiertere Sprache zu fordern. Es sind die Inhalte, die pointierter und klarer daherkommen müssen. Die universitäre Theologie hat diesbezüglich sehr viel zu bieten.

Der kürzlich verstorbene Theologieprofessor Walter J. Hollenweger meinte einmal, die historisch-kritische Methode sei das bestgehütete Geheimnis der Kirche. Hat er Recht? Dringen die bahnbrechenden Erkenntnisse unserer Wissenschaft bis zur Kirchenbasis durch? Kommen sie gar in der Gesellschaft an? Oder muss ich auch in Zukunft mit Fragen rechnen von der Art: „Haben Adam und Eva wirklich gelebt?“

 

[1] Erik Flügge: Der Jargon der Betroffenheit. Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt, Kösel, 2016

[2] Man lese etwa die verstörend-realistische Beschreibung eines traditionellen Gottesdienstes bei Herbert Koch: Die Kirchen und ihre Tabus. Die Verweigerung der Moderne, Patmos, 2006, Kapitel 2: der Gottesdienst. Auch Prof. Dr. Graf kritisierte bereits vor ein paar Jahren den Hang zur Infantilisierung und Moralisierung in der Kirche: F.W. Graf: Kirchendämmerung. Wie die Kirchen unser Vertrauen verspielen, Verlag C.H.Beck, 2011. Zeitgleich mit Flügges Buch erschien die lesenswerte Kritik von Martin Urban: Ach Gott, die Kirche! Protestantischer Fundamentalismus und 500 Jahre Reformation, dtv, 2016

[3] Flügge, S. 48

[4] Klaus-Peter Jörns: Notwendige Abschiede. Auf dem Weg zu einem glaubwürdigen Christentum, Gütersloh, 2004

[5] Klaas Hendrikse: Glauben an einen Gott, den es nicht gibt. Manifest eines atheistischen Pfarrers, TVZ, 2013

 

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23 Kommentare
  • Felix Geering
    Gepostet um 11:12 Uhr, 10. November

    Danke für diesen Beitrag. Er ist längst überfällig. Ich möchte drei Gedanken beisteuern:

    Erstens: Wenn die Predigenden den Inhalt ihrer Predigt selbst nicht glauben – dann lasst doch die Predigt weg! Und FEIERT stattdessen Gottesdienst. Paulus sagt: „Der Glaube kommt aus dem Hören“, und eben nicht einfach „aus der Predigt“. Im jüdischen Gottesdienst gibt es keine Predigt, sondern nur einen kurzen Input. Hauptsächlich aber wird miteinander Gottesdienst GEFEIERT. Eine Predigt würde auch keinen Sinn ergeben, weil alle Synagogenbesucher zu Hause den aktuellen Bibeltext schon lasen; nun kann man miteinander diskutieren über den Text. Den Wochenabschnitt miteinander diskutieren – Das wär‘ doch eigentlich DAS Thema für den Kirchenkaffe!

    Zweitens; Wir sollten die historisch-kritische Methode nicht länger verabsolutieren. Wenn wir zulassen, dass alle Mythen, Wunder etc. historisch-kritisch wegrationalisiert werden, dann führt das zu einem seeeehr kleinen Gott. Das ist armselig. Das spüren die Leute, und die Pfarrerinnen und Pfarrer auch. Dabei ist es ganz einfach: Wenn der Allmächtige allmächtig ist, dann kann er auch — Wunder tun! Und ein Wunder besteht eben daraus, dass wir es wissenschaftlich nicht erklären können. Nicht mehr und nicht weniger. (Ich las gerade ein Mathematikbuch. Sehr spannend waren die Ausführungen zur vierten und weiteren Dimensionen: Sie stehen völlig im Einklang mit Jungfrauengeburt und anderen Wundern, obwohl höhere Dimensionen nur abstrakt verständlich sind.) „Erkenntnis ist Stückwerk.“

    Drittens: Hollenweger hat recht. Die universitäre Theologie hat den Weg zu den kleinen Leuten noch nicht gefunden. Aber man beachte den Gesamtkontext: Das Lebenswerk Hollenwegers ist die „interkulturelle Theologie“. Dort geht es ums Umgekehrte, nämlich; Dass die Glaubenserfahrungen der kleinen Leute in die universitäre Theologie aufgenommen werden. Es braucht beides, die Uni und die Erfahrungen der kleinen Leute. Die universitäre historisch-kritische Theologe ist nicht das allein seligmachende Element.

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  • Matthias Kägi
    Gepostet um 11:17 Uhr, 10. November

    Es fragt sich natürlich, was bleibt, wenn die Historisch-kritische Methode ins Zentrum des Glaubens rückt.. Was hat dann die Kirche noch für eine Botschaft, die sich von andern Glücksbotschaften unterscheidet? Ehrlichkeit und Authentizität sind grundlegend und unverzichtbar, ja, aber ebenso unverzichtbar ist der Glaube an die Versöhnung mit Gott durch Jesus Christus. Was ist die Grundlage des Erfolgs der „Sekte des Jesus von Nazareth“? (Georg Schmid) Was ist die Grundlage des Wachstums des Christentums in den nicht-europäischen Kontinenten heute? Jedenfalls nicht die Historisch-kritische Methode. Sie ist eine Methode, aber kein Inhalt.
    Ja, die (Staats-) Kirche hat ein Problem. Und ich stimme der Analyse von Amatruda zu: Es geht um Authentizität. Aber zur Authentizität gehört auch, dass für einen Nachfolger von Christus eine gewisse Spannung zur Welt übrigbleibt, die nicht aufgehoben werden kann, sondern ausgehalten werden muss. Wie der Meister es sagte: „in die Welt, aber nicht von der Welt“. Glaube und Wissenschaft sind sind durchaus kompatibel, können einander aber nicht ersetzen.

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  • Bruno Amatruda
    Gepostet um 13:26 Uhr, 11. November

    Danke, Felix Geering und Matthias Kägi für Ihre Feedbacks und wichtigen Einwürfe.
    Natürlich darf die historisch-kritische Methode nicht SELBST wieder zum Dogma werden. Trotzdem denke ich, können wir nicht mehr dahinter zurück. Und das ist gut so. Ich bin z.B. immer skeptisch, wenn von „Wundern“ im übernatürlichen Sinne die Rede ist. Wozu sollen sie gut sein? Wieso sollte Gott Naturgesetze erschaffen, um sie da und dort wie ein Zauberer zu durchbrechen? Vor allem aber: wie soll ein Mensch der Gegenwart, solche Geschichten mit seinem modernen Weltbild in Einklang bringen? Das Christentum wurde gräzisiert, lateinisiert, germanisiert, afrikanisiert d.h. immer in die Sprache und Vorstellungswelt der Adressaten übersetzt. Diese Anschlussfähigkeit ist sehr erfolgreich, wie die Missionsgeschichte zeigt. Wieso sollte also nicht auch eine Übersetzung in die wissenschaftlich-moderne Begriffs-/und Denkwelt möglich sein? Und hier kann ich mit Hrn. Geering auch mitgehen: was wir HEUTE wissenschaftlich nennen, kann in 20 oder 100 Jahren längst überholt sein. Wenn DANN z.B. eine Jungfrauengeburt rational erklärt werden kann, werde ich sie gerne auch predigen (rein hypothetisch, als Lehrer predige ich ja nicht). Vorher aber halte ich es mit dem grossen jüdischen Philosophen (und Rabbiner) Maimonides, der bereits im 13. Jhdt. (!!) der Auffassung war, alles, was in der Thora nicht mit den Gesetzen der Logik und Wissenschaft kompatibel ist, sollte metaphorisch verstanden/ausgelegt werden. – Und ja, die Wissenschaft weiss selbst (sollte sie zumindest), dass sie selbst Stückwerk ist. Hier mein Blogpost zu Theologie und Quantenphysik: http://vorletztes.blogspot.ch/2015/11/quantum-jesus-neue-serie.html

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    • Felix Geering
      Gepostet um 00:31 Uhr, 12. November

      Ich versuche mal ein paar Antworten (im Sinne eines Gedankenanstosses oder Gedankenspiels):

      Zunächst: Dass es „Wunder“ gibt, ist eine empirische Tatsache. Sie sind „nicht wissenschaftlich“, weil wir davon ausgehen, dass nur „wissenschaftlich“ ist, was reproduziert werden kann. Wunder sind real, aber nicht reproduzierbar.

      Warum tut Gott Wunder? – Ich sehe es so: Gott hat die Welt mitsamt den „Spielregeln“ geschaffen. Meist hält er sich an die „Spielregeln“. Manchmal aber erfordern spezielle Situationen spezielle Massnahmen. Wir kennen das aus dem Familienleben: Manchmal muss man gegen die einen Prinzipien handeln, um den anderen Prinzipien treu zu sein. Die konkrete Not eines Mitmenschen erfordert ein „unorthodoxes“ Handeln. Oder wenn wir ein Spiel spielen wollen, müssen wir es erst aufstellen. Die Regeln gelten erst später.

      Wie tut Gott Wunder? – Wie erwähnt, waren die mathematischen Betrachtungen zu höheren Dimensionen eine Offenbarung für mich. Stellen sie sich als Beispiel ein zweidimensionales Universum vor. Die „Flachländer“, die darin leben, kennen nur zwei Dimensionen: Länge und Breite, ergibt eine Ebene. Sagen wir, das 2D-Universum sei die Oberfläche einer Suppe im Suppentopf. Und die kleine Fliege, die darin schwimmt, sei so ein „Flachländer“ und könne nur erkennen, was mit der Oberfläche passiert, Ich als 3D-Wesen kann mich der Fliege bis sehr nah über der Suppe nähern, und trotzdem kann sie mich nicht erkennen, solange ich nicht Teil ihres 2D-Universums bin. Ich stecke also meine Finger in die Suppenoberfläche. Die Fliege sieht die Schnittfläche meiner Finger mit der Suppenoberfläche und denkt: „Wo kommen denn diese Kreise plötzlich her? Zauberei!“ Wenn ich nun die Hand weiter in die Suppe stecke, ändert das Erscheinungsbild der Kreise, und wenn die Handfläche die Suppe schneidet, haben sich die Fingerkreise wie von „Geisterhand“ zu einem Oval vereinigt. Der Fliege wird es umgeheuerlich, und sie flüchtet in einen Kreis, in den sie sich einschliesst. Darin ist sie vor anderen Flachländern sicher. Aber da ich aus einer höheren Dimension bin, sehe ich ihr ganzes Universum offen vor mir ausgebreitet. Ich kann einfach in ihren Kreis hineingreifen. Ich kann einfach um ihre „Mauer“ herumgreifen! Ich kann auch in die Fliege hineingreifen und ihre Eingeweide kitzeln, da die Fliege ja ein 2D-Flachländer ist.

      Wenn wir diese Beobachtungen auf eine 3D-Welt übertragen, die von einem 4D-Wesen beobachtet wird, dann geht es uns wie der Fliege. Das 4D-Wesen sieht alles, es ist alles vor ihm „ausgebreitet“, und es kann (wie der auferstandene Jesus) um Mauern herumgehen, oder sich über die höhere Dimension woanders hin entrücken, oder sein Erscheinungsbild in unserer Welt verändern, indem es die „Schnittfläche“ zu unserer Welt ändert (Jesus und die Emmausjünger), und natürlich ist es dem 4D-Wesen auch möglich, unsere Eingeweide zu manipulieren, ohne unsere Aussenhülle zu berühren (Wunderheilung oder auch Befruchten von Marias Eizelle). All das wird völlig logisch und problemlos, wenn Gott „über Raum und Zeit“ steht – was nichts anderes ist als eine unwissenschaftliche Formulierung für die Aussage, dass Gott mehr Dimensionen hat als wir.

      Die Kernfragen der historisch-kritischen Methode seien: „Wer hat diesen Text geschrieben, an wen und warum?“ Solange es dabei bleibt, ist die historisch-kritische Methode ein mächtiges Werkzeug, um den ursprünglichen Absichten eines Textes auf die Spur zu kommen. Wenn aber das Ergebnis der historisch-kritischen Methode ist, dass „nicht sein kann, was nicht sein darf“ – dann schafft die historisch-kritische Methode das Christentums ab, und zwar mit den selben Mechanismen, die zur Exkommunizierung Galileis führten. Und dann rufe ich mit Galilei: „Und Er bewegt uns doch!“

      Ich stelle mir vor, dass Jesus hier schmunzend hinzufügt: „Und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.“

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      • Esther Gisler Fischer
        Gepostet um 10:05 Uhr, 14. November

        Mit Verlaub: Ihre ausführungen erinnern mich an scholastisches Erbsenzählen und ide Frage, was auf der Spitze einer Stecknadel nun alles Platz habe. Gott ist für mich nicht der, „Welcher über Raum und Zeit steht“; der unbewegt Beweger, sondern IMMANUEL-Gott mit uns, welcher sich als ein geselliger Gott (Kurt Marti) in die Niederungen der menschlichen Exuîstenz begibt. Jeschua ben Mirjam hat sich als der Verkünder dieser göttlichen Weisheit Mneschen seiner Zeit zugewandt und in ihnen Selbsheilungskräfte geweckt. Die Jungfrauengeburt ist den Köpfen von Männern eintsprungen und nicht biologisch zu verstehen. Gott manifestiert sich innerhalb des Rahmens der Naturgesetze. Wenn wir gewisse Sahen nicht verstehen, dann liegt dies mehr in der Beschränktheit unserer Wahrnehmung und unseres Wissens als an deren Überwindung.

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        • Felix Geering
          Gepostet um 11:34 Uhr, 14. November

          Gott ist eben beides: über Raum und Zeit, und gleichzeitig Immanuel-Gott mit uns. Wie er das macht, habe ich eben gerade versucht zu umschreiben (mit Betonung auf Versuch). Es spricht nicht für Sie, wenn Sie das nicht auf die Reihe kriegen.

          >> Gott manifestiert sich innerhalb des Rahmens der Naturgesetze.

          Woher wollen Sie das so genau wissen? Oder muss er sich gar an Ihre Vorgaben halten?

          >> Wenn wir gewisse Sahen nicht verstehen, dann liegt dies mehr in der Beschränktheit unserer Wahrnehmung und unseres Wissens (…)

          Eben.

          PS: Wenn es so ist wie immer, dann werden Sie jetzt gleich zwanghaft das letzte Wort behalten wollen. Bin darüber „not amused“

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        • Felix Geering
          Gepostet um 12:14 Uhr, 14. November

          …und nochmal ganz kurz: Dass die Jungfrauengeburt der Biologie und der universitären Theologie widerspricht, weiss ich. Der Mathematik widerspricht sie aber nicht. In der Mathematik gibt es Möglichkeiten für eine „logische“ Jungfrauengeburt.

          Was sagt uns das?

          PS: Die Jungfrauengeburt ist nur ein Beispiel. Sie können auch irgend eine andere „unmögliche Tatsache“ wählen.

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          • Bruno Amatruda
            Gepostet um 09:55 Uhr, 15. November

            Nur kurz: Die Jungefrauengeburt ist im Prinzip DAS Paradebeispiel für den Konflikt zwischen Dogma und wissenschaftlicher Erkenntnis. Und zwar nicht in erster Linie, weil die Biologie dem widerspricht (aber rein wissenschaftlich in Zukunft vielleicht doch eine Jungfrauengeburt erklären könnte). Sondern der Konflikt ergibt sich beim Lesen der Bibel selbst, d.h. in bibelwissenschaftl. Perspektive, die -wie E. Gisler richtig bemerkt oben- zum Schluss kommen muss, dass es sich aufgrund von Übersetzungsfehlern später eine Legende gebildet hat. Die frühesten NT-Schriften (Paulus, Mk-Ev.) wissen folgerichtig auch überhaupt nichts von diesem Ereignis. Das SOLA SCRIPTURA Prinzip führt m.E. zwangsläufig zur historisch-kritischen Methode. Der Apostolikumsstreit in CH und D drehte sich bereits vor über 100 Jahren genau um diese Fragen. Bei uns wurde daraufhin die „Bekenntnisoffenheit“ zum Standard, ein vielleicht typisch Schweizerischer Kompromiss, um den ich sehr froh bin.

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          • Esther Gisler Fischer
            Gepostet um 14:31 Uhr, 25. November

            Bei der Beurteilung und Bewertung von sogenannten „Wundern“ gilt es eine Untrscheidung der Geister zu machen: So ist die Jungfrauengeburt wie es Bruno Amatruda ausgeführt hat, einem Übersetzungsfehler zu verdanken.. Was andere uns durch die Evangelien überlieferten „Wunder“ betrifft, so meine ich, dass es da durchaus Entwicklungspotenzial in deren Verständnis gibt. So ist erwiesen, dass Placebos verbunden mit Zuwenung und positiven Worten die Selbstheilungskärfte von Menschen in positiver Weise beeinflussen.

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      • Esther Gisler Fischer
        Gepostet um 15:07 Uhr, 15. November

        … und ich bin „not amused“, dass Sie mich „dissen“ leiebr Herr Geering: Mir Zwanghaftigkeit zu unterstellen ist unfair!

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  • Matthias Kägi
    Gepostet um 10:26 Uhr, 13. November

    Vielen Dank, Felix Geering! Genau darum geht es doch: Gibt es nur das, was die Wissenschaft erfassen kann – oder gibt es mehr?

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  • Esther Gisler Fischer
    Gepostet um 09:54 Uhr, 14. November

    Ich bin so froh um den Kommentar von Bruno Amatruda und seine nachfolgenden Überlegungen! Gerade die Weihnachtzeit birgt die Gefahr in sich, Märchenstunden abzuhalten und allein das Gemüt anzusprechen. Ich denke, dass wir unsreren Zuhörer_inne durchaus auch etwas von den Erkenntnissen modernener Bibelwissenchaft zumuten dürfen. So möchte auch ich die historisch-kritische Methode nicht missen. Was wissenschaftlich nicht erklärbar ist, wird es vielleicht in ein paar Jahrzehnten sein; die Quantenphysik kann da in der Tat eine Wegweiserin sein und Erklärungsmodelle liefern. Was die „Jungfrauengeburt“ betrifft, so ist dies mehr eine domatische Aussage, welche damaligen Männerköpfen entsprungen ist als eine empirische; -um die Auserwähltheit Jesu zu betonen. Maria wahr eine junge Frau, was moderne Bibelübersetzungen auch so benennen.

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  • Esther Gisler Fischer
    Gepostet um 11:44 Uhr, 14. November

    Prof. Dr. em. Klaus-Peter Jörns ist auch Gründer und Spiritus Rector der „Gesellschaft für eine Galubensreform e.V.“ Anbei der Link auf deren Homepage:
    http://glaubensreform.de/pages/wer-wir-sind.php

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    • Anonymous
      Gepostet um 15:47 Uhr, 15. November

      Danke für den Link! Ich kannte die Gesellschaft schon, aber das war jetzt ein guter Hinweis, um wieder mal die Website zu besuchen und die neuesten Aktivitäten mitzukriegen. Toll, dass auch einige aus der CH mit von der Partie sind.

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      • Esther Gisler Fischer
        Gepostet um 14:17 Uhr, 25. November

        Und wer sind Sie iebr „Anonymous“? Vielleicht können wir unser Gespräch ja weiterführen …

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        • Esther Gisler Fischer
          Gepostet um 14:53 Uhr, 25. November

          I suppose the author!

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        • Bruno Amatruda
          Gepostet um 18:58 Uhr, 25. November

          hallo, Esther, ja, ich bins! Offenbar muss man unten immer den Namen eingeben. Sorry.
          Eben, was ich sagen wollte: Danke für den Hinweis, denn seit meinem letzten Besuch auf der Website des Forums Glaubensreform hat sich enorm viel getan. Jetzt sind sogar Predigten drauf, Vorträge etc. Sehr gut!
          Viele Grüsse
          Bruno

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          • Esther Gisler Fischer
            Gepostet um 11:56 Uhr, 05. Dezember

            Ja lieber Bruno, -finde ich auch: Eine interessante Homepage, wie es deine übrigens auch ist!
            Sie unbekannterwesise herzlch gegrüsst von
            Esther, mal in WInti in die „kanti im Lee“ gegangen: Lang, lang ist’s her! 😉

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  • Hans Ulrich Jäger-Weerth
    Gepostet um 09:24 Uhr, 27. November

    Als Student habe ich in der damaligen Judenszeitschrift Kontakt einen bissigen Artikel über die kirchliche Sprache geschrieben. Aber später habe ich darunter gelitten, dass es mir nicht gelang, im gleichen Tonfall über den Glauben wie über alltägliches zu reden, wie das etwa Mahalia Jackson gelang. Offenbar war der Glaube bei mir etwas Angelerntes, im Kopf und noch nicht genug im Herzen. Er brach dann auch infolge eines tödlichen Unfalls in einem von mir geleiteten Lager zusammen. Ich lernte dann von manchen Gemeindegliedern und durche eine persönliche Erfahrung wieder glauben. Heute wird mir attestiert, dass ich in der gleichen Sprache im Alltag wie auf der Kanzel rede. Facit: In einer normalen Sprache vom Glauben zu reden, kann man nicht einfach lernen, sondern man muss dazu einen Weg gehen.: Hans Ulrich Jäger-Werth

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  • Hans Ulrich Jäger-Werth
    Gepostet um 10:06 Uhr, 30. November

    Wie weit gehört historisch kritische Theologie auf die Kanzel, Beispiel Jungfrauengeburt. Die positive Aussage gehört an den Anfang: Alle Evangelium und auch der Apostel Paulus nennen Jesus den Sohn Gottes. Sie meinen damit: Jesus ist im Namen und Auftrag Gottes gekommen. In ihm lässt uns der unbegreifliche Gott erfahren, wie er es mit uns meint. Für Menschen in hebräischem Kontext wird Sohn Gottes nicht biologisch verstanden. Paulus kann sagen: Jesus ist Sohn Davids nach dem Fleisch, Sohn Gottes Kraft der Auferstehung von den Toten(Rö 1, 3f.), d.h. durch die Auferstehung hat er sich als Sohn Gottes erwiesen. Markus macht sich Gedanken, wie Jesus zum Gottessohn geworden ist, nämlich bei der Taufe kommt der Gottesgeist auf Jesus und Gott erklärt ihn zu seinem Sohn (Mk 1, 10f.). In den Kindheitsgeschichten des Matthäus- und des Lukasevangeliums kommt der Geist zur Jungfrau Maria, das setzt einen hellenistischen Hintergrund voraus. Aber auch in diesen Evangelien wird die Jungfrauengeburt sonst nirgends erwähnt. Wenn man in der klassischen Weihnachtsgeschichte mit alten Textzeugen statt „Verlobten“ „Frau“ liest (Lk 2, 5), wird erst deutlich, warum alle inklusive Maria so sehr über die Botschaft der Hirten bzw. Engel staunen.
    Mit dieser Haltung bin ich gut gefahren. Eine evangelikale Familie mit Doppelmitgliedschaft trat aus meiner Gemeinde aus und ich bin aus dem Neukirchner Kalender hinausgeflogen. Sonst aber empfand die Gemeinde diese Betrachtungsweise als befreiend. Wenn ich die Jungfrauengeburt bekennen müsste, müsste ich lügen.

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    • Bruno Amatruda
      Gepostet um 22:10 Uhr, 30. November

      Danke, Herr Kollege Jäger-Werth, für diese sehr anschauliche und gute Anwendung theologischer Wissenschaft auf die Predigtsituation! Gefällt mir bestens! Eine aufgeschlossene Gemeinde ist um solche Verkündigung froh.

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      • Esther Gisler Fischer
        Gepostet um 12:01 Uhr, 05. Dezember

        … und eine weniger aufgeschlossene Gemeinde kann vielleicht noch überzeugt werden voneinem Glauben, welcher aufgeklärtet, jedoch deswegen nicht weniger fromm ist!

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    • Esther Gisler Fischer
      Gepostet um 11:59 Uhr, 05. Dezember

      Geht mir gleich: wie wenn der Galube an dieser Jungfrauengeburt hängen würde. Die Feministische Theologie hat zum Gl¨ück aufgeräumt mit solchen Märchen und Frauen mit ihren alltäglichen Erfahrungen vom Rand in die itte gerückt.

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