Unsere Erkenntnis ist Stückwerk – der vergessene locus classicus des ökumenischen Dialogs

In der Sendung Perspektiven DRS II von Ostern beantwortete Kurienkardinal Kurt Koch Fragen zu Ökumene, insbesondere zur Abendmahlsgemeinschaft. Er berief sich dabei auf das unterschiedliche Amtsverständnis als Haupthindernis. Doch diese Gesprächsbasis ist grundfalsch. Sie beruht auf der Annahme, wir könnten die religiöse Wahrheit definieren. Unsere religiöse Erkenntnis ist aber Stückwerk (1. Kor 13,9).

Der locus classicus der ökumenischen Diskussion sollte 1. Kor. 12 und 13 sein. Auf die entstehende Spaltung der Gemeinde von Korinth antwortet Paulus erst mit dem Bild der Gemeinde als Leib Christi mit gleichberechtigten unterschiedlichen Gliedern, die alle auf ihre Weise in einem Charisma beruhen. Dann weist er auf die Liebe als die wichtigste Gnadengabe. Die sich gegenseitig den Glauben absprechenden Gruppen weist er darauf hin, dass sich niemand der Wahrheit bemächtigen kann. Niemand durchschaut Gott; Gott hingegen durchschaut uns (vgl. 13,12). Unsere Erkenntnis ist relativ, auf unsern Standpunkt bezogen. Wir erkennen wie Kinder. Wir werden dann einmal über unsere heutigen Vorstellungen lächeln, wie wir heute heute über unsere kindlichen Vorstellungen lächeln, es sei denn, wir haben unsere kindlichen Vorstellungen verabsolutiert und andere ausgeschlossen. Dann werden wir uns freilich schämen müssen.

Wenn eine Gruppe in der Stille einen Bibeltext meditiert und die Teilnehmer sich nachher erzählen, wie sie den Text erlebt und was er in ihnen ausgelöst hat, so kommt ein bunter Strauss von Erfahrungen zusammen und niemand kommt auf die Idee, zu sagen, das ist richtig, das ist falsch. Vielmehr bereichern sich die verschiedenen Erkenntnisse. (Natürlich kann es auch zu Erfahrungen kommen, die nichts mehr mit der biblischen Grundlage zu tun haben.) Im Bewusstsein, dass wir alle nur eine beschränkte Einsicht haben, können wir mit Menschen unterschiedlicher Konfessionen Abendmahlsgemeinschaft haben. Mit Christen, die meinen, sie hätten bereits die wahre Erkenntnis, wird Ökumene mühsam.

Zur im Beitrag erwähnten Sendung „Perspektiven“ auf SRF 2:
http://bit.ly/2HxVIxQ

Die Meinung des Autors in diesem Beitrag entspricht nicht in jedem Fall der Meinung der Landeskirche.

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15 Kommentare
  • THOMAS GROSSENBACHER
    Gepostet um 07:01 Uhr, 19. April

    Bestimmt ist Erkennen Stückwerk. Das darf aber nicht vernebeln, dass das ganze eucharistische Missverständnis (Abendmahls-un-Verständnis), das selbst durch die Kirche der Reformation innerreformiert genährt wurde, stringente philologische Erkenntnis unter den Tisch wischte. Gegen alles bessere Wissen, wurde eine Trennlinie geschaffen zwischen dem „ist“ und dem „bedeutet“
    So zieht es sich bis heute in der Frage hin: „Nur“ symbolisch oder doch realpräsentisch: Hokuspokus (hoc est corpus) oder reale Speise (Brot), die das ist und bleibt, was sie ist und gleichzeitig einen tiefen Sinn hat: Nahrung des Vertrauens.
    Ich habe an dieser Stelle auch schon darauf hingewiesen, dass Jesus bei seiner Feier des Pässachseders wohl in seiner Muttersprache nichts anderes als „zä gufi“ gesagt haben wird (P. Lapide): Was soviel heisst wie: „Dies … mein Leib“. In diesem fürs Hebräische typischen Nominalsatz fehlt das „ist“ das den spaltenden Abendmahlsstreit und die Spaltung der Kirche mitbegründete. Eigentlich, sollte das allen, die sich auf Jeschuah ben Josef (als den Christus) berufen klar sein. Erst recht den philologisch Gebildeten unter den Gottvertrauenden. Dieses Stück des Stückwerkes wäre also längst geklärt. Auch der Schriftgelehrte Zeltmacher Paulus müsste das gewusst haben. Wir haben keinen Grund die Einigung der Glaubenden auf die Tage nach unserer Zeit in himmlische Sphären und Zeiten zu verlegen.

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    • Esther Gisler Fischer
      Gepostet um 13:57 Uhr, 19. April

      Jeschua ben Mirjam trifft es besser, Der Josepf war ja höchstens der Zievater. 😉

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      • Alpöhi
        Gepostet um 18:40 Uhr, 19. April

        In der Juristerei ist es so: Man nimmt an, dass der Ehegatte der Mutter der biologische Vater des Kindes sei, solange dies von niemandem bestritten wird. Daraus folgt, dass der Ehegatte der juristische Vater des Kindes ist, woraus der Familienname des Kindes, Erbrecht des Kindes, Vertretungsrecht bzw. -pflicht des Kindes durch Vater oder Mutter usw. folgt. Wenn die Vaterschaft nicht bestritten wird, ist es juristisch völlig egal, wer der biologische Vater des Kindes ist.

        Darum hiess er Jeschua ben Josef, nicht Jeschua ben Mirjam. Mirjam war zwar unehelich schwanger geworden, aber bei der Niederkunft war sie mit Josef verheiratet und die Familie hiess wohl kaum „Familie Mirjam“. Soviel Sorgfalt im Umgang mit den Fakten muss sein.

        Damit habe ich Mirjam (oder latinisiert: Maria) kein bisschen abgewertet. Ich achte sie sehr; sie ist eine wunderbare Frau. Alle Geschlechter werden sie selig preisen.

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        • Esther Gisler Fischer
          Gepostet um 18:06 Uhr, 24. Mai

          Ach Alpöhi: Meines Wissens gab’s zur Zeit Jesu noch kein Zivilrecht. Tatsache ist, dass es ohne Maria den Jesus nie gegeben hätte. Und wenn wir schon bei der Ökumene sind: Wenn die Katholen und Orthodoxen Maria schon als Gottesgebärerin preisen, dann soll sich doch auch in der Genealogie niederschlagen nicht!?

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  • Seraphim Weibel
    Gepostet um 07:49 Uhr, 19. April

    Es geht nicht um die Frage selbst. Sie ist nur Mittel zum Zweck. Es geht um Macht, Deutungshoheit, Abgrenzung. Wer die Frage lösen will löst das Problem nicht, sondern liefert sich ein sinnloses Scheingefecht. Die Kath. Kirche gehört angeklagt weil sie Frauen und homosexuell diskriminiert und damit die Menschenrechte und die Bundesverfassung missachtet. Noch und die anderen weltfremden spinner verlieren zum Glück zusehend am glaubwürdig. Die gebildeten sind längst ausgetreten, und nun merken auch die letzten Deppen langsam an wen sie ihre Steuergelder verschwenden. Weiter so Koch und co, geben sie gas und befreien sie die Welt von ihren intellektuellen Müll.

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    • Alpöhi
      Gepostet um 08:19 Uhr, 19. April

      Herr Weibel,
      Mit der ersten Hälfte Ihres Kommentars bin ich einverstanden: Es geht um Macht und Deutungshoheit.

      Der zweite Teil schüttet das Kind mit dem Bade aus, finde ich. Die katholische Kirche kann nämlich einige Dinge wesentlich besser als die reformierte: Weniger Beliebigkeit. Mehr Gefühl und Emotionen. Wesentlich besserer Einbezug der Kinder. „Miteinander feiern“ steht im Zentrum, nicht „miteinander philosphieren“. Der Durchschnittskatholik ist verbindlicher dabei als der Durchschnittsreformierte.

      Die reformierte Kirche klagt allerorten über Mitgliederschwund und Spardruck. Dabei ist das eigentliche Problem, dass die Kirchen am Sonntag Morgen fast leer sind. Zwar hat Jesus gesagt, „wo zwei oder drei…“ aber wenn es einem Pfarrer genügt, vor leeren Bänken zu predigen, dann hat das mehr Ähnlichkeit mit einer geschützten Werkstatt als mit einem dynamischen Netzwerk, das die Welt verändert. Gott sei’s geklagt. 🙁

      Kurz: Die katholische Kirche macht auch einige Dinge besser als die reformierte. Und wir könnten viel lernen von ihr, wenn wir wollten.

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      • Alpöhi
        Gepostet um 08:43 Uhr, 19. April

        „miteinander philosophieren“ ist es ja eigentlich nicht im reformierten GD. Da philosphiert ja nur der Pfarrer, die Pfarrerin vor sich hin. Für den reformierten GD wäre es schon ein Gewinn, wenn wir zum „miteinander philosophieren“ kämen… Noch schöner wäre, wenn „miteinander Gottes Gegenwart feiern“ im Zentrum stünde. Spiritualität einüben statt Monolog einüben.

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        • Seraphim Weibel
          Gepostet um 08:40 Uhr, 25. April

          Liber Alpöhi,

          gerne würde ich mit ihnen einen kaffee trinken und philosophieren… haben sie mal zeit ?

          Grüsse,

          Seraphim

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  • Alpöhi
    Gepostet um 08:47 Uhr, 19. April

    Ich erlebe es auch so wie H.U.Jäger: Gott gibt Erkenntnis oft in eine Gruppe hinein. Und indem die Gruppe die erhaltenen Puzzlesteine zusammenträgt, ergibt sich ein Gesamtbild. Und das Gesamtbild bringt uns weiter.

    Insofern müsste doch die reformierte Frage sein: Was können wir von den Katholiken lernen? – die andere Frage (was können die Katholiken von den Reformierten lernen?) müssen wir den Katholiken überlassen.

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  • schwäbi
    Gepostet um 04:09 Uhr, 20. April

    Gestern war ich vier Stunden in meiner Wohnung mit Staubsauger und Dampfer zu Gange. Da war nachher die Erinnerung an die katholische Lehre von der Transsubstantion, wie Kardinal Koch sie auch in der Sendung darlegt, gerade recht. Werde ich gefragt, warum ich nicht schneller tanze, antworte ich zuweilen, es sei eben ein Substanz, daraus die Tanzsubstanz, die andere Substantien (Bier, Nikotin, Hanf etc) erübrige. Aber eben: in einer Substanz, zb im Wasser, bewegt man sich langsamer, die beiden nicht-metaphysischen Kategorien Beziehung und Ereignis können gehemmt sein – was für eine Kirche nicht immer das Beste ist. Im übrigen halte ich das für eine wahre Erkenntnis, und würde je nach Gesprächssituation sagen, es sei „die wahre Erkenntnis“. Es gibt auch in der gegenwärtigen Welt Vollkommenheit, in der Bergpredigt wird sie sogar geboten – nur dass die Vollkommenheit immer noch vollkommener wird. Einerseits kann man fragen, ob denn nicht die Erkenntnis, dass unser Erkennen Stückwerk sei, nicht auch Stückwerk ist. Andererseits: durch das Stückwerk definiert die Wahrheit sich selbst. Einmal so, einmal anders – wie es ihr gefällt. Dass es in sehr existentieller Weise um wahr oder falsch gehen kann, beweist der Beitrag gleich am Anfang. Ein substantieller Klang ist weniger transparent, ein transparenter Klang weniger substantiell. Ein ausgewogener Klang ist nicht besser als zwei, wie dargestellt, verschiedene. Vielleicht erscheint mir deswegen die Vereinigung der Kirchen nicht als das Vordringlichste. Zumal auch die Christuserkenntnis Stüchwerk ist, im religionsoekumenischen sinn, und die Kirchen, würden sie das erkennen, vor weniger leeren Bänken lehren würden. und allgemein gilt: ein Stück des Brotes ist lebensspendende Nahrung, auch wenn es nicht das ganze Brot ist. Oder auch so: im Stück das Ganze.

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    • schwäbi
      Gepostet um 15:48 Uhr, 20. April

      „sinn“ repräsentiert die sinnerfahrung, im unterschied zu „Sinn“, der aussage, die durchaus wahr und sinnvoll sein kann, dass etwas sinn habe – „und“ ich lasse die grossschreibung vielleicht besser weg. das u berührt das zweitunterste bewusstseinszentrum. die in der katholischen tradition mehr vertretene substanzmetaphysik ist möglicherweise eine opposition gegen das dominierende patriarchalische.

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  • polynom
    Gepostet um 14:21 Uhr, 20. April

    Das könnte den Menschen der Welt ja so passen,
    wenn sonntags die Leute in die Predigt strömten in Massen,
    um die Wahrheit von der reformierten Pfarrerschaft zu hören,
    und sich als Volk Gottes und wahre Nachfolge Jesu zu erhöhen.

    Das passte uns jetzt wohl grad in den Kram,
    wenn alle Welt zum Reformationsjubiläum angepilgert käm,
    und die Mächtigen der Welt den Höchsten Reformierten
    goldene Ehrenmedaillen verliehen und zum mega event gratulierten!

    Doch kündet das Evangelium vom unscheinbaren Gelingen,
    von der aufgehenden Saat bei den Geringen,
    gibt Mut zu Widerstand gegen die Umweltzerstörungsmaschinerien,
    die mit dem Tod uns regieren und das Leben der Welt zum Ruhm der Multis instrumentalisieren.

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    • Anonymous
      Gepostet um 16:51 Uhr, 23. April

      schön und gut! wirklich! schön geschrieben und auch gut! immerhin im anschluss an jesu kritik pharisäischer selbstgerechtigkeit. nur sollte man dabei halt immer auch darauf achten, dass man sich im richten und urteilen nicht selbst das urteil spricht: nur allzuoft drückt sich im anprangern der vermeintlichen selbstüberhöhungen anderer lediglich die anmassung des anprangernden aus. insofern er für sich die position des richters über das treiben anderer in anspruch nimmt. eine position die vielleicht dann legitim wäre, wenn der richtende nicht selbst ein nur allzu gut geschmiertes rädchen im getriebe desjenigen laufs der dinge wäre, den er allen anderen so gerne anlastet! jesus konnte über andere richten, wir sind aber nicht jesus und können über andere nur richten so richten dass wir uns selber richten 😉 lg

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  • printemps
    Gepostet um 14:41 Uhr, 22. April

    Grosses Geschwafel macht noch keinen Frühling.

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  • Michael Scharfenberger
    Gepostet um 16:35 Uhr, 15. August

    Wer einmal die Sendung nachhört, wird feststellen, dass nicht das Amtsverständnis, sondern der Substanzbegriff in der Wandlungslehre der Eucharistie der katholischen Tradition als Hauptargument von Kardinal Koch angeführt wird. Damit stellt er klar, dass die Feier der Eucharistie etwas anderes ist, als die Feier des Abendmahls in lutherischer oder reformierter oder anglikanischer Tradition. Am ehesten noch könnte meiner Erfahrung nach die anglikanische Tradition der katholischen Eucharistieauffassung kompatibel sein (auch die Anglikaner haben einen Tabernakel). Doch schon in der protestantischen Tradition bestehen Unterschiede zwischen den kultisch-kulturellen Auffassungen dessen, was mit Brot und Traubenwein/Traubensaft eigentlich gefeiert wird. Erwähnenswert ist auch, dass der Konsens mit den orthodoxen Kirchen gar nicht weiter betrieben wird, da diese eine solche gemeinsame Eucharistiefeier gar nicht wünschen. Glasklar stellt Koch dar, dass dies nicht gewünscht ist, seitens der Orthodoxen, da denen die Kirchengemeinschaft vorrangiges Thema vor der Eucharistiegemeinschaft ist.
    Das Ökumenegeschwafel seitens der evangelischen Protestanten hinsichtlich einer gemeinsamen Abendmahlsfeier ist mir zwar ein auf den ersten Blick verständliches Bedürfnis – der Tisch des Herrn sollte eigentlich für Einheit stehen. Aber faktisch und meines Erachtens auch zum Glück, haben sich seit der Reformation bzw. ihren Vorläufern kulturell wie sozial wie kultisch wie politisch andere Gestalten des Christentums entwickelt.. Warum nicht also auch des letzten Mahles Jesu unterschiedlich gedenken und es unterschiedlich performen?

    Ich halte des daher für ein hohes Gut, wenn bestimmte Gestalten des Christentums ohne größere praktische wie theologische Probleme von sich aus eine offene Einladung zur dann zu Recht so genannten Abendmahlsfeier aussprechen und KatholikInnen* wie Geschiedene* wie Homosexuelle* wie AlkoholikerInnen* etc. kurz Christen* zur Mahlfeier einladen und die Teilnahme am gemeinsamen Mahl abhängig machen vom Kultusbedürfnis der jeweilig TeilnehmendeN*.

    By the way: Eher dürfte wohl ein Buddhist, als ein Protestant bei der Eucharistie mitfeiern, denn nach den Worten: „Herr, sprich nur ein Wort und meine Seele wird gesund“ erfolgt in der katholischen Liturgie nicht irgendein Wort des Priesters, das erlöst oder ein Trostlied, sondern Stille und das Auf(er)stehen der Gemeinde zum gemeinsamen Kommunionsgang der Eucharistie mest in beiderlei Gestalt (Oblate und Traubensaft/Wein).. Es erfolgt im buddhistischen Sinne eine Tathandlung in der bedacht und gefeiert wird, dass Leben und Tod Jesu uns so zugute kommen, dass wir davon Nahrung erhalten und uns dies in eigenes Fleisch und Blut übergeht. Hegel sah da übrigens ähnlich.

    By the way: Als ich in den 70ern von einem in den 40ern geprägten Priester katholisch erzogen wurde, erzählte er Schauermärchen von „den“ Evangelen: sie nähmen die Oblaten, oder gar nur profanes Toastbrot und grillten dies nach Gebrauch im heiligen Mahl über einem Lagerfeuer. Wer ein bisschen Kulturwissenschaften betreibt, dem wird auffallen, dass die theologischen Unterschiede zwischen Abendmal, Eucharistie und Feier der Liturgie so weit gehen, dass auch unterschiedliche Medien benutzt werden . Einmal die Oblate, mal geprägt, mal ungeprägt (katholisch, lutherisch), mal nur Wein, oft politisch korrekter Traubensaft (evangelisch), mal Weißbrot und Tonkelch (protestantisch), mal Fladenbrot und Silberkelch (reformiert). Dies markiert Unterschiede, die nicht einfach so wegökumenisiert werden ḱönnen.
    Kardinal Koch betont zurecht, dass Jesus das Abendmahl nicht auf dem Marktplatz in Jerusalem gefeiert hat. Es hatte und hat immer den Beigeschmack des letzten Mahles ein letztes mal. Dieser Todesaspekt mitten im gemeinsamen Feiern der lebendigen Mahlgemeinschaft macht meines Erachtens das gemeinsam-verbindende des Gedächtnisses an Jesu Lehre, Wirken und Leben und Tod aus. „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ ist aus protestantische Sicht ein viel wichtigerer Satz, als die ontologisch fixierte Frage nach der Realpräsenz von ChristusJesus in den Substanzen von Brot und Wein. Der evangelische Theologe Gert Theissen sprach in diesem Zusammenhang einmal etwas unglücklich von symbolischen Kannibalismus. Martin Pöttner hat neulich darauf aufmerksam gemacht, dass die Verwendung von Brot und Wein/Saft ein hochstufiges Symbol ist, das zwar in Jesu letztem Abenmahl mit seinen JüngerInnen* einen historischen wie sachlichen Ausgangspunkt hat, aber in der Tradition weiter gewachsen ist. Pöttner betont zu Recht, dass Brot und Wein Mediensymbole sind, die darauf verweisen, dass Natürliches (Weizen, Wasser, Trauben) einem Verarbeitungsprozess unterliegen. Dieser anthropologische Aspekt sollte meines Erachtes mehr betont werden, wenn zwischen kitschig-ökumenischer Jesulogie („Der eine Tische des Herren verlange die eine Mahlfeier aller Christen“) und kulturwissenschaftlich-protestantischer Gelassenheit und Offenheit des Abendmahls weiter gestritten wird. Ich jedenfalls möchte angesichts einer klaren progressiv-protestantischen Offenheit des Abendmahls keinen Katholiken zwingen, die Enklave der Eucharistie gegen die eigenen Grundüberzeugungen zu öffnen. Ach ja, und schließlich gibt es ja immer noch die Möglichkeit, den Heimatstall, unter dem man/frau* so sehr leidet, zu wechseln – und sei es zu den Altkatholiken.

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