USR III: Eine überladene Vorlage auf Kosten von Bevölkerung und Gemeinden

Bei einer Annahme der Unternehmenssteuerreform III (USR III) am 12. Februar 2017 drohen erhebliche Steuerausfälle. Besonders betroffen sind Städte und Gemeinden, deren Ausfälle von Bund und Kantonen nicht genügend kompensiert werden.

Die Steuerprivilegien für die sogenannten Status-Gesellschaften müssen abgeschafft werden. Die USR III will diese – auch auf Druck von EU und OECD – aufheben. Es ist unbestritten, dass es eine Unternehmenssteuerreform braucht. Die aktuelle Vorlage geht aber zu weit und birgt zu viele Unsicherheiten. Das weckt negative Erinnerungen an die USR II. Damals hat sich der Bundesrat um mehrere Milliarden Franken verschätzt.

Stadt Zürich: Jährliche Ausfälle von rund 300 Millionen Franken

Zürich ist der Wirtschaftsmotor der Schweiz. In der Stadt Zürich haben wir aber nur vier Prozent privilegiert besteuerte Unternehmungen. Das bedeutet, dass von der USR III auch die 96 Prozent der Unternehmungen profitieren, die gar nicht im Fokus der Reform stehen. Dass der Kanton Zürich alle vom Bund zur Verfügung gestellten Massnahmen umsetzen und dazu noch den Gewinnsteuersatz um 25 Prozent senken will, führt alleine in der Stadt Zürich zu Steuerausfällen von jährlich rund 300 Millionen Franken. Eine Senkung in diesem Ausmass geht zu weit. International sind wir auch ohne Senkung absolut konkurrenzfähig.

In vielen anderen Städten und Gemeinden sieht es übrigens ähnlich aus. Die Stadt Bern rechnet mit Einnahmeausfällen von rund 30 Millionen Franken, Genf mit rund 50 Millionen Franken. Fakt ist: Die Städte und Gemeinden kommen schlecht weg, ihre Ausfälle werden von Bund und Kantone nicht genügend kompensiert.

Ein attraktiver Standort hat seinen Preis

In der Schweiz gibt es 24’000 privilegiert besteuerte Unternehmen. Diese könnten bei einem Nein zur USR III alle abwandern, suggerieren die Befürworter. Bestimmt, es kann Firmen geben, die wegen dem Steuerfuss wegziehen – vor allem die hypermobilen unter den privilegierten Unternehmen, die hauptsächlich wegen des Steuerfusses hier sind. Diese machen im Raum Zürich aber nur wenige hundert Arbeitsplätze aus und alle Privilegierten zusammen nur rund ein Prozent. Für die allermeisten Firmen sind die Steuern zwar ein wichtiger, aber nicht der wichtigste Standortfaktor. Das geht auch aus der Firmenbefragung der Stadt Zürich hervor.

Am wichtigsten ist es für die meisten Firmen, dass sie zu geeigneten Arbeitskräften kommen. Die Nähe zum Flughafen, eine gut ausgebaute Infrastruktur, Sicherheit, die Hochschulen oder ein gutes kulturelles Angebot sind ebenfalls zentral. Darauf setzt Zürich: ein international attraktiver Standort mit Top-Angebot zu sein.

Steuererhöhungen für Privatpersonen und Leistungsabbau drohen

Ohne die dafür notwendigen Steuereinnahmen kann ein attraktiver Standort aber nicht gewährleistet werden. Auch nach viel zu geringen Kompensation durch den kantonalen Finanzausgleich bleiben jährliche Ausfälle von weit über 200 Millionen Franken für die Stadt. Dies lässt sich ohne Steuererhöhungen für natürliche Personen oder einen spürbaren Abbau von Leistungen und Investitionen kaum bewältigen. Dies haben auch die Gemeindepräsidenten klar zum Ausdruck gebracht. Treffen würde es vor allem den Mittelstand. Und wenn Gemeinde und Städte ihre Investitionen zurückfahren müssen, gefährdet dies die wirtschaftliche Entwicklung.

Deshalb Nein zur USR III in dieser Form. Nötig ist eine weniger überladene Vorlage, die auch die Interessen der Städte und ihrer Bewohnerschaft berücksichtigt.

Stadtrat Daniel Leupi
Vorsteher Finanzdepartement der Stadt Zürich
Präsident der Konferenz der städtischen Finanzdirektorinnen und -direktoren (KSFD)

Direkt zum Beitrag «Wieso auch die Kirchen von der Steuerreform profitieren» von Ruedi Noser

 

 

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2 Kommentare
  • Andreas Imhasly
    Gepostet um 11:29 Uhr, 16. Januar

    Danke für die sachlich überzeugende Argumentation, die mehr als plausibel ist. UnternehmenssteuerReform: JA. Da hat die sozialdemokrat. Finanzdirektorin von BaselStadt wesentliche Voraussetzungen geliefert. Was die bürgerl. Mehrheit im Parlament daraus gemacht hat, ist schlicht Begünstigung auf der einen und Abzocke auf der andern Seite. Es muss Schluss sein mit den permanenten Steuerermässigungen und – kürzungen zugunsten einer bestimmten Wirtschaft (lange nicht alle Wirtschaftsträger), die dann zu staatl. Leistungskürzungen führen zT. heute schon in geradezu absurder Manier, wie die Bildungskürzungen im Kt.Lu gezeigt haben. Auch eine USR 3 hat der Sozialpflichtigkeit des Kapitals Rechnung zu tragen und muss deshalb sozial ausgewogen sein. Das ist der Vorschlag des Parlaments in keiner Weise bzw. nur auf der Ebene von schönen Versprechungen. Der Wirtschaftsstandort CH ist stark, gerade auch durch die Leistungen der Arbeitnehmenden. Er braucht nicht zu „florieren“ i.S. einer gespaltenen Geellschaft, in der die einen abschöpfen,was nur geht und die andern „kompensieren“ müssen bis zum Geht-nicht-mehr. Die kaum verhohlenen Drohungen gewisser Wirtschaftskreise, die wie der Schweizer,. Gewerbe- Verband inzwischen zu den pölitischen Scharfmachern gehören,
    zeigen, als wes Geistes Kind sich diese USR inzwischen darstellt.

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  • Anita Ochsner
    Gepostet um 13:29 Uhr, 16. Januar

    Wie froh bin ich um diesen Beitrag! Und gerne möchte ich auf den vorgängigen Beitrag von „Rassismus am Krankenbett“ .. das Trio infernale! … – einsetzen der Kirche in vielfältiger Weise für Benachteiligte, in die Bildung und ja sich einmischen in politischen Fragen, zeigt sich ja auch mit diesem Blog in diesen beiden Beiträgen zur USRII, – hinweisen. Was es heisst, wenn Kirche vielseitige Angebote nicht mehr wahrnehmen könnte… !
    Was passiert, wenn Menschen zu Sozialbenachteiligten werden, auf die eine oder andere Weise. Z.B. in eine Arbeitslosigkeit geraten, wenn auch „nur“ vorübergehend, ein paar Monate, ein Jahr, zwei Jahre Arbeitslosigkeit können Menschen in eine bald ausweglose Spirale führen. Sozialamt und RAV … können was ein Mensch in einer solchen Krise mit allem was darin geschieht, nicht begleiten. Staatliche Ämter können kaum da unterstützen wo und wie es Kirche tun kann.
    Am Beispiel einer Freundin spürte ich mit, was es heisst Arbeitslos zu sein. Und durch die berufsberatende kirchliche Stelle erst mal wieder „aufgerichtet“ wurde, um überhaupt alles was sich da nach sich zieht, (manches Mal den Eindruck vermittelnd es werden noch immer mehr Stolpersteine in den Weg geräumt) bewältigen zu können und sich selbst als wertvoller Mensch zu empfinden. Da half diese kirchlich Stelle um alles bewältigen zu können. und wieder einen guten Einstieg zu finden. Würde der Staat mit welchen Kosten (Geldern- höheren Steuereinnahmen?! ) sich für Menschen in Krisen Lebenssituationen und oder einfach in Lebensfragen (ist auch Bildung!) einsetzen – können und wollen .. ? Was würde neu geschaffen werden „müssen“ wollen?! Ich denke ein Nein zur USR III, ist nachhaltiger (die Weltlage sehr verändernd) für diese und nächste Generationen.

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