Vision Kirche 21

Dünnes Eis; ganz dünnes Eis mögen Sie denken. Als Exil-Zürcherin im Kirchendienst unter Berns Gnaden… Ja, mag sein. Aber Schweigen ist auch keine Lösung.

Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn haben sich im Jahr 2015 ein grosses Ziel gesetzt: Eine neue Vision zu erarbeiten bis zum Reformationsjahr 2017. Nur schon die Idee, eine Vision erarbeiten zu wollen, stösst bei mir auf Widerstand. Eine Vision hat man, oder man hat sie nicht. Aber erarbeiten lässt sie sich nicht. Meine Meinung.

Nun ja, seien wir trotzdem einmal grosszügig und gehen davon aus, dass es doch geht. Unter dem Motto „Fragen stellen – Antworten finden – Kirche sein“ wurde gemeinsam der Visionsprozess „Kirche 21“ angegangen. Kircheninteressierte haben sich getroffen, um gemeinsam Fragen zu stellen. Anschliessend wurden diese Fragen von Expertinnen und Experten zu 13 Spannungsfeldern gebündelt und der Gesprächssynode Plus vorgelegt. Diese ausserordentliche Versammlung mit beinahe 300 Personen hat schliesslich versucht, Antworten auf die eingegangenen Fragen zu finden. Daraus resultierte schliesslich folgende Vision:

„Von Gott bewegt. Den Menschen verpflichtet.“

Und ich denke, ist das wirklich alles? Inhaltlich habe ich nichts auszusetzen. Ich meine nur, dass diese „Vision“ resp. dieses Motto schon x Kirchgemeinden in den letzten Jahrzenten hatten. Und darauf sind sie ohne zweijährigen, kostspieligen Visionsprozess gekommen. Ergänzt wird dann das Motto durch folgende Aussagen:

„Auf die Bibel hören – nach den Menschen fragen.

Vielfältig glauben – Profil zeigen.

Offen für alle – solidarisch mit den Leidenden.

Die Einzelnen stärken – Gemeinschaft suchen.

Bewährtes pflegen – Räume öffnen.

Vor Ort präsent – die Welt im Blick.

Die Gegenwart gestalten – auf Gottes Zukunft setzen.“

Ehrlich, ich finde diese Aussagen echt in Ordnung. Da gibt es nichts auszusetzen. Doch haben wir eigentlich mit der Aussage einer offenen Such- und Weggemeinschaft nicht schon all das mitgemeint? Und wieso kommt in einer christlichen Kirche die Hauptperson Jesus Christus nicht in ihrer Vision vor? Was ist mit dem Anspruch an diesen Prozess geworden, welcher auf der Homepage http://kirche21.refbejuso.ch/home/ nachgelesen werden kann?

„Visionen sind etwas Kraftvolles. Sie lassen einem mit dem Ist-Zustand nicht mehr einfach zufrieden sein. Sie motivieren, aus diesem Zustand heraus zu kommen. (…) [Der Visionsprozess] basiert auf dem Traum von Kirche, die sich selber wieder vergewissert und ein klares Bild ihrer Zukunft entwirft. Der Visionsprozess Kirche 21 sucht nicht nach einer Vision neben dem Evangelium. Er sucht nach der Vision, die (…) aus dem Evangelium heraus kommt (…).“

Eine kraftvolle Vision stelle ich mir irgendwie anders vor. Provokativer. Aber wer weiss. Der Geist weht, wo er will. So gebe ich meine Hoffnung noch nicht auf.

Zum Beitrag von Domink von Allmen zum gleichen Thema

 

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37 Kommentare
  • THOMAS GROSSENBACHER
    Gepostet um 07:19 Uhr, 07. September

    Ist Jesus erst drin, wenn JC drauf steht? Ist nicht der 2. Glaubensartikel der Menschwerdung Gottes, die Verpflichtung sola gratia allen Menschen zu begegnen. Denn das Bekenntnis zu Christus ist implizit im dreifachen Sinn des Wortes im Bekenntnis zum Menschen „aufgehoben“.

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    • Christof Bauernfeind
      Gepostet um 09:50 Uhr, 07. September

      Aber warum Jesus dann nicht einfach auch draufschreiben? Manchmal denkt man, dass die Aussprache dieses Names allein schon weh tut.

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      • THOMAS GROSSENBACHER
        Gepostet um 20:42 Uhr, 07. September

        Nein sicher nicht. Aber Redundanzen entwerten (Inflation). Tautologien sind darum in der Theologie zu vermeiden. Implizite Aussagen und Taten überzeugen per se.. Übrigens: Die Religion der auch Jesus entstammt, weiss um das „non dicat“ des Gottesnamens. Nicht weil sie sich ihres Gottes schämt, sondern aus Ehrfurcht.

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        • Christof Bauernfeind
          Gepostet um 21:23 Uhr, 07. September

          Quatsch

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          • Christof Bauernfeind
            Gepostet um 16:03 Uhr, 14. September

            Ich habe hier so ziemlich meinen ersten Gedanken einfach hingeworfen. Das war etwas patzig. Zur Erklärung: Ich finde grundsätzlich, dass man Taten und Worte nicht gegeneinander auspielen sollte. Worte ohne Taten und Taten ohne Worte bleiben jeweils leer. Ich muss schon auch sagen dürfen, warum ich so handle und in wessen Geist. Eigentlich hat das mein Gegenüber auch das Recht, das zu erfahren.

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  • Morena Wiesmann
    Gepostet um 08:02 Uhr, 07. September

    Morena Wiesmann

    Leider läuft es in de Kirche des Kantons Zürich auch nicht anders. Alles hat Platz aber das Evangelium an erster Stelle, dieser Gedanke kommt gar nicht vor.
    Wir sind wie Hamster im Laufrad drehen und drehen und kommen nicht vorwärts, weil wir meinen wir können das Haus ohne Jesus bauen.
    Der reformierten Kirche fehlt die Demut. Strampelt mal schön weiter vielleicht merkt ihr irgend wann das Alles umsonst war.

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  • Barbara Oberholzer
    Gepostet um 08:38 Uhr, 07. September

    Grosses Bravo nach Bern! „Von Gott bewegt – den Menschen verpflichtet“ finde ich ein ganz inspirierendes Resultat für einen Prozess, an dem so viele Menschen mitgeschraubt haben. Ganz schöne Formulierung! Setzen wir sie um. ??

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    • Mirja Zimmermann
      Gepostet um 09:23 Uhr, 07. September

      Natürlich ist es „schön“. Das habe ich ja auch geschrieben. Aber ist es visionär? In unserer Region haben mehrere Kirchgemeinden die ziemlich genau gleiche Formulierung als Leitsatz. Schon seit teilweise mehr als 10 Jahren.

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  • Hans-Peter Geiser ZH Pfarrer, Dr. theol. M. Div.
    Gepostet um 10:32 Uhr, 07. September

    Wow. Das Ganze wirkt fast peinlich, wenn es nicht so tragisch wäre. Der Kanton Bern soll „Visionen erarbeiten“? 2 Jahre lang – komplexester Prozess bis zu 300 Leuten. Und nach zwei Jahren kommt nichts weiteres 2017 heraus, als massenweise theologische Nullinhalte, die im Grunde kaum etwas real enthalten, was nicht das übliche Ideale ohne Grund und Boden seit Jahrzehnten übersteigt. Im Idealen glänzt auch Bern. Im Realen weniger.

    Als Exil-Zürcher und Nie-wohl-Berner-bis-zum-Tode müsste ich lachen, wenn es nicht zum heulen wäre. 2005 hat mir der Kanton Bern in aller Berner Deutlichkeit in seither alle Ewigkeit erklärt, er wolle solch einen Zürcher Pfarrer voller kreativer realer Visionen NIE in seinem Berner Kantonalgebiet. Obwohl ich Bieler wäre. Trotz Entsetzen einer BE Prüfungskommission von Dellsperger, Müller, Lavater bis Wijnkoop Lüthi, die das damalige – und seither ganze Leben zerstörende – Intrigenspiel bis heute nie verstehen konnten. Seither nichts Neues an nur noch zerstörerischen Real-Visionen im Kanton Bern, trotz 2005 einem Zürcher Ruedi Reich, der damals noch verzweifelt versuchte, einen Berner Samuel Lutz in seiner Zerstörungswut umzustimmen.

    Seither erfreuen sich Andreas Zeller und Lucien Boder offen und visionslos am realen Zerbruch von Menschen – in- und ausserhalb von Berns KIrchen.. Mit. Godi Locher, der am Telefon seinen eigenen Vikarspfarrer in BE Köniz „einen Kranken“ nennen kann.. Nebst einem Berner Gesuchssteller, der wohl bis zu seinem Tode nie in einem BE Kirchendienst Visionen spinnen kann. Weil Bern real gar keine Visionen will.

    BE Visionen? Dass ich nicht heule.

    Zwischendurch erzählt mir 2017 André Urwyler – ehemals BE-Köniz, heute glücklich! Pensionierter, nach Rausschmiss im Könizer Juristenstreit, der den Kanton BE eine Million gekostet hat und nur dank Christoph Neuhaus human geregelt wurde – im Berner Seeland werde ein/e Pfarrer/in nach der/m anderen krank ob kirchlichen Machenschaften, Eher visionslos.

    Die Differenz zwischen Nullsummenworten – und dem Realen.

    Und so will eine BE Synode mit BE Synodalrat, die seit Jahren von diesen Katastrophen wissen, noch von Visionen sprechen? Kaum ein Wort passt derart wenig für einen Kanton Bern wie das Wort „Visionen“.

    Mal schauen, ob Stephan Jütte diesen Blog zu Nullvisionen – nicht nur im Kanton Bern – als erneut zu heikel streicht. Und wieviele Dislikes die reale Vision des REALEN – wohl eher im nightmare – begleiten.

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    • zhrefch
      Gepostet um 18:03 Uhr, 07. September

      Lieber Herr Geiser – von uns wird nichts „gestrichen“ weil es „zu heikel“ ist! Sie sind gerne eingeladen Ihre Meinung zu sagen. Wir wünschen aber eine Diskussionskultur, die respektvoll und sachlich ist. Kommentare, die sich nicht auf das Thema eines Beitrages beziehen oder in verletzender Weise gegen einzelne Personen gerichtet sind, löschen oder zensieren wir – immer mit einem Mail an den Kommentierenden (wenn uns dessen Mailadresse bekannt ist). Es würde uns sehr freuen, wenn Sie sich daran halten könnten :).

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      • Hans-Peter Geiser ZH Pfarrer, Dr. theol. M. Div.
        Gepostet um 23:52 Uhr, 07. September

        Es gibt eine erstaunliche Sprachlosigkeit in den heutigen Reformierten Kirchen, die sich in den letzten Jahren breit macht. Da schreibt jemand vom ELEND und den realen und namentlich genannten KATASTROPHEN der kirchlichen Realitäten,in einer Schweiz – 2017 – die eigentlich – zum Beispiel ein offener Hungerstreik eines VD Waadtländer Reformierten Pfarrers Daniel Fatzer, Freund und Pfarrkollege im Kanton Waadt, der nicht schweigen wollte vor über einem Jahr im Juni 2016 in allen Zeitungen, selbst im Schweizer Fernsehen – erschrecken, erschüttern und in der Sprache zum sprudeln führen müssten..

        Doch in den CH kirchlichen Medien – von Reformiert über http://www.ref.ch bis BREF und hin zum Diesseits bleiben alle sprachlos. Auch hier.

        Bleiben tut das Formalistische im sprachlichen Fair Play.

        Fair play „im Nichtverletzen“.

        Dass darin die „einzige Sorge“ ist, ob Sprache „verletzt“, oder die Bezugnahme zum vermeintlichen „Thema“ einhält,, macht eigentlich nur noch mehr sprachlos. Sind wir längstens nur noch derart „leidensempfindungsunfähig“ (Johann Baptist Metz – kein Reformierter) in unseren eigenen CH Reihen geworden.

        Das „Verletzen“ verletzt mich wenig. Das Zermalmen von Menschen – von Bern über Zürich bis Lausanne – schon mehr. Das sprachlose blosse nur „Zuschauen“ um einiges noch viel mehr – in den CH Reformierten Kirchen seit Jahren.

        Um so mehr erschüttert diese Sprachlosigkeit seit JAHREN, die nichts mehr sprachlich findet – und nirgends mehr eine versuchsweise mindestens annähernde Sprache sucht, wo andere in und an den CH Reformierten Kirchen – teilweise die besten – krepieren.

        Regelrecht krepieren.

        Dabei ist das „Verletzen ihres Lebens“ längst tägliches Einstecken. Auch ohne Sprache. Auch ohne „fair play“.

        So bleiben wohl auch diese Diesseits Beiträge – die eigentlich regelrechte Blitze und Donner auslösen müssten, wenn nicht etliche kirchliche Hurricanes – eh doch nur Schall eines „Exzentrikers“ – den man kaum wirklich real ernst nimmt – im Sprachlosen seit Jahren BE, ZH, AG, VD CH.

        Bleiben tut ein „Facebook Verteilen“ vom Daumenfinger nach unten oder oben. Theologisch sonst sprachlos. 3 zu 1.

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  • Barbara Oberholzer
    Gepostet um 10:58 Uhr, 07. September

    Achach, was wollt ihr denn? Die ref. Stadt Zürich hat im Rahmen der Reform einen solchen Prozess auch hinter sich, herausgekommen sind in etwa die vier Handlungsfelder der Kirchenordnung … Visionen sind kein Massenphänomen und häufig gar nicht mehrheitsfähig. Doch wir sind eine demokratisch organisierte Kirche, und das ist gut so. Als Leitsatz gefällt mir das Berner Produkt.

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  • Georges Morand
    Gepostet um 13:44 Uhr, 07. September

    Mir gefallen die Berner Leitsätze.
    Eine vertiefte Auseinandersetzung mit Ihnen und das mit der Dreieinigkeit im Herzen, wow, da liegt ein persönliches Leben mit Vision mehr als drin. Die Leitsätze ermöglichen Leben, sind aber nie Leben selbst. Leben kommt vom dreieinigen Gott, meinte ich bis heute. Habe gedacht, Jesusnachfolger/innen wissen das.

    Von Institutionen das erwarten, was nur „Bewegte von Gott“ bringen können, ist idiotisch und verhindert oft Institutionen mit Leben zu füllen.

    Besserwisser- und Pharisäertum hat die Welt und die Kirche zu Zeiten von Jesus bis heute keinen Deut positiv verändert. Meist killt es gute Ansätze, zerquetscht mit grossen Worten aufkeimendes Leben. Das beweist die Kirchengeschichte bis heute zur Genüge.

    Wir haben alle die Wahl, zu welcher Gattung wir gehören wollen und welche Spuren wir zurück lassen wollen.

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    • Barbara Oberholzer
      Gepostet um 19:18 Uhr, 07. September

      Genau! Gute Leitlinien erlauben, ermöglichen, fördern persönliche Visionen und Inspirationen, freies Gestalten, von Gott bewegtes Leben. Dazu brauchen sie eine gewisse Weite.

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  • michael vogt
    Gepostet um 14:05 Uhr, 07. September

    dass jesus fehlt, habe ich gar nicht gemerkt. danke für den hinweis. dass er fehlt, finde ich das beste. warum? nicht das ich wünschte, dass er bis zuletzt immer noch fehlt. es entsteht eine produktive leerstelle. die selbstverständlichkeit, mit der er immer der beste ist, gefällt mir nicht. was haben andere zu sagen? und wie sieht es aus, wenn ihre aussagen, inklusive derer von jesus, sich verbinden? „räume öffnen“, da kann es drin sein, dass das christentum – incurvatum in se ipsum? – nicht einzig ist auf erden, im weltraum. der raum und der traum haben noch keinen inhalt, aber immerhin: die welt ist „im blick“, und wir dürfen „vielfälltig glauben“. „von gott bewegt“ – seit einiger zeit offenbart sich mir, was hinter dem wort gott steht, nicht durch das wort gott. dieses wort aktiviert in mir das rationale bewusstsein, mehr als entsprechende worte aus anderen religionen oder nicht-religionen. zudem stellt sich mir die frage, ob es bereits als wort einen patriarchalischen charakter hat, und ob es diesen loswerden kann. panta en pasin (1kor 15.28), die zukünftige vollkommenheit, als alles verändernde vereinigung von allem mit allem in der gegenwart, bei integration des paulinischen „theos“, aber ohne vereinnahmende voranstellung, auch nicht als „thea“, ist, was sich mir offenbart, vom anthropologischen aspekt her gesehen, zum utopischen und zum abheben neigend: meine „vision“.

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    • michael vogt
      Gepostet um 22:00 Uhr, 22. März

      das wort gott repräsentiert die vollständige integration des rationalen bewusstseins. unsere praerationaleren vorfahren sagten god oder good.

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  • Samuel Burger
    Gepostet um 14:05 Uhr, 07. September

    Mir ist es ähnlich ergangen wie dir, Mirja. Ich hätte mir Provokativeres, Richtungsweisenderes erhofft. Aber eigentlich habe ich mir denken können, dass etwa das rauskommt. Mir hat der schon relativ alte Slogan der St. Galler «Nahe bei Gott und den Menschen», der dasselbe aussagt, aber viel poetischer ist, besser gefallen. Man hätte ihn übernehmen und ganz viel Geld sparen können. Aber da die wirkliche Kirchenarbeit in den Kirchgemeinden, an der Basis geschieht, spielt es eigentlich keine Rolle, was auf der Website von Refbejuso steht. Begeisterte, visionäre Leute vor Ort sind wichtiger.

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    • Karl
      Gepostet um 23:13 Uhr, 07. September

      Wahr: es spielt keine Rolle. In diesem Fall beruhigend.
      Aber was könnte werden, wenn es eine Rolle spielte und dazu auch noch wirklich visionär wäre?

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  • Alpöhi
    Gepostet um 21:39 Uhr, 07. September

    Also, eine Vision beinhaltet doch, dass man noch nicht dort angekommen ist, nicht wahr.
    Wenn nun aber die Berner Kirche sagt, diese mehrheitsfähigen Allgemeinplätze seien ihre Vision, da wolle sie hin – ja, dann steht es wirklich schlecht um die Berner Kirche! In diesem Sinn verstehe ich Mirja Zimmermanns Skepsis. Auso würklech.

    Die Episode zeigt zweierlei:

    Einersteits, dass bei einem demokratischen Prozess immer nur der kleinste gemeinsame Nenner herauskommt. Grosse Visionen liegen da einfach nicht drin. Im Gegenteil. Es ist schon viel, wenn sich die pluralistische reformierte Kirche ÜBERHAUPT auf einen gemeinsamen Nenner einigen kann. Aber eine Vision? ist es definitiv nicht.

    Anderseits, wo das grundlegende Problem unser deutschweizer Volkskirche ist: Man muss alle Themen weichspülen und auf „Sozialverträglichkeit“ testen, damit man ja niemandem auf die Füsse tritt. Heraus kommt i.d.R. ein Wischiwaschi-Durchschnitt, der niemandem weh tut, aber auch niemanden interessiert oder herausfordert.

    Ich glaube, im Grunde ist es ganz einfach. Die Bibel sagt: „Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Der Humanismus hat daraus gemacht: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Gott ist in unserem Denken irgendwann irgendwie abhanden gekommen, und niemand hat es gemerkt. Die postmodernen Hedonisten und Narzissen haben das dann noch weiter vereinfach – „Liebe dich selbst.“ Was kommt wohl als Nächstes?

    Meine Vision: Dass die reformierte Kirche wieder ein Ort wird, an dem die Menschen froh und selbstbewusst glauben, Gott lieben und auch ihren Nächsten wie sich selbt, und die gute Nachricht von Jesus Christus weitersagen. Denn Jesus zeigt uns einen Gott, der uns liebevolle Vater und Mutter sein will, und der mit uns Beziehung leben will.

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    • michael vogt
      Gepostet um 03:47 Uhr, 08. September

      als nächstes? wir haben im beitrag vom 04.09. den gedanken vernommen, dass roboter menschlicher sind als menschen. als nächstes die robotlichkeit. er ist menschlich heisst dann, er ist robotlich.

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 22:49 Uhr, 07. September

    Die genialste VISION hat doch der Mensch Jesus schon gehabt: Die MENSCHWERDUNG DES MENSCHEN aus seinen animalischen Gebundenheiten wie Gier und Angst und Hass heraus. Verwirklichbar – oder zumindest anstrebbar durch das Trainieren jener Eigenschaften bzw. Kräfte, die in den SELIGPREISUNGEN (Mt. 5) aufgelistet sind. Leider ist die Botschaft Jesu durch die Andersdeutung von Jesu Leben und vor allem Sterben durch Paulus (Sühnetodchristologie etc.) ziemlich weitgehend ausgeschaltet worden und ist eine Kirche entstanden, die einen „Gottmensch CHRISTUS“ verehrt, statt dem historischen genialen Menschen Jesus nachzufolgen und dessen Vision zu verwirklichen. Gerade im Jubiläumsjahr „Reformation“ wäre es meiner Meinung nach erstes Gebot, die von Luther und Zwingli begonnene Reformation weiterzuführen, diesmal nicht nur bis Paulus, sondern „ad fontes“, also zu Jesus zurück. Jesu Vision kommt übrigens ohne Gott(esbild) aus und könnte ideal mit dem „Weltethos“ und sogar mit den Weisheiten eines Dalai Lama und anderen kombiniert werden.

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    • michael vogt
      Gepostet um 03:58 Uhr, 08. September

      die vision der visionen ist in der verwandlung von tod in leben begründet, die nicht im bereich des trainings, der genialität oder des weltethos liegt

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      • Esther Gisler Fischer
        Gepostet um 14:54 Uhr, 08. September

        Zumindest sind wir mit der „goldenen Regel“ welthestosmässig anschlussfähig …

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    • Esther Gisler Fischer
      Gepostet um 14:53 Uhr, 08. September

      Super formuliert lieber Herr Rolla! Eigentlich sollte es ja „Glücklichpreisungen“ heissen, nach griechisch „makarios“.

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  • Katharina Gerber
    Gepostet um 23:40 Uhr, 07. September

    Es ist ja noch mehr zu beklagen: Die Visionslosigkeit der Berner Kirche wird begangen mit einem Haufen von Gottesdiensten, die dazu alle in der Stadt Bern stattfinden.. Als sei das alles, was Kirche sein müsste. Die dümmsten Vorurteile über das, was Kirche macht, werden hier nur bestätigt, da hilft auch HipHop nicht wirklich weiter.

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 08:18 Uhr, 08. September

    Mit den Augen Jesu gelesen ist das meiner Erkenntnis nach Unsinn. Typisch Paulus- und Johannes-Slang. Das schreibt Dir einer, der sich lebenslang mit dem historischen Menschen Jesus und seiner Botschaft beschäftigt hat und ihm sehr nahe gekommen ist. Schon allein die Formulierungen, die Du verwendest, sind weit von der einfachen Sprache Jesu entfernt. Für mich ist es kein Wunder, dass „Kirche“ mehr und mehr an Boden verliert…

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  • Marcus Degonda
    Gepostet um 15:35 Uhr, 08. September

    Also, es gibt schon Methoden, Visionen zu erarbeiten bzw. zu erzwingen: LSD oder andere psychedelische Drogen. Die Frage stellt sich dann, ob wir wirklich unseren Geist vernebeln wollen, um eine Vision zu haben, und ob dann das Ergebnis das ist, was wir wollten.
    Unsere Gesellschaft hat Mühe mit Visionen: „Wer Visionen hat, gehört in die Psychiatrische“. Heute würde Jesus wahrscheinlich auch dort landen, Paulus mit seiner Epilepsie sowieso. Was heute unter Vision abgehandelt wird (wahrscheinlich auch in Bern-Solothurn-Jura), sind rationale Ziele, die auch möglichst mess- und vergleichbar sein sollen, damit man die Sieger auszeichnen und die Verlierer bestrafen kann. Weil man diesen knallharten Zielvorhaben einen menschlichen Anstrich geben will, damit nicht gleich alle merken, um was es geht, redet man von Visionen.
    Eine Vision kommt von Gott. Der Mensch kann sie nicht erarbeiten. Er sollte auf die Gnade Gottes vertrauen und nicht seine Begehrlichkeiten oder An- und Absichten über den Vorwand einer Vision erzwingen wollen. Das tun nämlich die Scharlatane, vor denen in der Bibel auch gewarnt wird.

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 17:53 Uhr, 08. September

    Hallo Marcus, Visionen kann man nicht erarbeiten. Die hat man – oder man hat sie nicht. Und es ist egal, woher sie kommen., da sie sich in der Verwirklichung be- und erweisen müssen. Die Vision Jesu – Menschwerdung des Menschen („Mensch“ als Ehrentitel!) – harrt immer noch der Verwirklichung. Jedenfalls der weltweiten und kompromisslosen. Da hätten die Kirchen ein grosses Tätigkeitsfeld und müssten sich nicht in „Scharmützeln“ verlieren und verbrauchen und verzetteln, meine ich,

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  • michael vogt
    Gepostet um 21:35 Uhr, 09. September

    ich anerkenne die anthropologische wende als vollständige anerkennung des anthropologischen gesichtspunktes. viele einzelne haben eine vision, sie tauschen sich nun aus und erarbeiten eine gemeinsame vision. arbeit und zusammenarbeit kann die molekularen verhältnisse im menschen so verändern, dass das zustandekommen von visionen und ihre wahrheit begünstigt werden. damit ist nicht gesagt, diese menschen seien der letzte ursprung ihrer visionen und des erarbeitens der vision, während dem im übrigen die einzelnen visionen modifikationen erleben können, wodurch sie, zu recht oder zu unrecht, mitunter moderater werden, modischer oder unproduktive moden verlieren.

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 14:39 Uhr, 10. September

    Kannst Du das einfacher/verständlicher ausdrücken, lieber Michael? (Etwa so, wie Jesus es sagen würde…)

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  • Esther Gisler Fischer
    Gepostet um 18:12 Uhr, 11. September

    Für mich muss Jesus Christus nicht unbedingt vorkommen in solch einer landeskirchlichen Vision; -die Botschaft von Jeschua ben Mirjam, dem Wanderprediger aus Nazareth jedoch wohl. Und auch Visionen, wie das Evangelium, die Frohe Botschaft Hand und Fuss bekommt in der Realität.

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  • Anonymous
    Gepostet um 11:43 Uhr, 12. September

    „Jeschua ben Mirjam wa (und) Joseph“ – meiner Überzeugung nach. Und: Das „EVANGELIUM“ (Botschaft Jesu!) i s t die Vision. Sie muss eben umgesetzt werden. (Und nicht weiterhin mit der irrigen „Paulus-Botschaft“ zugedeckt werden!)

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    • Esther Gisler Fischer
      Gepostet um 17:24 Uhr, 12. September

      Das meine ich ja lieber Anonymous! Eine Vision muss sich jedoch im Leben einer Gemeinschaft inkarnieren!
      Die ‚Leben-Jesu-Forschung‘ ist ja gescheitert, wie Sie vielleicht wissen und Jesus höchstwahrscheinlich ein uneheliches Kind einer jungen Frau.

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 21:56 Uhr, 12. September

    Seltsamerweise wurde ich zu „Anonymous“. Ich bin und bleibe Reinhard Rolla

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    • Anonymous
      Gepostet um 14:07 Uhr, 14. September

      Ja so kommt’s, wenn Mann seinen Namen nicht im Kästchen verewigt. 😉

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  • Meyer Christian
    Gepostet um 13:41 Uhr, 19. September

    Vision: in allen Kirchgemeinden wird zuerst die Dienst- und Gehaltsordnung abgeschafft – die zur Verfügung stehenden Geldmittel werden gerecht unter allen Arbeitenden aufgeteilt, so dass jeder genug (nicht zuviel) zum Leben hat; Mensch kommt vor Bau und wenn Bau, muss er dem Leben und dem Menschen dienen, dann dient er auch Gott – kirchliche Gebäude werden allen Gläubigen zur Verfügung gestellt: für Treffen, für Ausstellungen, für Anlässe; sie sollen Leben in bunter Vielfalt ermöglichen; in jeder Kirchgemeinde findet jede Woche ein Gratisessen für alle statt (kann auch Suppe sein); kirchliche Räume sind offen für Notleidende; Kirche kauft mit ihrem Geld Rotlichthäuser, renoviert sie und stellt sie Familien und anderen zu Preisen zur Verfügung, die Kosten,Amortisation und Erneuerung umfassen – die Kirche „hungert“ die Prostitutionsszene so aus; die Kirche schafft Platz für Verfolgte und Suchende.
    Also in dieser Art hätte ich noch ein paar relativ rasch umzusetzende Visionen…

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