Vom Januar- zum Christusloch

Das monetäre Januarloch kann meist wieder gestopft werden, vielleicht bereits im Februar. Länger dauert es beim Ozonloch, aber auch dieses scheint sich allmählich zu schliessen. Das ist beruhigend, denn Löcher sind im praktischen Leben unnötig, ärgerlich, unangenehm bis gefährlich: im Rasen, im Tank, im Präservativ, in der Gasleitung. So weit so gut.

Aber wie steht es mit Loch und Löchern, wenn wir über unsere Existenz, unser Leben nachdenken? Der Philosoph Marcus Steinweg[1] tritt als Mahner des Lochs auf in Zeiten von „Evidenzterror“, „Tatsachenreligion“ und „Immanenzidiotie“. Er schreibt gegen all jene, welche meinen, die Realität mit Tatsachen gleichsetzen zu können und so neue glatte, konsistente, lochfreie Ontologien, Ideologien und Metaphysiken zu präsentieren: diese Tatsachenesoteriker heissen heute Neurowissenschaftler, Atheistinnen, Humanisten, Veganerinnen, Kapitalisten, evidence based-Therapeutinnen, empirische Theologen etc.

Und die Religion, insbesondere die christliche? Sie ist traditionell ebenfalls eine einzige grosse Lochstopfmaschine; als solche durchaus versiert, ästhetisch wie praktisch. Und sie hatte Erfolg: als echter Trost, feste Hoffnung und tätige Liebe. Das war einmal. Denn erstens trägt ihr angeblich lochfreier Untergrund spätestens seit dem Tod Gottes nicht mehr (zur Erinnerung: Wir haben ihn getötet!), die Transzendenzreligion hat sich im stummen Himmel aufgelöst. Und zweitens tritt sie nicht als Anwältin des Lochs und der Löcher gegenüber den Tatsachenreligiösen und Immanenzidioten auf; sie verspielt also ihre mögliche Relevanz.

Wenn nämlich das Christentum als Glaube wie als Religion heute von Bedeutung sein will, muss es den Menschen zu sehen und zu denken geben, dass es eine gelochte Religion bzw. ein gelochter Glaube ist; und dass sein grosses Loch Christus ist. Denn Christus ist der getötete Gott, der gezielt geschundene Mensch, also die totale Kontingenz, das nie mehr zu stopfende Loch im Sein. Modernes Christentum weiss in Christus um dieses Loch, um das „Subjekt ohne Gott, ohne Natur und ohne Wesen“ (Steinweg); und gerade deshalb ist Christentum das grosse, abenteuerliche JA zum kontingenten Leben ohne genaues Programm, ohne die dumme Arroganz behaupteter Konsistenzen, sondern ein einziges experimentelles Liebes-, Kunst- und Denkfest. Das wäre übrigens Auferstehung genug.

Andreas Kessler

[1] Vgl. Marcus Steinweg: Inkonsistenzen, Berlin 2015/ Marcus Steinweg: Evidenzterror, Berlin 2015.

 

 

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46 Kommentare
  • michael vogt
    Gepostet um 07:05 Uhr, 12. Januar

    ein experiment ist nach kierkegaard etwas, was noch nicht ernst gemeint ist. als jesus umgebracht wurde, wurde tatsächlich ein loch in das sein gerissen. mit ihm starb aber die ganze wand, in der das loch war. auferweckung heisst, es wurde etwas neues geschaffen, in dem kein loch ist. die verheissung, dass die verwandlug von tod in leben auch vor dem schwarzen loch nicht halt macht, ist nicht nur ein experiment. auch die im tod des todes begründete zwischenmenschliche beziehung, die nicht zuletzt im rechten verhältnis zu allen löchern in unseren körpern besteht, ist nicht nur experimentell, sondern ernst und zusammenspiel zugleich. gott ist tot. und zugleich immer vollkommenere erleuchtung. die gesprächsbasis zwischen theismus und atheismus. das loch ist das grab. im grab während des lebens sind wir am meer. und vergrössern das ozonloch nicht.

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  • Seraphim Weibel
    Gepostet um 08:28 Uhr, 12. Januar

    Kirche hat Konkurrenz bekommen. Nach 1000 Jahren in der sie die Konkurrenz ausrotten lies, ist sie radikal selbstbezogen worden. Nun da die Grenzen offen sind und ein jeder spirituelle Mensch über seine intimen seelischen Erfahrungen berichten kann ohne um sein Leben fürchten zu müssen zeigt sich die hässliche Fratze der Kirchenlehre als überdeutlich peinliche Karikatur geistlichen Lebens. Die Menschen sehen das und wenden sich ab und gehen stattdessen zu buddhistischen Vorträgen und Yoga Retreats. Das Vakuum, das Loch das die Kirche in 1000 Jahren selbstgeschaffen frisst sie nun auf, bzw wird gefüllt. Oder: wer andern eine Grube gräbt… Meiner Meinung nach tun die verbliebenen spirituellen Christen gut daran sich neu zu erfinden,Institutionell und auch Inhaltlich. Zum Bsp als Unitarische Gesellschaft, dezentral plural. Die Macht der Prfünde wird aber nicht mitmachen. Also muss es ohne sie gehen. Das gesundschrumpfen geht weiter, kluge Menschen verlassen die Kirche und oft bleiben bizarre Freaks zurück die über grosse Vermögen entscheiden dürfen. Der erste grosse Skandal wird kommen und das endgültige Ende einläuten wenn nichts passiert. Ich sehe das, andere auch. Aber wo findet eine Debatte daruber statt die den Namen verdient?

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  • Esther Gisler Fischer
    Gepostet um 09:30 Uhr, 12. Januar

    Wer ist Andreas Kessler? Hat er eine „Carte Blanche“ erhalten? Ein Autorenprofil habe ich jedenfalls nicht gefunden von ihm.

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  • Esther Gisler Fischer
    Gepostet um 10:49 Uhr, 12. Januar

    Der gekreuzigte, geschundene Wanderprediger aus Nazareth, Jeschua ben Mirjam, der nach seinem gewaltsamen Tod am Kreuz zum kerygmatischen Christus geworden ist als Hinweis auf das Loch in der Kontingenz, als Verweis auf die Immanenz mehr als irgendeine metaphysische Transzendenz. Ein hilfreicher Gedanke für uns moderne Menschen. Da kann ich es absolut nicht verstehen, wenn Theologen und Pfarrpersonen angefeindet werden, wenn sie auf dieses Loch hinweisen und es benennen:
    http://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/pfarrerin-ohne-gott-und-ohne-gewissenskonflikt

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  • Andreas Imhasly
    Gepostet um 12:00 Uhr, 12. Januar

    Ich bin dankbar zu lesen, dass es hier offensichtlich um slam-poesie geht, in dieser LOCH-Philo-Theologie in der entsprechenden lochfixierten Sprache. Ich gestehe ein: mir graust der Tenor! Sprache ist für mich nun einmal mehr als ein beliebiges Werkzeug, mit dem man machen kann, was man will. Und bei diesem Beitrag kommt mir in vielerlei Hinsicht Grobheit entgegen, die nur ausblenden kann, wer nicht dran denkt, dass immer wieder Menschen gemeint sind. Das setzt sich dann fort in möglichen Kommentaren. Nicht nur Inkarnation und entspr. Christologie, sondern auch KirchgängerInnen und TheologInnen haben ein Recht auf Respekt (bei allem berechtigten und modischen Kirchen-bashing). Auch SLAM tut der „ihm“ entgegengebrachten Aufmerksamkeit und Ehre keinen Dienst, wenn der Respekt verbal in eine (untergründige) Entwürdigung verkehrt wird. Sorry!

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  • Corinne Duc
    Gepostet um 12:19 Uhr, 12. Januar

    Was mich ein bisschen stutzig macht ist die Aburteilung jener, die den Bemühungen des Autoren, die Löcher mit seinen eigenen Intuitionen stopfen, kritische Rückfragen entgegensetzen. Wir neigen wohl alle dazu, uns genehme Ideen für besonders wahr und wertvoll zu halten und sollten doch gerade deshalb jenen dankbar sein, die darauf hinweisen und uns immer wieder auf’s Neue an unser Nichtwissen erinnern.

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  • Felix Geering
    Gepostet um 14:08 Uhr, 12. Januar

    „Denn Christus ist der getötete Gott“

    Falsch. Der getötete Gott ist auferstanden. Immerhin Paulus (und der war bestimmt kein Idiot) sagte: Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann sind wir alles Idioten.(1.Kor.15,14).

    Warum, um Himmels Willen, glauben die Theologen mehr an die Wissenschaft als an einen grossen Gott?

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    • Esther Gisler Fischer
      Gepostet um 14:28 Uhr, 12. Januar

      Die Menschen sind in der Tat Idioten, wie sie sich benehmen auf der Welt. Es ist der von den Anhängern Jesu, dem Künder der göttlichen Weisheit (hebr. Chokmah) imaginierte Hoffnungskörper (Luise Schottroff), der auferstanden ist. Die Grösse Gottes machen alltägliche Auferstehungserfahrungen aus. Oder in poetischer; wenn auch nicht slampoetischer Form:

      Manchmal stehen wir auf
      Stehen wir zur Auferstehung auf
      Mitten am Tage
      Mit unserem lebendigen Haar
      Mit unserer atmenden Haut.

      Nur das Gewohnte ist um uns.
      Keine Fata Morgana von Palmen
      Mit weidenden Löwen
      Und sanften Wölfen.

      Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
      Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.

      Und dennoch leicht
      Und dennoch unverwundbar
      Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
      Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

      (Marie Luise Kaschnitz)

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      • Felix Geering
        Gepostet um 16:27 Uhr, 12. Januar

        „imaginierte Hoffnungskörper der auferstanden ist“

        Mit Verlaub: Paulus würde Ihnen bestimmt heftig widersprechen.

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        • michael vogt
          Gepostet um 16:36 Uhr, 12. Januar

          der anthropologische aspekt „der göttlichen weisheit“

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        • Esther Gisler Fischer
          Gepostet um 23:26 Uhr, 12. Januar

          Mit Paulus kann ich herzlich wenig anfangen. Jesus interessiert mich eher.

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          • Felix Geering
            Gepostet um 08:02 Uhr, 13. Januar

            Das wundert mich dann doch. Wissen Sie denn nicht? Der schriftgelehrte Pharisäer Paulus (heute wäre er ein Ultraorthodoxer) zeigte detailliert auf, dass das, was Jesus lehrte und lebte (inkl. Tod und Auferstehung) nichts Neues, nichts judentum-Fremdes ist, sondern tief im AT und im Judentum verwurzelt ist und also die logische Konsequenz, die Fortführung der Geschichte des Ewigen (gelobt sei sein Name) mit uns.

            An Paulus stören mich vor allem die Schachtelsätze 😉

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      • michael vogt
        Gepostet um 16:31 Uhr, 12. Januar

        heute um 07:05 habe ich als ungeheuer von lochless reagiert, möchte aber insofern zustimmen, dass alles, die ganze tradition zb, die reduktion auf (eine) religion etc, sogar das leben von jesus vor seinem tod, zuerst einmal mit ihm begraben wird – was dann wieder hervorspriesst, das ist es

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    • Seraphim Weibel
      Gepostet um 08:33 Uhr, 17. Januar

      Paulus war schon ein Idiot wenn ich lese was er schrieb. Aber er hats gut gemeint. Leider ist er mittverantwortlich für viel Leid, da viele Leute ihn alzu wörtlich nehmen und die Kraft ihres eigenen Verstandes nicht nutzen. Zugegeben wenn die Kraft des eigenen Verstandes verkümmert und unkultiviert ist, lässt man es auch besser sein und wendet sich an jemanden der die Unterscheidungsgabe hat. Ich gehe aber davon aus, dass die meisten Menschen gesund genug sind um selber zu prüfen und das gute zu behalten. Darum behalte ich selber wenig von Paulus. Hier noch ein Gedanke dazu :Sobald wir über Gott Sprechen, wird Gott zum Sprachlichen Symbol. Nicht umsonst sagen die Juden man solle den Namen des Herrn nicht verwenden. Den in der Sprache wird er zu etwas was er nunmal nicht ist. Daher sollten wir mit sprachlchen Formulierungen vorsichtig sein und SEHR tollerant. Etwas anderes ist, das vielle mit Jesus den Bruch der Realität bezeugen, in dem er über der Realität steht, sie ändern kann. Das hat zwei Aspekte. Etwas sympatisches und etwas gefährliches. Es ist immer ein Wahnzustand. Der kann neue perspektiven Eröffnen, den Erlebnisshorrizont erweitern und dient als Quelle der Inspiration. Man muss aber dieses Wahn wieder verlassen können, sonst hällt er einem gefangen und gefährdet die Realität. Ergo : Jesus war ein Mensch wie jeder von uns. Er nannte sich selbst Menschensohn. Wir alle sind Menschensöhne und -Töchter

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  • michael vogt
    Gepostet um 11:13 Uhr, 14. Januar

    hier war gestern ein beitrag – nota bene nicht von mir – , der werbung machte (vielleicht bewusst fake) für eine methode zur künstlichen penisvergrösserung, „die ektstase der frau garantiert“. zuerst fragte ich mich: „warum wird der beitrag nicht gelöscht?“ dann dachte ich, dass er zu recht nicht gelöscht wird. und wie ich ihn kommentieren will, ist er gelöscht. das kann ich einerseits verstehen. andererseits war er vielleicht berechtigter, ja tiefsinniger als man hätte meinen können. taufe: der tod im belebenden wasser. sühne: der tod im belebenden blut. beides kann auch als sexualsymbol verstanden werden. das erste versteht sich wohl von selbst. zum zweiten: als ich mich mit dem thema sühne befasste , notierte ich: „das blut der liebesgöttin braucht nicht vergossen zu werden, ich spüre es durch ihre haut.“ und für die, die das für eine spinnerei halten: „das blut braucht nicht vergossen zu werden. man spürt es auch durch die haut.“ das thema sühne wird manchmal etwas leicht abgetan. aber wir müssen sehen, es gibt menschen, die wollen blut sehen, im blut waten und sich im blut ihrerer opfer „reiben“, wie vor einigen monaten eine mörderin sagte. das beruht, um einen meiner ansicht nach wesentlichen aspekt zu nennen, auf einer durchblutungsstörung. blut von innen und von aussen (mk 14.23f und rm 3.25), durchblutung, die behebung der durchblutungsstörung. die religionskritik könnte sagen: eine ersatzhandlung für die gelingende, auch sexuelle zwischenmenschliche beziehung. der gelöschte beitrag mahnte – ob es nun seine absicht war oder nicht – an, dass wir uns dieser fragestellung nicht oder zuwenig aussetzen. die kritik der religionskritik fragt andererseits: wo ist diese gelingende zwischenmenschliche beziehung? und dort, wo sie ist: wie ist sie zustande gekommen? wahrheit ist die alles verändernde vereinigung von allem mit allem (1kor 15.28 und 13.9-12) – darum wollte ich den gelöschten beitrag noch würdigen, gebe aber den link, den er enthielt separat als antwort, damit die redaktion ihn auch separat löschen kann.

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    • michael vogt
      Gepostet um 11:30 Uhr, 14. Januar

      und ja: seit 1996 schreibt man „zu wenig“

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      • michael vogt
        Gepostet um 12:29 Uhr, 14. Januar

        es gibt da auch sonst sprachschwierigkeiten: „die verlängerung auf 5 cm“

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    • zhrefch
      Gepostet um 21:34 Uhr, 14. Januar

      An und für sich greifen wir möglichst wenig ein – aber Spam-Kommentare, die nichts mit dem Beitrag zu tun haben, die Werbung und/oder Links auf „unseriöse“ Seiten enthalten melden wir als Spam, Kommentare die persönliche Beleidigungen enthalten „zensieren“ wir und fügen einen entsprechenden Kommentar hinzu (war bisher erst beinahe nötig). Aber wir können natürlich nicht 24 Stunden neben dem Blog sitzen – so kann so ein Beitrag auch einmal etwas stehen bleiben. Und so war es wohl mit diesem. Und richtig erkannt: den Link auf diese Seite haben wir auch entfernt.

      Spam ist ein leidiges Thema – wir nutzen im Blog ein sehr potentes Tool, um diesen zu verhindern, aber natürlich wird nicht alles erkannt, die Tools werden immer besser, die Spammer (Spam-Bots) aber auch. Es war uns von Anfang an ein Anliegen die Kommentarfunktion im Blog vollkommen offen zu lassen (niemand braucht sich einzuloggen, um einen Kommentar zu schreiben und es wird auch niemand genötigt, seinen Namen zu nennen, da es durchaus verständliche Gründe geben kann, dies nicht zu tun).

      Sollte der Spam aber ein gewisses Mass überschreiten und zu viel Arbeitszeit nötig werden, um diesen innert nützlicher Frist zu entfernen, müssten wir das nochmals überdenken. Wir hoffen aber sehr, dass es nicht soweit kommen wird – und wären deshalb auch dankbar, wenn nicht mutwillig solche Spam-Links weiter verbreitet würden. Diese Seiten tracken natürlich, woher (also von welcher Webseite her) ihr Traffic kommt und werden solche Seiten natürlich bevorzugt mit Spam-Beiträgen „versorgen“.

      Weiterhin ein schönes Wochenende!

      (Barbara Roth
      PS: Und der Link von Ihnen blieb nun viel zu viele Stunden stehen, weil ich Ihre Kommentare natürlich als „sicher“ einstufte und den Link nicht weiter angesehen habe – bis jetzt.)

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      • michael vogt
        Gepostet um 05:51 Uhr, 15. Januar

        danke für die aufklärung – wenn ich schon die sprache des gelöschten links aufs korn genommen habe, möchte ich bemerken, dass der verschreiber „ektstase“ auf mein konto geht – falls es der abwehr von spam dienlich ist, bin nicht beleidigt, wenn mein kommentar (14.01. 11:13) zum gelöschten kommentar ebenfalls gelöscht wird

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  • Felix Geering
    Gepostet um 15:11 Uhr, 14. Januar

    Kessler schreibt: „…trägt der Religion angeblich lochfreier Untergrund seit dem Tod Gottes nicht mehr, die Transzendenzreligion hat sich im stummen Himmel aufgelöst.“

    Lochstopfend unter dem Zaun durchgefressen: Im „forum“ (kath. Pfarrblatt) 2/2017 schreibt der Jesuit und Astronom Guy Consolmagno:

    „(…) Wissenschaft ist also kein grosses Buch mit Fakten. In der Wissenschaft geht es nicht darum, irgendetwas zu „beweisen“. Wissenschaft beschreibt, und diese Beschreibungen sind unvollständig. Aber wir hoffen, dass sie immer besser werden. Aus diesem guten Grund kann man die Wissenschaft nicht dafür nutzen, die Existenz Gottes zu beweisen oder zu widerlegen.

    Ein Merkmal Gottes ist, so finde ich, dass er uns immer eine „plausible Abstreitbarkeit“ gibt. Jedes Mal, wenn wir eine seiner Aktionen im Universum sehen, können wir, wenn wir wollen, eine andere Erklärung dafür finden. Es könnte nur ein Zufall oder eine Illusion sein. Das kann man nie sicher wissen, und darum brauchen wir den Glauben. (…)

    Ich erinnere mich, als meine Mutter mir ein Kartenspiel beibrachte. Nun, sie war erwachsen und ich ein Kind. Es stand ausser Frage, dass sie jederzeit gewinnen konnte, wenn sie wollte. Aber das Ziel des Spieles war nicht das Gewinnen. Das Ziel war für sie, mir damit zu zeigen, dass sie mich liebt.

    Wenn ich wissenschaftlich arbeite, spielt Gott ein Spiel mit mir. Er legt ein Rätsel vor, und ich löse es. Und wie bei allen Rätseln ist die Antwort nicht von Bedeutung, sondern der Weg zur Lösung. (…) Wissenschaft ist dort, wo ich Zeit mit dem Schöpfer verbringen kann. Es ist ein Spiel, in dem er mir sagt, er liebt mich. Und deshalb bin ich dankbar, Astronom zu sein.“

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    • Verena Thalmann
      Gepostet um 09:38 Uhr, 15. Januar

      Sehr wertvolle Ergänzung und kreative Weiterführung!
      Brauchen wir nicht alle auch Worte, die Mut machen?
      Daher — Danke Herr Geering. Verena Thalmann

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    • Esther Gisler Fischer
      Gepostet um 16:02 Uhr, 16. Januar
    • Esther Gisler Fischer
      Gepostet um 16:35 Uhr, 16. Januar

      Gott ist vielleicht einfach die unergründliche Energie, welche das Weltall geformt hat und immer noch formt; Leben hat entstehen lassen und die Evolution ermöglicht hat. Da wir Menschen auch aus dieser Energie hervorgegangen sind (Esoteriker_innen würden villeicht sagen, dass wir aus Sternenstaub bestehen), haben wir Sehnsucht nach dieser Energie, die wir dann je nach Tradition verschieden nennen. Diese Energie verbindet uns und sollte uns zu Mitgefühl mit anderen Menschen, Tieren und Pflanzen animieren.

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      • Esther Gisler Fischer
        Gepostet um 16:37 Uhr, 16. Januar

        Oder biblisch gesprochen mit dem Begriff der „Schechina“, als die Immanenz Gottes, seine Funken in der Welt. Sie gehört wie die Sophia oder Chokmah zu der weiblichen Seite Gottes und wird u. a. als Braut in Gestalt der «Königin Sabbat» verehrt. Das Bedeutungsspektrum schliesst eine Reihe von Nebenbedeutungen wie «Ruhe», «Glück», «Heiligkeit» oder «Frieden» ein, immer als Merkmale, die den Wirkungskreis der Gegenwart Gottes charakterisieren und für den Menschen spürbar werden lassen.

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      • Anita Ochsner
        Gepostet um 17:07 Uhr, 16. Januar

        Wie gerne ich mich diesen Worten anschliesse! Wir Menschen sind auch aus dieser Energie … und haben Sehnsucht danach .. und daher Mitgefühl…
        Vielen Dank.

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  • michael vogt
    Gepostet um 05:35 Uhr, 15. Januar

    danke für die aufklärung – wenn ich schon die sprache des gelöschten links aufs korn genommen habe, möchte ich bemerken, dass der verschreiber „ektstase“ auf mein konto geht – falls es der abwehr von spam dienlich ist, bin nicht beleidigt, wenn mein kommentar (14.01. 11:13) zum gelöschten kommentar ebenfalls gelöscht wird

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  • michael vogt
    Gepostet um 05:57 Uhr, 15. Januar

    am falschen ort gelandet – war als antwort gedacht (oben) – könnte auch gelöscht erden

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    • michael vogt
      Gepostet um 06:00 Uhr, 15. Januar

      auch wenn ich antworten anklicke, entsteht ein neuer kommentar

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      • michael vogt
        Gepostet um 06:01 Uhr, 15. Januar

        manchmal klappt’s

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      • michael vogt
        Gepostet um 06:51 Uhr, 15. Januar

        herausgefunden: liegt ziemlich sicher an dem pseudo-pc, den ich im moment verwende

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  • michael vogt
    Gepostet um 06:29 Uhr, 15. Januar

    das ist eine antwort auf den neusten kommentar von felix geering (sieht zur zeit aus, als würde ein neuer kommentar daraus): es ist mir kein atheismus bekannt, der sich ernsthaft mit dem tod des transzendenten im immanenten befasst hat. darin sehe ich die ursache des todes des transzendenten in der transzendenz. oder anders gesagt: weil das transzendente im immanenten gestorben ist, lebt es im transzendenten. und ich würde nicht wissen und glauben unterscheiden, sondern vernunft und offenbarung. die reine vernunft, wie kant sie versteht, kann das transzendente nicht beweisen. erkennbar wird es, wenn es sich offenbart und uns damit erst zu vertrauenden und erkennenden macht. gibt es eine coincidentia oppositorum von vernunft und offenbarung? ich nehme an, ja. aber zu diesem beitrag habe ich soviel geschrieben, dass ich das als faule ausrede benutzen kann, nicht noch mehr zu schreiben und also die antwort heute nicht mehr zu versuchen.

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    • michael vogt
      Gepostet um 06:35 Uhr, 15. Januar

      statt „befasst“ wollte ich sagen „auseinandergesetzt“

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      • michael vogt
        Gepostet um 13:25 Uhr, 15. Januar

        die unterscheidung zwischen wissen und glauben überzeugt deswegen nicht, weil die vernunft auch glauben erzeugt und die offenbarung auch wissen

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    • Felix Geering
      Gepostet um 15:01 Uhr, 15. Januar

      Sie haben recht: es gibt keinen Unterschied zwischen Wissen und Glauben. Der Punkt ist: Wissenschaft ist nicht Wisssen, sondern ebenfalls Glauben, nämlich aufgrund der Vorläufigkeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse.

      Oder auf den Punkt gebracht: Wissenschaft beschreibt nicht die Wahrheit, sondern den momentanen Stand des Irrtums.

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      • Felix Geering
        Gepostet um 15:08 Uhr, 15. Januar

        Natürlich ist Vieles, was die Wissemschaft lehrt, vernünftig, da evident, und unser modernes Leben wäre ohne Wissenschaft und Technik undenkbar. Und trotzdem: Dort, wo Wissenschaft sich anmasst, die absolute Wahrheit zu besitzen – mehr und besser als die Theologie – dort wird Wissenschaft zur Ersatzreligion.

        „Du sollst Gott lieben über alles, und deinen Nächsten wie dich selbst“ – das setzt voraus, dass es einen Gott gibt und dass ich seine Nähe suche.

        Heute war die Quintessenz aus der Predigt: Wenn wir hinter Gott her gehen (ihm nachfolgen), dann können wir seine Herrlichkeit sehen (2. Mose 33, 18-23).

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        • Esther Gisler Fischer
          Gepostet um 17:26 Uhr, 16. Januar

          Wissenschaft beschreibt den Stand der durch Experimente und Erfahrungen gewonnenen Erkenntnisse. Wussten Sie das nicht? ? (Um einmal Ihre Worte zu nehmen)

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      • michael vogt
        Gepostet um 21:24 Uhr, 15. Januar

        hahaha…! – aber ich wollte nicht sagen, es gebe keinen unterschied zwischen glauben und wissen. das glaubenswissen und das naturwissenschaftliche wissen habe je einen anderen erkenntnisbereich. und praktisch ist doch so: wer im verkauf arbeiten will, muss anerkennen, dass zwei plus zwei vier sind. wer sagt: „Sie haben hier vier brote zu je zwei franken, das macht 11 franken“, kann nicht im verkauf arbeiten. und wer nur sieben franken dafür bezahlen will, bekommt ebenfalls ein problem. die mathematik ist das urbeispiel einer auf der reinen vernunft basierten wissenschaft. anderseits: wer nicht versteht, was „seine herrlichkeit schauen“ (aus Ihrer zweiten antwort) beutet, kann in unserem staat trotzdem im verkauf arbeiten oder etwas kaufen. und das müssen auch die, die 2. mose 33 verstehen, anerkennen. ob er oder sie die nötige humanität mitbringt, die es im verkauf braucht, beurteilt der chef beim vorstellungsgespräch. mit dem geld gibt es natürlich viele probleme. aber doch ist es so: wer nicht weiss, dass zwei plus zwei vier sind, kann da nicht mitmachen. wer aber nicht glaubt, dass es ein leben nach dem tod gibt, kann trotzdem mitmachen. das sagen Sie ja alles mit Ihrer zweiten antwort. hier die veranschaulichung.

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        • Corinne Duc
          Gepostet um 01:40 Uhr, 16. Januar

          Es geht ja offenbar weniger um Mathematik (einfache Mathe gleicht der Logik, also Tautologien) als um Aussagen über Welt aus unserer Perspektive – und die sind dann wohl immer fallibel und relativ. “Wissen” kann ja auch normalsprachlich eine falsifizierbare Überzeugung bedeuten. Wissenschaft sollte öffentliche Begründung und intersubjektive Überprüfbarkeit anstreben, damit blosse Hypothesen oder Intuitionen “wissenschaftlich erhärtet” werden. Das gilt grundsätzlich für Theologie oder Geisteswissenschaften genauso wie für Naturwissenschaften. Aber es braucht ja nicht alles vernünftig erscheinende als Wissenschaft ausgegeben zu werden. Die gegenseitigen Vorwürfe, Ungesichertes als sicheres Wissen auszugeben, mögen teilweise zutreffend und begründet sein, hüben wie drüben. Manchmal vielleicht aber auch dem Zweck dienen, von eigenen Absolutheitsansprüchen abzulenken.

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      • Esther Gisler Fischer
        Gepostet um 17:26 Uhr, 16. Januar

        Wissenschaft beschreibt den Stand der durch Experimente und Erfahrungen gewonnenen Erkenntnisse. Wussten Sie das nicht? 😉 (Um einmal Ihre Worte zu nehmen)

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  • Corinne Duc
    Gepostet um 21:51 Uhr, 16. Januar

    Also z.B. wenn Klein-Egon aufgrund seiner schmerzhaften Erfahrung feststellt, dass die eingeschaltete Herdplatte sich wirklich heiss anfühlt und man sich die Finger daran verbrennen kann?

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    • michael vogt
      Gepostet um 03:54 Uhr, 17. Januar

      an einer so komplexen thematik kann man fast nicht anders, als sich die finger verbrennen. Ihre antwort oben hat mich auf den gedanken gebracht: vernunft und offenbarung können einander nicht falsifizieren. die reine vernunft, wie kant sie versteht, kann, wenn ich recht sehe, nur bis zum tod denken. die offenbarung kann aber ihren wahrnehmungsbereich erweitern: die offenbarungsgestützte vernunft. vielleicht ist die vernunft nur soweit rein, als sie durch offenbarung verunreinigt ist. das nicht durch andere interessen verunreingte reine interesse an der wahrheit.

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      • michael vogt
        Gepostet um 04:03 Uhr, 17. Januar

        „verunreingte“ > zu rein = verengt > schreiben wir also niochbmal*: verunreinigt

        *und den lassen wir gleich stehen 😉

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