Wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern

Zum Fest der Auffahrt

 

Anstoss und Ärgernis hat er bereitet. Davon wird immer wieder erzählt. Auch jetzt. Er predigt in der Synagoge vom „Manna“, das die Väter in der Wüste gegessen haben. Das ist vom Himmel geregnet. So hat Gott sie in der Not bewahrt. Und am Schluss sagt er: “Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ (Zum folgenden Joh 6,35ff)

 

Das erscheint den Hörern als Anmassung. Und der Evangelist Johannes berichtet: „Da murrten die Juden gegen ihn. Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen?“

Auch vielen Jüngern ist das zu stark: „Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?“ Und Johannes fährt fort: „Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoss? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war?“

 

Und da ist der Anstoss, den das Fest der Auffahrt bis heute bereitet. Können wir glauben, dass Christus zum Himmel aufgefahren ist? Können wir uns das überhaupt vorstellen? In Vergessenheit gerät darüber, was er sonst noch zu Auffahrt sagte und was der Evangelist an dieser Stelle überliefert:

„Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“

 

Die Frage

Wollt auch ihr weggehen? So kann Christus auch heute fragen. Und jeder muss für sich selber Antwort geben. Interessant ist nicht die philosophische Frage, in welchen Vorstellungsformen wir von Gott reden. Er, der Schöpfer der Welt, kann durch nichts eingefangen werden, was zu dieser Welt gehört. Alles Reden versagt vor ihm.

Darum müssen wir uns nicht abmühen mit der Frage, wie Gott in die Welt kommt, wie er stirbt und aufersteht und wie er zum Himmel fährt. Das sind Bilder; sie stehen nicht für sich selbst. Sie drücken eine Hoffnung aus und ein Vertrauen. Sie sagen: Da ist Gott, und er ist mit uns.

Und wenn alle davon laufen und auch wir nicht weiter wissen, dann stellt Christus vielleicht auch uns die Frage: „Wollt auch ihr weggehen?“

 

Die Antwort

Es ist überwältigend, was Petrus zur Antwort gibt. Überzeugend in seiner Schlichtheit. Da sind keine Beweise. Er fordert keine Machttaten von Jesus oder irgendetwas, was es ihm leichter machen würde, an ihn zu glauben. „Wohin sollen wir gehen?“ sagt Petrus. Wir sind arm in dieser Welt, arm an Gewissheiten, arm an Beweisen. Und es gibt immer welche, die auf die Gläubigen herabsehen und nur Spott übrig haben für ihre Einfalt. „Wohin sollen wir gehen?“ Tatsächlich, es gibt niemanden zu dem wir gehen können, bei dem wir finden, was Christus uns gibt: „Du hast Worte des ewigen Lebens.“

 

Es gibt nicht nur die äusseren Beweise. Es gibt nicht nur den Beifall der Welt, der uns sicher machen kann, dass wir auf einem guten Wege sind. Es muss nicht erst auf grossen Plakaten stehen, damit wir endlich auf uns selber vertrauen lernen. Da ist eine innere Stimme in uns, die „ja“ sagt. Da ist eine Einsicht, die in einem langen Leben gewachsen ist. Da ist eine grosse Dankbarkeit, die fröhlich sagt: „Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Und da ist die Erfahrung einer grossen inneren Freude im Glauben. Christus spricht: „Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“

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3 Kommentare
  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 16:09 Uhr, 25. Mai

    Meine Meinung: Johannes ist kein Garant für Authentizität! Dafür ist er viel zu weit weg vom historischen Jesus. Sein Evangelium ist für mich eine philosophisch-religiöse „Programmschrift“. Und: wann wird endlich damit aufgehört, Jesus und Gott zu vermischen!? Sogar in der – schon recht verzwickten – Trinitätslehre heisst es „Gott Vater und Gott Sohn…“. Also hängt – aus welchen Gründen auch immer – nicht der Vater am Kreuz sondern der „Sohn“.. Und das noch „auf des Vaters Geheiss“ (was ich nicht glaube, weil
    ich das dahinter stehende grausame Gottesbild ablehne – ganz im Sinn des historischen Jesus, wie ich überzeugt bin.

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    • Verena Thalmann
      Gepostet um 10:50 Uhr, 26. Mai

      ….wichtige Hinweise – lohnt sich dies zu bedenken!

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  • Anonymous
    Gepostet um 20:29 Uhr, 25. Mai

    Ich halte es mit Herrn Winiger und höre auf die Stimme Gottes in mir. Er ist mir schon zu oft
    “ authentisch “ begegnet, als dass ich ihn nicht beachten oder als nicht glaubwürdig beiseite schieben könnte- auch wenn ich schon zweitausend Jahre vom historischen Jesus weg bin und freimütig und fröhlich den Vater mit dem Sohn verbinde.

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