Compassio – über Mitleid und Mitgefühl

Dies sind drei Folgen eines Gesprächs über Mitleid und Mitgefühl. Brigitte Becker und Patrick Schwarzenbach haben sich dazu in die Johanneskirche am Limmatplatz gesetzt und den so genannten Isenheimer Altar als Ausgangspunkt für ihr Nachdenken genommen. Moderiert und strukturiert und in die Form gebracht hat das Gespräch Deborah Sutter. Hören Sie, wie Theologie auch klingen kann – offen, suchend, zum Teil frech und verspielt. Lebendig halt.

Folge 1

Was sieht man auf dem Altarbild? Am besten gehen Sie selber schauen: Bis auf weiteres steht der Isenheimer Altar des Künstlers Mathias Grünewald in der Johanneskirche in Zürich. Wichtig fürs Verstehen hier ist jedoch der Kontext, in den hinein der Altar geschaffen worden ist: Im Mittelalter für die Kapelle des Antoniter-Ordens, eines Spitalordens, der sich vor allem um Kranke kümmerte. Kranke, die nicht irgendeine Krankheit hatten, sondern an einer damals weit verbreiteten und tödlichen Mutterkornvergiftung litten. Wir fragen im ersten Teil der Serie: Was bringt Mitleid – oder sollten wir besser von Mitgefühl sprechen?

 

Folge 2

Was tun mit Leid? Wie können wir auch grösstes Leiden aushalten, auch wenn es noch so unbequem, furchtbar ist? Wir bleiben einen Moment bei diesem Karsamstag. Ohne gleich sofort zu Ostern zu kommen. Denn ob und wann es Ostern wird, liegt nicht an uns. Das Osterlamm jedoch, das wird hier zum Haustier der damaligen Zeit degradiert.

 

Folge 3

Im Ausharren am Karsamstag kann etwas geschehen: Transformation wird möglich, wenn wir uns ganz hingeben. Das klingt jetzt vielleicht gar pathetisch, aber: Nur wenn ganz gelitten ist, gestorben wie Jesus am Kreuz, erst dann kann es weitergehen. Kann sich Leid in Freiheit und Liebe verwandeln. Noch kitschiger? Stimmt. Aber wahr.

 

Die Meinung der Autorin in diesem Beitrag entspricht nicht in jedem Fall der Meinung der Landeskirche.

Die Johanneskirche in Zürich besitzt eine sehr gute Kopie des Isenheimer Altars. In der Passions- und Osterzeit ist er zu den Öffnungszeiten der Kirche (mo-fr 9-17 Uhr, sa 9-16 Uhr) jederzeit anzuschauen.
Allerdings: um die Kreuzigungsszene zu sehen, müssen Sie sich ein bisschen beeilen. Zum Ostersonntag werden die Bildtafeln gewendet und zeigen dann die Bilder von Verkündigung und Ostern.

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9 Kommentare
  • Stephan Jütte
    Gepostet um 09:02 Uhr, 15. April

    Hey Leute… wir müssen reden. Was findet ihr „schlecht“ an diesem Beitrag? Echt, ich verstehe es nicht und möchte es irgendwie nachvollziehen können…
    Ist es inhaltlicher Art?
    Oder geht es darum, dass es eine Tonaufnahme ist?
    Findet ihr den Altar „schlecht“?
    Ihr könnt ja anonym kommentieren. Bitte helft mir weiter…

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    • Alpöhi
      Gepostet um 11:42 Uhr, 15. April

      Guten Tag Herr Jütte.
      Wenn ich hierher komme, möchte ich etwas lesen. Soundclips passen einfach nicht. Vor allem dann nicht, wenn sie den Hauptinhalt transportieren (also unverzichtbar sind).
      (Gleiches Thema wie wenn auf 20min ein Artikel „versprochen“ ist aber hinter dem Link sich nur ein Video verbirgt.)

      Und dann… Wer sich hier zuerst bewegt und hinschreibt „mag ich nicht“, der hat automatisch den schwarzen Peter 🙁

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      • stephan jütte
        Gepostet um 16:04 Uhr, 15. April

        vielen dank, das kann ich nachvollziehen.

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  • Susanne Scherpel
    Gepostet um 14:22 Uhr, 15. April

    Ich finde das Medium Audio ok….warum nicht mal hören statt lesen…..inhaltlich ist es nicht nachvollziehbar. Nach Teil 1 habe ich abgebrochen.

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    • stephan jütte
      Gepostet um 16:05 Uhr, 15. April

      merci. gut zu wissen!

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  • Barbara Oberholzer
    Gepostet um 09:08 Uhr, 16. April

    Ich brauchte erst etwas Zeit, alles zu hören. Vielen Dank, Brigitte und Patrick! Auch als „Leid-Profi“ aus der Spitalseelsorge habe ich vieles mitnehmen können an neuen Fragen und Einsichten. Das ungeschönte Sprechen über das Leiden berührt mich. Am stärksten aber finde ich den dritten Teil!

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    • Brigitte Becker
      Gepostet um 10:02 Uhr, 16. April

      Danke, Barbara für dein genaues Zuhören. Ja, vielleicht – das ist ja die Chance von diesem langsamen Sprechen – waren wir am Ende bei den Entdeckungen, die wir langsam frei geschält haben!

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  • Andreas Imhasly
    Gepostet um 16:57 Uhr, 16. April

    Herzlichen Dank für dieses +Diesseits+ blossen Schreibens (die Tastatur ist sooo geduldig!). Ich habe allerdings einfach Zeit und gute Gelegenheit gebraucht, eben: weil es mehr als zwanzig Zeilen waren, auch inhaltlich dicht. In der Form des lustigen Dahinformulierens auch gewöhnunhsbedürftig, bis die Stimmen etwas vertrauter waren und die jeweilige Lache über die eigenen Einfälle ,je neu Distanz ermöglichte. Ich finde es eine tolle Idee, ein so berühmtes und wahrhaft meisterliches und zugleich „veraltetes“ Bild zru Anschauung zu bringen in Verbindung mit einem suchenden Gespräch von verschiedenen Personen (zu denen ich die eine oder andere „Verortung“ über den Namen hinaus geschätzt hätte). Zum Erlebnis wurde mir die kritisch-differenzierte „Ehrenrettung“ des verpönten und kaputtgeredeten Wortes Mitleid (das man in weiten Kreisen nicht mehr verwenden darf, ohne einer „herablassenden“ Unart verdächtigt zu werden. Mitgefühl war und bleibt für mich demgegenüber eine softvariante, wie es unsere Gesellschaft in existentiellen Kontexten liebt. Auch dieser Ersatz erfährt im Gespräch gleichsasm eine Ehrenrettung, die ich durchaus gehört habe und nachvollziehen kann, aber eben nicht als Ersatz für Mitleid. Als Klinikseelsorger bleibt das oft durchaus unendliche Leiden heute nicht hinter modernen Spitalfassaden verborgen , ausgeblendet und damit scheinbar erspart.. Für mich also eine dichte VorbereitungsZeit am Beginn der Karwoche. Lassen Sie sich dieses Experiment nicht aus-reden.
    A. Imhasly

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  • Hans Ulrich Jäger-Werth
    Gepostet um 17:47 Uhr, 16. April

    Wie Christus einem Christi Leiden helfen kann „erfuhr die koreanische Theologin Lee Oo Chung. In der Zeit der Militärdiktatur setzte sie sich als Präsidentin der kirchlichen Frauengruppen für Benachteiligte ein, worauf sie von der Geheimpolizei verhaftet wurde. In der Zelle musste sie daran denken, dass ein Kollege im gleichen Gebäude unter der Folter umgekommen war. Sie begann vor Angst zu schlottern. Da besann sie sich darauf, dass auch Jesus im Garten Getsemani gezittert hatte und drei Anläufe brauchte, bis er sich gefasst hatte und verhaften liess. Sie begann zu ihm und wie er zu beten: «Abba, Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht was ich will, sondern was du willst.» Plötzlich hatte sie das Gefühl, er sei da in ihrer Zelle. Alle Angst wich und ein tiefer Friede kam über sie. In diesem Moment habe sie erfahren, was Glaube bedeute.“ (huj Vertrauen statt Angst S. 15)

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