Geisterstunde Sonntagsruhe

Das Thema „Sonntagsruhe“ ist grad wieder aktuell. Bereits Peter Winiger hat in seinem Blogbeitrag „Wird der arbeitsfreie Feiertag obsolet“ für die Beibehaltung der Sonntagsruhe plädiert. Und auch Arnold Landtwing hat nun im gestrigen „Wort zum Sonntag“ das Thema aufgenommen und – für mich – etwas gar väterlich-treuherzig vor weiteren Angriffen auf den Sonntag gewarnt.

Ja, die Sonntagsruhe. Auch in mir steigen da durchaus idyllische Bilder auf. Der freie Sonntag, an dem man vielleicht zur Kirche geht, als Familie was unternimmt, Verwandte besucht, sich mit Freunden trifft. Zusammen diskutiert, kocht, spielt. Gemeinsam ins Ferienhaus fährt. Der Papi mal zu Hause ist und Zeit für die Familie hat.  Ja. Hm. Wenn. Wenn man denn Familie hat. Oder Verwandte,  Freunde, Ferienhaus. Wenn aber nicht – und das gibts auch und immer mehr – wird der Sonntag zum einsamsten Tag. So wie die Feiertage auch. Und die Vereinsamung schon jüngerer Menschen erfahre ich in der Spitalseelsorge als typisches Zeichen unserer Zeit.

Und der Papi, der Zeit für die Familie hat – auch nicht eher ein Klischee? Oder noch schlimmer? Schon mehrfach beklagte ich auf diesseits die todlangweiligen Sonntage in der Agglo, die man am besten grad verschlief. Jetzt setz ich noch einen drauf: Mit diesen Wochenenden sind auch noch andere Erinnerungen verbunden. Die an einen Vater, der – unter der Woche unter grossem beruflichen Druck stehend – sich an den Sonntagen regelmässig vollaufen liess. Nicht lustig für die Familie, das kann ich versichern. Ich wäre als Kind gut ohne Sonntage klargekommen. Der freie Sonntag konnte nicht auf Knopfdruck zur Erholung werden, er wurde in seiner Strukturlosigkeit zur Leere, die betäubt werden musste.  Und als Seelsorgerin weiss ich heute, dass dies schon fast ein Klassiker ist. Zu viel Druck macht krank – aber aufgezwungener Druckabfall eben auch. Es ist bezeichnend, dass sich die meisten „Familiendramen“ an Wochenenden ereignen. Da brechen Konflikte auf und Menschen zusammen und nichts ist da, das ablenken oder beruhigen könnte. Unter Anspielung auf den Blog von Peter Winiger: Es gibt auch die „Geisterstunde Wochenende“, und das nicht selten.

Selbstverständlich bin ich nicht für eine 6- oder 7-Tage-Woche, Gott bewahre! Aber eine erzwungene Sonntagsruhe garantiert weder Erholung noch gelungene Freizeit. Sie beugt auch nicht Ausbeutung vor. Flexible Arbeits- und Freizeitgestaltung kann einiges mehr bewirken. Und sie verhindert die grossen Abstürze. Wenn ich allein und einsam bin, kann es ungemein tröstlich sein, mich in einer lebendigen Umgebung zu wissen, in der ich einkaufen und bummeln kann unter andern Menschen. Viele Mütter mit kleinen Kindern arbeiten nicht ungern am Sonntag, weil dann der Vater da ist. Erholen kann man sich an jedem Wochentag, arbeiten auch – wie ich, die am Sonntag diesen Blog schreibt :-). Und wie viele meiner KollegInnen, die heute Gottesdienst halten. Beschwören wir mit dem Appell zur Rettung des Sonntags nicht eine Gesellschaft herauf, die es so nicht mehr gibt (und vermutlich nie gegeben hat). Menschen brauchen Erholung. Es ist richtig, dass die Kirchen sich dafür einsetzen. Doch von einer sturen Sonntagsruhe sollte sie entkoppelt werden.

 

 

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24 Kommentare
  • Marianne Lauener-Rolli
    Gepostet um 09:46 Uhr, 23. Oktober

    Ich verstehe, dass der Sonntag nicht für alle den gleichen Stellenwert hat und in manchen Lebenssituationen auch eine Belastung sein kann. Jedoch glaube ich nicht, dass sich die genannten Probleme (Einsamkeit, Strukturlosigkeit, innerer Druck) damit lösen lassen, dass die Konsumtempel an sieben, statt nur an sechs Tagen geöffnet sind.

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    • Barbara Oberholzer
      Gepostet um 10:16 Uhr, 23. Oktober

      Liebe Frau Lauener
      Das behauptet auch niemand. Dennoch wird mir diese heilige Sonntagsruhe zu sehr idealisiert und lenkt höchstens ab von den sozialen Problemen und Kollateralschäden einer Leistungsgesellschaft wie unserer. Da müsste man andernorts ansetzen als beim Sonntag.
      Herzlicher Gruss, Barbara Oberholzer

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      • Alpöhi
        Gepostet um 10:22 Uhr, 23. Oktober

        „Da müsste man andernorts ansetzen als beim Sonntag“

        Warum setzen Sie dann am Sonntag an?

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        • Barbara Oberholzer
          Gepostet um 10:27 Uhr, 23. Oktober

          Ich beziehe mich dabei auf die Beiträge von Winiger und Landtwing, die dies tun.

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      • Barbara Oberholzer
        Gepostet um 10:34 Uhr, 23. Oktober

        Ich glaube übrigens in keiner Weise, dass in einem Land mit christlichen Wurzeln wie unserm die Sonntagsruhe völlig ausgehebelt wird, und wäre auch nicht dafür. Doch Lockerungen sollten zunehmend möglich sein ohne allzu grosses Lamentieren – wie in den uns umgebenden Ländern auch.

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  • Esther Gisler Fischer
    Gepostet um 09:50 Uhr, 23. Oktober

    Ja genau, das finde ich auch liebe Barbara! Und die Kulminatin des Ganzen ist dann das Weihnachtsfest, das uns leider auch schon bald wieder bevorsteht. Die Erwartungen an die traute Harmonie in Familie und Beziehungen wachsen anlässlich dieses Festes ins Immense. Nie gibt es mehr Krach als unter dem Weihnachtsbaum. Das BIld des sich Dampfkochtopfs lässt dann grüssen …

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  • Alpöhi
    Gepostet um 10:03 Uhr, 23. Oktober

    Kann man machen, wahrscheinlich unter dem Titel „Laizistischer Staat“. Dann sollte man aber konsequenterweise die arbeitsfreien kirchlichen Feiertage auch abschaffen. Ostern, Pfingsten, Weichnachten – das hat für den Grossteil der Bevölkerung schon lange nichts mehr zu tun mit christlichen Werten. Diese kommen quasi nur noch in der Weihnachtskolumne der NZZ vor.

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 10:58 Uhr, 23. Oktober

    Ich bin mit Barbara Oberholzer einig. Bin sogar noch etwas radikaler: Meiner Meinung nach müssten religiöse Forderungen in unserer modernen Welt mit veränderten Welt- und Gottesbildern vermehrt ethisch-horizontale Ausrichtungen erhalten. Schon das Ruhetags-Gebot (Zehn Gebote) hat in der Zweitfassung 5. Mose 5 eine solche erfahren: „Du warst doch selbst Sklave und müsstest also wissen, wie das ist!“ Solche Formulierungen erleichtern das Gespräch mit Nichtreligiösen oder machen es überhaupt erst möglich.

    Und noch etwas: Die Möglichkeit, bei allen eingesandten Texten/Kommentaren einfach in der vorgegebenen Kritik-Tabelle ein x zu machen, finde ich schlicht ungeeignet. Erstens sind die Begriffe (richtig / falsch …) nicht wirklich aussagekräftig beziehungsweise völlig „blöd“. Und zweitens meine ich, alle Kritiker/innen sollten mit eigenen Worten schreiben, was gefällt oder missfällt und warum. Und mit eigenem Namen dazu stehen.

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    • Corinne Duc
      Gepostet um 15:42 Uhr, 23. Oktober

      A propos ethisch-horizontale Ausrichtung und Umweltschutz kommt mir gerade das Gleichnis vom barmherzigen Samariter in den Sinn. Die Hochfrommen dürfen den Kranken ja nicht anrühren – für sie wäre das etwas zu unreines. Haben die KirchenvertreterInnen Angst, sich mit so etwas wie seriösem Engagement für Umweltschutz zu beschmutzen?
      Die Kritiktabellen finde ich nicht unbedingt nur blöd – sie bewahren uns davor, dass dieselben Gedanken zigfach ausgeschrieben werden (müssen).

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  • Anonymous
    Gepostet um 11:12 Uhr, 23. Oktober

    Aber genau auf das wird es hinauslaufen, liebe Frau Oberholzer. Wenn wir den Sonntag abschaffen und dann am siebten Tag immer noch im gleichen Fahrwasser treiben, wie an den anderen sechs Tagen, werden wir die grundsätzlichen Schwierigkeiten nicht lösen können. Die Gefahr ist gross, sich am siebten Tag auch noch mit Einkaufen von den sozialen Problemen und den Kollateralschäden der Leistungsgesellschaft.abzulenken.
    Herzliche Grüsse, Marianne Lauener

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  • Barbara Oberholzer
    Gepostet um 11:13 Uhr, 23. Oktober

    Danke, Herr Rolla! Und ich häng doch gleich noch Mk 2,27 hintenan, das mir immer wieder mal zu Leitschnur wird: Ist der Mensch für den Sabbat da oder der Sabbat für den Menschen?

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    • Christof Bauernfeind
      Gepostet um 15:18 Uhr, 23. Oktober

      Der Sabbat ist für den Menschen da, damit die ganze Hektik mal eine wenigstens kurze Pause einlegt. Darum sollte man ihn auch nicht einfach aus dem Fenster werfen.

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  • michael vogt
    Gepostet um 12:14 Uhr, 23. Oktober

    den tag ohne rasenmäher möchte ich nicht missen

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    • Anita Ochsner
      Gepostet um 12:32 Uhr, 23. Oktober

      doch mit Wäscheaufhängen draussen! 😉

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  • Marianne Lauener-Rolli
    Gepostet um 14:24 Uhr, 23. Oktober

    Liebe Frau Oberholzer
    Ich weiss nicht, wo mein zweiter Post gelandet ist; wahrscheinlich im Nirwana, ich kann ihn jedenfalls nirgendwo sehen.
    Was ich sagen wollte: Genau die von Ihnen angesprochenen sozialen Probleme und die Kollateral Schäden der Leistungsgesellschaft werden sich nicht lösen und kaum heilen, indem ein weiterer Tag zum Konsumieren zur Verfügung steht. – Meiner Meinung nach verschiebt und vergrössert dies die „gesellschaftlichen Baustellen“ eher noch.
    Freundlich grüsst Sie Marianne Lauener

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  • Arnold Landtwing
    Gepostet um 08:03 Uhr, 24. Oktober

    In Kursen mit Ehepaaren bin ich schon mit einer kleinen, neckischen Übung eingestiegen: Ich nannte ein einzelnes Wort und die Teilnehmer notierten sich die erste Assoziation, die ihnen einfiel. Im anschliessenden Austausch offenbarten sich dann die verschiedenen Bilder, die ausgelöst wurden. Ein paar Beispiele. „Schuss“: Die Frau nennt Gewalt, der Mann strahlt und schwärmt von der Jagd, für ihn die schönste Zeit im Jahr. „Auto“: er riecht die Abgase, für sie bedeutet das Fahrzeug Freiheit.

    Präzis gleich funktioniert es mit „Sonntagsruhe“. Für die einen ein unangenehm empfundener Zwang zur Leere, der mit Ablenkung gefüllt werden muss, für andere Innehalten im Wochenrhythmus mit Zeit zur Erholung und Besinnung. Tatsache ist: Sonntagsruhe bleibt ein Thema und fordert heraus.

    Wer genau hinhört, stellt fest, dass mein Kommentar im Wort zum Sonntag weniger eine väterlich-treuherzige Warnung darstellt, als vielmehr eine nüchtern-realistische Beobachtung: Dass nämlich mit Definitionen, die irgendwo an einem Schreibtisch im Seco, im Kanton oder der Stadt entstehen die Ladenöffnungszeiten am Sonntag zusätzlich ausgeweitet werden. Das sind Fakten, die geschaffen sind, davor muss nicht mehr gewarnt, sie können nur noch zur Kenntnis genommen werden.

    Öffentlich diskutiert wurden vor ein paar Jahren die Bedingungen für grosse Bahnhöfe, Tankstellen und den Flughafen. Die geschaffenen gesetzlichen Rahmenbedingungen gilt es zu akzeptieren. Bei einer stillen und nicht diskutierten Ausweitung wie jetzt in Zürich lege ich jedoch den Finger auf den wunden Punkt. Wo theoretisch die Möglichkeiten geschaffen werden, am Sonntag einen Laden zu öffnen, wird dies praktisch auch geschehen – und dies ist jetzt ohne Gesuch und ohne Bewilligung möglich. Das ist zwar legal, aber trotzdem eine Ausweitung. Und das kommentiere ich kritisch. Da halte ich dagegen und rufe zum Schützen der (noch vorhandenen) Sonntagsruhe auf. Wer den vollständigen Text von diesem Wort zum Sonntag lesen statt hören will, findet ihn als Blog unter https://blog.zhkath.ch/standpunkt/salamitaktik-saebelt-sonntagsruhe-ab/

    Ich bin Realist. Mir geht es nicht um ein Zurückdrehen der Zeit und das leidende Bedauern des Verlustes einer idyllisch verklärten Sonntagsruhe der Vergangenheit. Sonntagsarbeit ist in vielen Bereichen bereits Alltag, notwendig und wertzuschätzen. Als Theologe und Familienvater ist es mir jedoch ein wichtiges Anliegen, dem Rest der noch bestehenden Sonntagsruhe Sorge zu tragen. Die Schicksale junger Menschen, die ich kenne und die in unserer rast- und ruhelosen Zeit mit 25 Jahren bereits ein Burnout erlitten haben, häufen sich. Sie gehen mir nahe und werfen die Frage auf, wie und wo wir heute noch zur Ruhe kommen und neue Kraft tanken können. Gerade wer ausgebrannte Menschen im Spital oder psychiatrischen Einrichtungen seelsorgerlich betreut und begleitet, weiss um den Preis ununterbrochener Betriebsamkeit: er ist zu hoch – zuerst menschlich und dann aber auch wirtschaftlich.

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    • Barbara Oberholzer
      Gepostet um 09:20 Uhr, 24. Oktober

      Lieber Herr Landtwing,
      ich freue mich sehr, dass Sie reagiert haben. Vieles, was Sie jetzt in Ihrem Kommentar schreiben, konnte ich im „Wort zum Sonntag“ so nicht heraushören.
      Die Bilder, die zur Sonntagsruhe in mir hochgestiegen sind, sind übrigens ganz ernst gemeint, in meiner eigenen Familie habe ich den Sonntag mit kleinen Kindern durchaus positiv erfahren. Doch das ist eben nicht alles. Und als berufstätige Mutter war und bin ich gottenfroh, dass es offene Läden auch am Sonntag gibt. In der Sache werden wir uns wohl nicht völlig einig werden :-).
      Dennoch grüsst SIe herzlich
      Barbara Oberholzer

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      • Arnold Landtwing
        Gepostet um 18:42 Uhr, 24. Oktober

        Liebe Frau Oberholzer
        Wie langweilig wäre es doch, wenn wir uns überall einig wären. Dann hätte ja ein Blog keinen Sinn 😉
        Und: Hören und Lesen eines Beitrags kann inhaltlich durchaus verschieden wahrgenommen werden.
        Ich bin dezidiert der Meinung, dass gerade wir als Theologe / Theologin für den Erhalt der noch bestehenden Sonntagsruhe einstehen müssen. Wer sonst, wenn nicht wir?! In dem Moment, da wir dies nicht mehr tun, können wir gleichzeitig unsere spirituelle Bankrotterklärung abgeben. Bleiben wir dran: Sie in Ihrem Wirkungsfeld, ich in meinem.
        Freundliche Grüsse und: auf wiederbloggen 😉
        Arnold Landtwing

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        • michael vogt
          Gepostet um 21:50 Uhr, 24. Oktober

          das wäre nicht langweilig, weil wir uns nämlich voll auf eine gemeinsame strategie konzentrieren könnten. es wird ja auch gesagt, ohne tod wäre das leben langweilig. integration und damit transformation des todes bedeutet aber, dass die ganze spannung des todes auf das leben übergeht: ein leben ohne „unfälle und verbrechen“ ist möglich, lebendiger.

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        • Barbara Oberholzer
          Gepostet um 22:55 Uhr, 24. Oktober

          ?

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        • Barbara Oberholzer
          Gepostet um 22:56 Uhr, 24. Oktober

          ?@Arnold Landtwing

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  • Marcus Degonda
    Gepostet um 08:08 Uhr, 24. Oktober

    Wir leben in einer 7d/24h-Gesellschaft. Ich z.B. arbeite als Sigrist auch am Wochenende, und das für die Kirche. Dafür ist der Montag mein Sabbat. In meiner Studienzeit habe ich als Nachtwächter immer von 20:00 bis 05:00 gearbeitet. Die Freizeit-Angebote waren da an meinem „Feierabend“ relativ mager, bzw. nicht vorhanden.
    Es gibt viele (immer mehr) Menschen, die für und während unserer Norm-Freizeit arbeiten. Man könnte auch für diese eine Wochenstruktur aufbauen, die ihren Bedürfnissen entspricht. Auch diese Menschen haben einen Anspruch auf „Nacht- und Sonntagsruhe“. Warum keine kirchlichen Angebote auch für sie?

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  • Corinne Duc
    Gepostet um 10:37 Uhr, 24. Oktober

    Ich glaube nicht dass es hilft, wenn jedeR von der eigenen Darstellung behauptet, das sei nun die objektive Sicht. Es gibt nun einmal eine Vielfalt von Interessen, Präferenzen und weiteren Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Festgelegte regelmässige freie Tage und Zeiten kommen den Einen entgegen, Andere brauchen ihre eigenen Lebensrhythmen. Die Koordination von Schulzeiten ist vor allem für Kinder bzw. ihre Betreuenden wichtig, und gemeinsame freie Zeiten erleichtern das soziale Zusammensein. Allerdings wird in Ballungszentren bald einmal ein erträgliches Mass überschritten, wenn alle gleichzeitig ins Museeum, ins Hallenbad, auf den Aussichtsberg wollen. Zumal viele alleinerziehende Eltern, die es mit der Planung in dieser Hinsicht manchmal etwas einfacher haben, sind froh, wenn sie sich nicht auch noch in die Schlangen einreihen müssen, sondern mit den Kindern dann etwas unternehmen können, wenn es weniger Leute hat.
    Der umgekehrte Fall wird vielleicht immer seltener: dass auf dem Land jene, die an offiziellen Ruhetagen keine zu ihrer Erholung und Erquickung dienenden Bedingungen finden, auch draussen keine freundlich zugewandten Menschen und sicheren Orte finden.
    Eine gemischte Strategie ist hier sicher sinnvoll, es kommt aber darauf an dass diese einander nicht zu sehr behindern. Also keine unnötig rigiden Freizeitvorgaben einerseits; genügend Ruhe und Erholungsraum für alle, auch ausserhalb der „Normalfreizeit“.
    Gerade für Letzteres (weniger Autolärm, weniger Abgase, mehr natürliche Freiräume) sind für die Menschen immer rarer und überlebens-wichtiger werdende Schutzbedingungen, für welche sich die kirchlichen Beauftragten im Allgemeinen (d.h., wenn es nicht gerade der Rettung der Sabbatgebots geht) leider sehr selten einsetzen. Warum eigentlich?

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    • michael vogt
      Gepostet um 22:16 Uhr, 24. Oktober

      jesus hatte mit der bekämpfung der armut den richtigen ansatz. die gefährdung der natürlichen lebensgrundlagen gab es damals noch nicht. eine anti-these („aber nicht zu sehr“) zu „mehret euch“ findet sich in bergpredigt nicht. es mangelt an der weiterentwicklung seiner lehre. er sprach von der bis hundertfachen gegenwart dessen, was man nicht beansprucht: der naturschutz schlechthin. ohne einen gewissen grad an natürlichkeit ist das leben nicht mehr leben. das wäre dann nicht zu befürchten.

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