Kirche und Politik

Religion als Privatsache

Einen Monat vor der Abstimmung über die „Selbstbestimmungsinitiative“ und die „Überwachung von Versicherten“ und während der Kampagne „Kirche für KOVI“, positionieren sich viele Kirchenvertreter*innen, kirchliche Organisationen und Kirchgemeinden für die Menschenrechte, für die Privatssphäre von Versicherten und für die Wahrnehmung der Verantwortung schweizerischer Konzerne. Damit erregen sie oft den Unmut Andersdenkender. Dieser Unmut bezieht sich aber weniger auf die vertretene Position, sondern viel mehr darauf, dass eine Religionsgemeinschaft oder deren Vertreter*innen sich überhaupt politisch einbringen. Dahinter steckt ein Missverständnis, das den säkularen Rechtsstaat im Verhältnis zu den Religionsgemeinschaften betrifft und die Religionen auf den Bereich des Privaten begrenzen will.

Weltanschaulich neutral

Der weltanschaulich neutrale Staat ist eine politische Reaktion auf den religiösen und weltanschaulichen Pluralismus unserer Gesellschaft. Die Verfassung garantiert dabei die Glaubens- und Gewissenfreiheit (Art. 15) positiv, indem sie die Wahl- und Bekenntnisfreiheit weltanschaulicher Überzeugungen sowie das Recht einer Religionsgemeinschaft beizutreten und religiösem Unterricht zu folgen, gewährleistet (Abs. 1-3). Und sie sichert die Religionsfreiheit negativ: „Niemand darf gezwungen werden, einer Religionsgemeinschaft beizutreten oder anzugehören, eine religiöse Handlung vorzunehmen oder religiösem Unterricht zu folgen.“ (Abs. 4) Der säkulare, weltanschaulich neutrale Rechtsstaat verbannt die Religionen damit keineswegs aus der Öffentlichkeit, aus dem Politischen, in die Privatssphäre, sondern schützt das Recht auf freie Religionsausübung und das Recht an religiösen Gemeinschaften nicht teilzunehmen, religiöse Handlungen nicht vorzunehmen und religiösem Unterricht nicht folgen zu müssen. Die Entscheidung, ob jemand an einem Ritual teilnehmen, einer Religionsgemeinschaft angehören oder sich einer bestimmten religiösen Lehre zuwenden will, soll demnach frei erfolgen und ist in diesem Sinne privat. Das ist gewissermassen der Deal: Religionen dürfen öffentlich auftreten, insofern sie niemanden zwingen, sich ihnen durch Zustimmung oder Praxis anzuschliessen.

Trennung von Kirche und Staat

In der Schweiz gibt es aber keine vollständige Trennung von Kirche und Staat. Der Art. 72 der Bundesverfassung hält fest, dass die Kantone das Verhältnis zwischen Kirche und Staat regeln. In den meisten Kantonen – nicht in Neuenburg und Genf – hat dies zum System des Landeskirchentums geführt. Gewissen Religionsgemeinschaften wird der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zuerkannt. In der Mehrheit organisieren die Kantone ihr Verhältnis zu den grossen – sei die Grösse über Mitgliederzahlen, Geschichte oder beides bemessen – Religionsgemeinschaften kooperativ. Damit unterscheiden sie sich sowohl vom französischen Laizismus, der eine radikale Trennung von Religionsgemeinschaften und Staat umsetzt, wie auch von der staatlich enthaltsamen Interpretation der Trennung von Religionsgemeinschaften und Staat in den USA. Frankreich legt den Fokus auf die Garantie der negativen, die USA auf die Garantie der positiven Religionsfreiheit. Die meisten Kantone in der Schweiz erkennen gewisse Religionsgemeinschaften als Kooperationspartnerinnen an und verstehen die kulturelle Gestaltung des Miteinanders als Teil der öffentlichen Aufgabe. Die Verfassung des Kantons Zürich verpflichtet dazu in Art. 7: „Kanton und Gemeinden schaffen günstige Voraussetzungen für den Dialog zwischen den Kulturen, Weltanschauungen und Religionen.“ Die Kooperation mit den kirchlichen Körperschaften umfasst beispielsweise sogar die Regelung über die Zuständigkeit und das Verfahren für die Wahl der Pfarrerinnen und Pfarrer sowie deren Amtsdauer (Art.130,3) und unterstellen die Landeskirchen der kantonalen Oberaufsicht (Art.130,5).

Kein Christentum, das nicht auch politisch wäre

Es gibt aber auch theologische Gründe, die eigene Verbannung aus der Öffentlichkeit nicht hinzunehmen. Christinnen und Christen sind nicht nur zum Gebet im privaten Kämmerlein aufgerufen, sondern ebenfalls zur Nachfolge und zur Verkündigung des Evangeliums in der Welt. Sie verstehen weltliche Macht als eine von Gott verliehene und deshalb auch nicht von der Kirche zu besetzende Position. Aus evangelischer Perspektive ist deshalb beides unmöglich: Die weltliche Ordnung in einen Gottesstaat umformen und eine reine Eigengesetzlichkeit der Politik gegenüber dem Reich Gottes zu denken. Es stimmt schon, unter jedem politischen System – so glaubt der Glaube – kann Gottes Stimme die Menschen erreichen. Aber, und auch dies glaubt der Glaube, keine Herrschaft entzieht sich letztlich Gottes Zuwendung zu den Menschen. Karl Barth hat deshalb die „Christengemeinde“ in der „Bürgergemeinde“ als exemplarische Existenz begriffen, die – mehr durch das, was sie ist, als durch das was sie sagt – sich zugleich mit der Welt solidarisch zeigt und auf den geglaubten Grund dieser Welt hinweist. Nicht als Partei, die sich von anderen Parteien unterscheidet, sondern durch Parteinahme und Zeugnis für das Reich Gottes, das unsere Kleingeistigkeit und Angst übersteigt. Christinnen und Christen bringen sich deshalb nicht gegen die SVP, gegen die SP oder gegen die Wirtschaft ein, sondern bezeugen den Wert des Menschen jenseits unserer Mehrheitsmeinung, jenseits seines ökonomischen Werts, feiern die Welt als Schöpfung und machen sie damit als Ressource problematisch und hoffen zusammen mit denen, die unter Unrecht leiden, dass dieses Unrecht nicht das letzte Wort behalten wird. Vielleicht – und ich denke das immer wieder, wenn eine christliche oder evangelische Partei ihren Zeitgeist zum religiösen Wert verklärt – gibt es keine christliche Politik. Aber ganz sicher gibt es kein Christentum, das nicht auch politisch wäre.

Unbedingt!

Als Christ weiss ich nicht, wie Gottes Abstimmungszettel ausschaut. Ich habe bloss eine Hoffnung, dass sein Reich kommt und irgendwann sein Wille geschieht. Vieles von dem, was in der Geschichte geschehen ist und was heute in der Zeitung steht, kann ich nicht als seinen Willen begreifen. Noch weniger aber kann ich angesichts dessen meine Hoffnung nur auf mich selbst oder eine künftige Welt beziehen. Jesus hat sich den letzten Richter so gedacht, dass dieser alles, was wir gegenüber unseren Mitmenschen getan haben – mögen sie noch so arm, hilflos und unbedeutend sein -, auf sich selbst beziehen werde: Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. Und dass er alles, was wir für diese nicht getan haben, auch auf sich beziehen werde: Ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. Helmut Schmidt hatte wahrscheinlich Recht, als er behauptete, man könne mit der Bergpredigt keine Politik machen. Aber vielleicht bietet das Evangelium, bieten andere religiöse Überlieferungen Hilfen, gegen die Gefangenheit in der eigenen Angst vor Besitz-, Status- oder Wohlstandseinbussen. Hoffentlich nicht, indem sie uns noch mehr Angst vor noch schlimmeren, ewigen Folgen machen. Sondern in dem sie das, was wir in unserer kurzsichtigen Kleingeistigkeit veranstalten, in einen grösseren Zusammenhang stellen, uns bei allen Güter- und Zweckabwägungen an Unbedingtes erinnern, von dem wir alle leben.

Die Meinung des Autors in diesem Beitrag entspricht nicht in jedem Fall der Meinung der Landeskirche.

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20 Kommentare
  • Barbara Oberholzer
    Gepostet um 06:48 Uhr, 30. Oktober

    Guten Morgen diesseits! Bereits nach der Lektüre des ersten Abschnitts regt sich bei mir Widerspruch. Der Aufschrei, Kirche habe sich nicht politisch zu vrlautbaren, sondern sich um das Seelenheil ihrer MitgliederInnen zu kümmern, erschallt dann besonders laut, wenn sie zu „links“ erscheint. Und er erschallt in der Schweiz fast ausschliesslich von rechtskonservativer Seite. Er hat glasklar mit den kirchlich vertretenen Überzeugungen zu tun. Ob alles, was einem nicht ins eigene politische Programm passt, gleich pauschal als „links“ abgetan werden kann, ist eine andere Frage.

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    • Esther Gisler Fischer
      Gepostet um 09:25 Uhr, 01. November

      Liebe Barbara
      ‚Das Mitglied‘ ist wohl eines der wenigen Personenbezeichnungen, welches sächlich ist. Belassen wir es doch für einmal dabei! Sonst müssten wir Zuflucht suchen zu Wortschöpfungen wie Mit- und Ohneglied! 😉
      Mit frohem Gruss
      Esther.

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      • michael vogt
        Gepostet um 10:10 Uhr, 01. November

        oder mit. . . resp ganz einfach wie unten „mitglider“

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      • Alpöhi
        Gepostet um 23:45 Uhr, 02. November

        „Die Mitgliederin, der Mitgliederich“ wäre auch noch eine Variante. (Die Sprache lebt 😉 )

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    • Alpöhi
      Gepostet um 23:54 Uhr, 02. November

      Auch bei mir regt sich Widerstand gegen den Text. Es handelt sich eben gerade nicht um ein Missverständnis, wenn sich Menschen die Einmischung der Kirche verbitten. Vielmehr handelt es sich um den selben Reflex, der zum Tragen kommt, wenn „der Überbringer der schlechten Nachricht geköpft wird“: Man will die schlechte Nachricht einfach nicht wahr haben, und tut sie als „links“ oder „ewig-gestrig“ oder „politisch deplaziert“ ab (suchen Sie sich etwas aus).

      Natürlich ist damit noch überhaupt keine Aussage zum Wahrheitsgehalt der kirchlichen Einmischung gemacht…

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  • THOMAS GROSSENBACHER
    Gepostet um 07:05 Uhr, 30. Oktober

    … dem ist beizupflichten. Gerade weil das Christentum den Gedanken vom einstigen Gericht (et iterum venturus est cum gloria) Chistus vorbehält, müssen Christ*innen sich nicht als Richter missverstehen. Positiv und konstruktiv würde das für das realpolitische Engagement hier und jetzt bedeuten: „richtet auf, damit ihr aufgerichtet werdet“, (das zeigt was mit dem Satz: „richtet nicht, damit …“ im Grunde gemeint sein dürfte.). Da wäre dann die Auferstehungsbotschaft in der politischen Stellungnahme als prophetisch-aufbauende, befreiende erkennbar. (Es ist auch hier so: C’est le ton qui fait la musique.)

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  • michael vogt
    Gepostet um 07:56 Uhr, 30. Oktober

    ich finde, in der begegnung des auferstandenen mit maria magdalena findet ein paradigmenwechsel statt. die motivation zur humanität kommt nicht mehr aus elternbindung – also auch nicht durch das evangelium vom kommenden „reich meines vaters“, auch nicht durch eine vaterfigur, die alles auf sich selbst bezieht, und ja dann mit „ewigen folgen“ droht (narzisstische störung? oder andererseits traumaüberreste?) – sondern aus der zwischenmenschlichen beziehung. nicht zuletzt aus der partnerschaft. die kirche oder einzelne ihrer mitglider sprechen nicht als autorität, die befehlen und sanktionieren könnte, sondern als stimme im demokratischen staat. und das letzbegründete ja kommt andesgesinnten genau so zu wie gleichgesinnten. die beiden letzgenannten facts könnten die opposition gegen kirchliche stellungnahmen eventuell teilweise beheben.

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    • michael vogt
      Gepostet um 08:04 Uhr, 30. Oktober

      . . . wenn die tippfehler in den beiden letzten sätzen sie nicht verstärken 😉

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      • maus
        Gepostet um 08:24 Uhr, 30. Oktober

        und noch ein versehen: habe „falsch“ gestreift, das dann gleich meinte, ich hätte es angeklickt > also eines wegzählen

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    • michael vogt
      Gepostet um 15:27 Uhr, 30. Oktober

      nicht eine reduktion auf das zwischenmenschliche. es müsste genauer heissen: „. . .beginnt ein paradigmenwechsel.“ die alternative zur elternbindung müsste genauer ausgeführt weren.

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  • Reinhard Rolla
    Gepostet um 12:28 Uhr, 30. Oktober

    Matthäus lässt in seiner „Auferstehungserzählung“ Jesus die Jünger wie folgt beauftragen: „Geht zu den Völkern und lehrt sie alles halten was ich euch befohlen (aufgetragen?) habe.“ – Leider schreibt Matthäus nicht, was genau Jesus aufgetragen haben soll. Ich denke, es muss etwas Übersichtliches, Träfes und also gut Merkbares gewesen sein. Kurz und einprägsam. Ausserdem bin ich sicher, dass Jesus das schon von Anfang an und immer wieder den Seinen zum Weitersagen aufgetragen hat. Ich denke, dass seine „Seligpreisungen“ (Mat 5) genau so etwas waren und sind. Jedenfalls sind – oder wären – sie eine Art „Massstab“, den die Seinen, – also auch wir Christen – an alle und alles angelegt werden kann oder könnte, was uns so begegne in unserer Welt (und Politik). In meinen Augen übertreffen sie an Prägnanz sowohl die „Zehn Gebote“, als auch die „Menschenrechte“ und das „Völkerrecht“. Also könnten – müssten – sie zum Beispiel auch der SVP ans Herz gelegt werden. Oder?

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    • Reinhard Rolla
      Gepostet um 12:33 Uhr, 30. Oktober

      Korrektur: … … Massstab, den die Seinen … an alle und alles anlegen können oder könnten… – Leider kann man einen Text nach dem Senden nicht mehr korrigieren…

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      • michael vogt
        Gepostet um 16:10 Uhr, 30. Oktober

        es ist vollkommen ok, dass du eine korrektur anbringst, finde ich. schliesslich geht es um die wahrheit (und nicht um schönheit und geschwindigkeit). sonst bin ich ketzerischer: jesus hat wohl eben doch in der naherwartung gelebt und war der meinung, es sie möglich, in der kurzen noch verbleibenden zeit vollkommen zu sein. „ihr aber sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer vater vollkommen ist.“ sein nicht-unterscheiden zwischen ehebruch und sexueller fantasie übetrifft die zehn gebote meines erachtens nicht. nicht ein guter beitrag zu metoo&co. dieser auftrag hat sich zum vollkommenheitsideal entwickelt. jesus hat die klerikale pädophiliekatastrophe mitverursacht. oder hat die überlieferung sein wort verfälscht? du beziehst dich ja auch nicht auf einen vollkommenheitsauftrag, sondern auf die seligpreisungen. das gefällt mir schon besser. in politischen stellungnahmen sollte, so erscheint es mir, herauskommen oder impliziert sein, dass wir uns nicht „einfach so“ auf jesus (der überlieferung) beziehen, nicht im stil „macht alle völker zu jüngern“, aber eben doch.

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        • michael vogt
          Gepostet um 16:18 Uhr, 30. Oktober

          „(und nicht nur. . .)“ wollte ich sagen, und der im nächsten satz folgende verschreiber „sie“ spricht bände

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        • Reinhard Rolla
          Gepostet um 09:13 Uhr, 31. Oktober

          Hallo Michael, ich habe bewusst die SELIGPREISUNGEN angeführt, weil die in meinen Augen – ohne die „denn“-Anfügungen – am ehesten originale Jesusworte sind. Bei vielen anderen vermeintlichen „Jesus-Texten“ bin ich mir sicher, dass sie – aus welchen Gründen auch immer – „von Unbekannt nachgeliefert“ wurden..

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  • Carsten Ramsel
    Gepostet um 18:48 Uhr, 30. Oktober

    Lieber Stephan,
    es ist schön, mal wieder etwas von Dir zu lesen. Der Text weiss zu gefallen, weil er gut strukturiert und sachlich formuliert ist. Gleichzeitig besitzt er genug Verve, so dass er auch überzeugt. Nur die Intention ist mir völlig unklar. Ich sehe mindestens drei Möglichkeiten, die mir alle nicht besonders aufregend vorkommen.

    1. Möglichkeit: Jenen etwas entgegenhalten, die den Kirchen das Recht auf öffentliche politische Äusserungen absprechen wollen, Mit Verlaub – das ist aus unzähligen Gründen überflüssig.
    2. Möglichkeit: Unter dem Eindruck der Kritik vergewissert man sich selbst, dass die Kirchen das Recht auf eine öffentliche politische Meinung haben dürfen. Sind die Selbstzweifel wirklich schon so gross?
    3. Möglichkeit: Ein Appell nach innen und eine Positionierung nach aussen, dass die Kirchen sich öffentlich politisch äussern sollten.

    Wenn ich die Situation in der Schweiz richtig einschätze, ist dieser wohl gemeinte Appell aus mindestens zwei Gründen nutzlos.
    a. Der Appell wurde schon oft getätigt – nicht nur, aber auch von Dir – und er ist innerkirchlich verhallt, weil man mehr mit sich selbst beschäftigt ist.
    b. Die öffentlichen politischen Äusserungen der Kirchen werden nur noch dann akzeptiert, wenn sie die eigenen politischen Positionen stützen. Sonst werden sie als gesellschaftsfern, rückständig und wirklichkeitsfremd zurückgewiesen.

    Habe ich etwas übersehen?

    Alles Liebe und Gute für Dich und Deine Familie aus dem fernen Hamburg. Ich vermisse Euch.
    Carsten

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    • stephan
      Gepostet um 20:21 Uhr, 30. Oktober

      lieber carsten! ganz herzlichen dank und viele liebe grüsse zurück!
      ich war tatsächlich von möglichkeit 1 motiviert und hätte dir vielleicht bis vor kurzem recht gegeben mit deiner einschätzung. in den letzten beiden wochen ist mir aber in den sozialen medien, v.a. auf fb, immer wieder aufgefallen, dass sich menschen über pfarrpersonen enervieren, die sich politisch äussern. es heisst dann: kümmert euch um euren laden. kirche und staat sind bei uns getrennt.
      darum lege ich so viel wert auf die wiedergabe der kantonalen umsetzung dieser trennung.
      natürlich fände ich auch die dritte möglichkeit attraktiv. aber so ein appell kann kaum von mir kommen und mein text war auch nicht so gemeint.
      herzlich und hoffentlich bis bald in basel oder bern!

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      • Reinhard Rolla
        Gepostet um 16:45 Uhr, 31. Oktober

        Sind wir als Pfarrer/innen nicht in der gesicherten Lage, auch ausserhalb von Gottesdienst und Religionsunterricht mit JESU BOTSCHAFT (eben: „Seligpreisungen“) argumentieren zu können? Ich habe Zeit meines Pfarrerlebend mit „das hat damals schon Jesus gesagt“ argumentiert. Bisweilen habe ich hinzugefügt „Und ich bin ganz und gar auf Jesu Spuren!“ Da auch SVP- und andere Leute sich als „Christen“ bezeichnen, müssten wir da doch einigermassen intakte Chancen haben. (Braucht nur jeweils ein bisschen Zivilcourage…)

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    • michael vogt
      Gepostet um 22:10 Uhr, 30. Oktober

      ja, nicht besonders aufregend, aber ein willkommenes repetitorium für teilnehmerInnen, die in dieser sache nicht so erfahren sind wie zb Sie. „mit sich selbst beschäftigt“ kann im übrigen auch positiv sein. bundesrat ignatio cassis hat es auf den punkt gebracht: ohne geist und spiritualität wäre unser leben sinnlos, die kirche ist der ort der auseinandersetzung. es ist erstaunlich wie – umgekehrt – von der politik her theologische äusserungen kommen von einer qualifizierung, die man in der kirche selbst fast ein bisschen suchen muss.
      https://www.diesseits.ch/kirche-und-politik/#comments > letzte antwort
      http://reformiert.info/artikel/jubil%C3%A4um/zeitung-zum-reformationsjahr-2017-0 > kommentar (zu bundesrat didier burkhalter)

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