Popsong des Mittelalters. Vernichtung des Islam bejubelt

Christlicher Popsong des Mittelalters. Vernichtung des Islam bejubelt

Singen, tanzen, Party, Freunde finden, das ist heute schon beinahe ein Glaubensbekenntnis für sich. Allerdings können Songs die Welt in Brand setzen und scheinbar berechtigte Feindschaft säen. Ein solches Lied ist das Rolandslied, auf Turnieren und an den Markttagen, den Partys des Mittelalters, bejubelt und in die Köpfe gebrannt. Waël Shawky, geboren in Alexandria und aufgewachsen im Islam, macht eine neue Version daraus, irritierend gekoppelt an die Sicht der bekämpften und ausgelöschten Muslime.

 

Betörende Szenerie und verwirrende Appetizer

Ein erwartungsvolles Publikum strömt beim Theaterspektakel Zürich in die Werft am Mythenquai. Für viele ist Waël Shawky, der ägyptische Künstler und Regisseur, kein Unbekannter. Auf der Bühne sitzen Fidjeri-Sänger in unterschiedlichsten Turbanen, mit wunderschönen langen Mänteln, die nicht in die Welt der Perlentaucher in der Golfregion, in die Welt der Fidjeri-Musik, gehören. Sie werden singen und tanzen, sie werden auf  verschiedenen Instrumenten trommeln. Hinter ihnen als Kulisse eine Karte von Aleppo, Mossul, Jerusalem, historische Zeichnungen, zeitgenössisch interpretiert. Im Laufe des Abends sickert ins Bewusstsein, dass das Lied, das die Musiker singen, nicht in Aleppo, Mossul und Jerusalem spielt. Sondern im Spanien der Sarazenen und im Frankenreich Karls des Grossen im 8. Jhrd. Der Text des Liedes läuft in Obertiteln oberhalb der Bühne. Aleppo, Mossul, Jerusalem sind Chiffren für die menschliche Unfähigkeit, die eigenen Überzeugungen nicht in Beziehung zu denen anderer setzen zu können, sondern immer die Macht und Gewalt entscheiden zu lassen.

 

Ein christlicher Djihad gegen die Sarazenen im 8. Jhrd

Waël Shawky sagt im Interview mit dem Strassenmagazin surprise: Jedem historischen Dokument haftet eine Art Zweifel an, egal aus welcher Quelle es stammt.

Shawky nimmt für seine Performance das Rolandslied, einen christlichen Popsong aus dem Mittelalter,  und übersetzt es ins Hocharabische. Das Lied besingt den Sieg der Franken-Heere Karls des Grossen über die Sarazenen, die muslimischen Eroberer auf der hispanischen Halbinsel und Angreifer im angrenzenden Frankenreich.

Auf mehreren Ebenen beginnt dieses Lied in der Version von Shawky zu schillern und Zweifel zu säen. Ein Engel sagt während des Kampfes zu Karl dem Grossen: Rächen kannst du dich am verbrecherischen Volk. Die geschlagenen Sarazenen klagen: Zu unserem Unglück sind wir geboren. Karl der Grosse lässt nur Muslime leben, die sich nicht gegen die gewaltsame Taufe wehren.  Das Lied trug dazu bei, die Feindschaft der Christen mit den Muslimen über Jahrhunderte als gottgewollt zu manipulieren.

 

Ein populäres Lied des Mittelalters richtet sich gegen die eigene Kultur und Religion

 Ausgerechnet Muslime singen diesen Popsong des Mittelalters, der das Christentum verklärt und den Islam verdammt. Wie singen sie es? Mit Zorn, mit Trauer, mit überwältigendem Kummer? Es ist ein Lied, das ihre Kultur und Religion als minderwertig und vernichtenswert beschreibt. Im Laufe des Abends, besonders zum Schluss beim Applaus, wird deutlich, Menschen haben die Möglichkeit, eine neue Richtung im Miteinander einzuschlagen.

 

Die sich reformierende Kirche – notwendiger Wandel in den Gehirnen

Barbara Weber und Martin Heller haben, zusammen mit dem Verein 500 Jahre Zürcher Reformation, dafür gesorgt, dass Geld von dort in diese Performance fliessen kann. Ecclesia semper reformanda – eine sich immer wieder wandelnde und reformierende Kirche – versetzt ProtestantInnen auch in die Lage, das Verhältnis zu den MuslimInnen anders aufzustellen. Sie wendet den Blick zurück in die Geschichte und schaut kritisch an, welche vorbewussten Rahmungen sich in den Köpfen von ChristInnen – und säkularisierten EuropäerInnen – festgesetzt haben.

 

 

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7 Kommentare
  • Esther Gisler Fischer
    Gepostet um 09:58 Uhr, 25. August

    Danke herzlich für diesen Einblick in eine ver-rückte Performance in einer verrückten Zeit! Es ist rben nie gut, wenn sich die Religion ins Lotterbett der Macht legt, bzw. die Mächtigen diese für ohre Gelüste instrumentalisieren.

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  • Alpöhi
    Gepostet um 10:27 Uhr, 25. August

    Ich dachte, das Mittelalter und seine finsteren Auswüchse (wie z.B. das Rolandlied) hätten wir seit Reformation, Aufklärung und postmoderner Beliebigkeit (genannt „Toleranz“) überwunden. Der Islam hat das noch vor sich. Denn eine islamische Subkultur, die Andersdenkende beiseite bombt, steckt gedanklich noch genau in dem Mittelalter, das hier im Artikel angeprangert wird. Es nützt also genau nichts, wenn dieses Lied in Zürich gesungen wird. Und es nützt auch nichts, wenn man es in Mossul oder Aleppo auf Arabisch singt, weil die dort ja schon die ganze Zeit solche Lieder singen.

    Was also ist zu tun? Ganz einfach: Militante Muslime an die Grenze stellen. Und freundlich sein zu den Muslimen, die sich anständig aufführen. So kann ein „normales“ Miteinander entstehen.
    Denn jede Zeit hat ihre Randgruppe, die integriert werden wird – früher waren es die, die man „Tschinggen“ oder „Jugos“ nannte. Und letztlich hängt es nicht daran, ob jemand Muslim ist oder Christ, sondern ob jemand freundlich mit seinem Nächsten umgeht. Womit wir wieder beim Jesuswort wären.

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    • michael vogt
      Gepostet um 19:37 Uhr, 26. August

      das politische rezept habe ich nicht, aber er sagt doch auch: „tut wohl denen, die euch hassen.“ und auch „die lieben, die auch euch lieben“ braucht kenntnisse des bewussten und unbewussten und motivation.

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  • Anke Ramöller
    Gepostet um 16:26 Uhr, 25. August

    Es wäre phantastisch, wenn Reformation und Aufklärung dazu geführt hätten, dass Brutalität gegen Andersdenkende unmöglich wären. Nun hat die Reformation aber gerade auch zu neuen Auswüchsen von Gewalt geführt. Und erst ein langer Prozess in der Folge des 30jährigen Krieges hat die Basis für ein europäisches Völkerrecht gelegt, durch das die Souveränität von Staaten anerkannt wurde.
    Wichtig finde ich, dass Waël Shawky seine Denkarbeit in einer Performance darbietet. Performances schliessen die vorbewussten Reaktionen mit ein. Buchstäblich entstehen neue Erfahrungen. Das bewusste Denken wird unterlaufen. Deshalb kann ich zwar von dieser Performance erzählen und versuchen, Bilder davon aufsteigen zu lassen. Tatsächlich ist es nochmals etwas anderes, die Performance zu erleben. Mich hat die Performance stark beeindruckt und mir ein verstörendes Bild der Brutalität der Christianisierung vermittelt, anders als ein Geschichtsbuch. Ich musste daran denken, wie die Christianisierung in Germanien durch Karl den Grossen, auch mit gewalttätigen Zwangstaufen, urtümliche germanische religiöse Rituale völlig ausgelöscht hat.. Nur war Karl der Grosse im Fall der Germanen so „erfolgreich“, dass heute keiner von den möglichen Nachfahren der damals Ausgelöschten seine alte Religion weiter ausgeübt hat.

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    • Alpöhi
      Gepostet um 11:19 Uhr, 26. August

      Verstörendes Bild der Christianisierung, ja. Dies ist ein Teil unserer Geschichte, mit dem wir leben müssen und mit dem wir uns versöhnen müssen.

      Aber was bringt es, dies zu zelebrieren? „Das europäische Christentum“ hat sich längst davon emanzipiert. Man macht das heute besser. Fragen Sie doch mal einen Ureinwohner in Papua-Neuguinea, der Christ geworden ist, ob er lieber wieder zurück möchte zu den „urtümlichen Ritualen der Naturreligion“, wie Menschenopfer, Blutrache usw.

      Und was bringt es, ein verstörendes Bild der Christianisierung ausgerechnet auf Arabisch zu zelebrieren???

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      • Esther Gisler Fischer
        Gepostet um 11:27 Uhr, 26. August

        LIeber Alpöhi
        Menschenopfer gibt es nach wie vor; -auch das X-tum ist davor nicht gefeit. Nicht mehr im ursprünglichen SInne zwar, doch was sind menschliche „Kollateralschäden“ andres al ein solches?
        Freundlich grüsst Sie auf Ihre Alp
        Esther Gisler Fischer.

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  • Jürg Baumgartner
    Gepostet um 15:21 Uhr, 28. August

    Mir scheint es – gerade in diesen Zeiten von Hasspredigern hüben und drüben (siehe Charlottesville) wichtig, wenn wir an unsere eigene Geschichte erinnert werden, auch an die eigene Unfähigkeit,, unsere Überzeugungen in Beziehung zu setzen mit den Überzeugungen anders Denkender und anders Glaubender. In meinen Augen haben Aufklärung und Säkularisierung in der westlichen Welt wenig an dieser Unfähigkeit verändert, denn durch technokratische Wissenschaft und aggressive Wirtschaftsweise kolonisieren wir auch heute noch ganze Kontinente und lassen nur unsere modernen „Glaubensmuster“ gelten! Alles, was sich dem in den Weg stellt, was nach Alternativen in Wirtschaft und Medizin und Gesellschaft sucht, wird in ähnlicher Weise verdrängt und niedergemacht oder zumindest kleingehalten, Mann könnte mit einigem Recht sagen, das Rolandslied feiert in neuen Gewändern durchaus Urstände! Wenn uns der Regisseur Waël Shawky auch daran erinnern will und kann, dann ist dazu von Herzen zu gratulieren!

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