Jüdisches Leben im Alpenraum

An Pfingsten war ich in Hohenems und habe mir dort neben der denkwürdigen Ausstellung „Die weibliche Seite Gottes“ auch die Dauerausstellung im Jüdischen Museum angeschaut. Berichtet wird darin in Worten, Bildern und Artefakten die Geschichte der Entstehung der dortigen jüdischen Gemeinde bis zu deren Auslöschung durch die Shoah. Die Gemeinde erlebte während ihrer langen Geschichte Zeiten der Blüte jüdischer Kultur und Musik wie dem Synagogengesang, dessen berühmter Vertreter Salomon Sulzer dort als Kantor wirkte, bevor er sich in Wien als Komponist niederliess.

Das liberale gesellschaftliche Klima in Hohenems machte es im 19. Jahrhundert möglich, dass Institutionen wie das erste Kaffeehaus im Vorarlbergischen ein Ort der Begegnung auf Augenhöhe zwischen der jüdischen wie christlichen Bevölkerung wurde; wenigstens für einige Zeit. Zur Jüdischen Kultusgemeinde Hohenems gehörten auch die in den anderen Gemeinden Vorarlbergs und von 1878 bis 1914 formell auch die in Tirol lebende jüdische Bevölkerung.

Und so verwundert es nicht, dass ich während meiner Sommerferien in Meran dort eine Synagoge mit angegliedertem Museum vorfand. Der liberale Rabbiner Aron Tänzer hatte diese damals eröffnet und nach seinem Engagement in Hohenems dort von 1905 bis 1907 gewirkt.

In der Stadt bin ich dann auf die mir aus deutschen Städten bekannten sogenannten „Stolpersteine“ gestossen, welche im Rahmen des Kunst-Projektes von Gunter Demnig am 19. und 20. Mai 2012 verlegt worden sind. Der Grossteil der Stolpersteine ist den im September 1943 deportierten und ermordeten Juden und Jüdinnen der Stadt gewidmet.

Dass Jüdisches Leben sich über den ganzen Alpenbogen erstreckt(e) war mir so nicht bewusst. Wie heisst es doch so schön: „Wenn eine eine Reise tut, dann kann sie was erleben!“

Links zum Thema:

Kunst-Projekt „Stolpersteine“ von Gunter Demnig (man kann für 120 Euro auch die Patenschaft für weitere Gedenksteine übernehmen)
http://www.stolpersteine.eu/start/

Jüdisches Museum Hohenems, Ausstellung „Die weibliche Seite Gottes“ und Dauerausstellung „Heimat Diaspora. Das Jüdische Museum Hohenems“
http://www.jm-hohenems.at/

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